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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Gegensätze des 14ten u. 15ten Jahrh.
Den päpstlichen Beamten widersetzte sich Ferdinand der Ka-
tholische nicht selten.

Nicht minder als die spanischen, waren auch die por-
tugiesischen geistlichen Ritterorden St. Jacob, Avis, der
Christorden, dem die Güter der Templer zugefallen, Pa-
tronate der Krone 1). König Emanuel erlangte von Leo X.
nicht allein den dritten Theil der Cruciata, sondern auch
den Zehnten von den geistlichen Gütern, ausdrücklich mit
dem Rechte, ihn nach Gutdünken und Verdienst zu ver-
theilen.

Genug allenthalben, durch die ganze Christenheit, im
Süden wie im Norden, suchte man die Rechte des Pap-
stes einzuschränken. Es war besonders ein Mitgenuß der
geistlichen Einkünfte und die Vergabung der geistlichen
Stellen und Pfründen, was die Staatsgewalt in Anspruch
nahm. Die Päpste leisteten keinen ernstlichen Widerstand.
Sie suchten zu behaupten so viel sie konnten: in dem übri-
gen gaben sie nach. Von Ferdinand, König in Neapel,
sagt Lorenzo Medici bei Gelegenheit einer Irrung desselben
mit dem römischen Stuhle, er werde keine Schwierigkeiten
machen, zu versprechen: bei der Ausführung seiner Ver-
pflichtungen werde man ihm später doch nachsehen, wie es
von allen Päpsten gegen alle Könige geschehe 2). Denn auch

1) Instruttione piena delle cose di Portogallo al Coadju-
tor di Bergamo: nuntio destinato in Portogallo. Ms.
der In-
formationi politiche in
der K. Bibl. zu Berlin Tom. XII. Leo X.
gewährte dieß Patronat der Orden: contentandosi il re di pagare
grandissima compositione di detto patronato.
2) Lorenzo an Johann de Lanfredinis. Fabroni Vita Lau-
rentii Medici II. p.
362.

Gegenſaͤtze des 14ten u. 15ten Jahrh.
Den paͤpſtlichen Beamten widerſetzte ſich Ferdinand der Ka-
tholiſche nicht ſelten.

Nicht minder als die ſpaniſchen, waren auch die por-
tugieſiſchen geiſtlichen Ritterorden St. Jacob, Avis, der
Chriſtorden, dem die Guͤter der Templer zugefallen, Pa-
tronate der Krone 1). Koͤnig Emanuel erlangte von Leo X.
nicht allein den dritten Theil der Cruciata, ſondern auch
den Zehnten von den geiſtlichen Guͤtern, ausdruͤcklich mit
dem Rechte, ihn nach Gutduͤnken und Verdienſt zu ver-
theilen.

Genug allenthalben, durch die ganze Chriſtenheit, im
Suͤden wie im Norden, ſuchte man die Rechte des Pap-
ſtes einzuſchraͤnken. Es war beſonders ein Mitgenuß der
geiſtlichen Einkuͤnfte und die Vergabung der geiſtlichen
Stellen und Pfruͤnden, was die Staatsgewalt in Anſpruch
nahm. Die Paͤpſte leiſteten keinen ernſtlichen Widerſtand.
Sie ſuchten zu behaupten ſo viel ſie konnten: in dem uͤbri-
gen gaben ſie nach. Von Ferdinand, Koͤnig in Neapel,
ſagt Lorenzo Medici bei Gelegenheit einer Irrung deſſelben
mit dem roͤmiſchen Stuhle, er werde keine Schwierigkeiten
machen, zu verſprechen: bei der Ausfuͤhrung ſeiner Ver-
pflichtungen werde man ihm ſpaͤter doch nachſehen, wie es
von allen Paͤpſten gegen alle Koͤnige geſchehe 2). Denn auch

1) Instruttione piena delle cose di Portogallo al Coadju-
tor di Bergamo: nuntio destinato in Portogallo. Ms.
der In-
formationi politiche in
der K. Bibl. zu Berlin Tom. XII. Leo X.
gewaͤhrte dieß Patronat der Orden: contentandosi il re di pagare
grandissima compositione di detto patronato.
2) Lorenzo an Johann de Lanfredinis. Fabroni Vita Lau-
rentii Medici II. p.
362.
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[41/0067] Gegenſaͤtze des 14ten u. 15ten Jahrh. Den paͤpſtlichen Beamten widerſetzte ſich Ferdinand der Ka- tholiſche nicht ſelten. Nicht minder als die ſpaniſchen, waren auch die por- tugieſiſchen geiſtlichen Ritterorden St. Jacob, Avis, der Chriſtorden, dem die Guͤter der Templer zugefallen, Pa- tronate der Krone 1). Koͤnig Emanuel erlangte von Leo X. nicht allein den dritten Theil der Cruciata, ſondern auch den Zehnten von den geiſtlichen Guͤtern, ausdruͤcklich mit dem Rechte, ihn nach Gutduͤnken und Verdienſt zu ver- theilen. Genug allenthalben, durch die ganze Chriſtenheit, im Suͤden wie im Norden, ſuchte man die Rechte des Pap- ſtes einzuſchraͤnken. Es war beſonders ein Mitgenuß der geiſtlichen Einkuͤnfte und die Vergabung der geiſtlichen Stellen und Pfruͤnden, was die Staatsgewalt in Anſpruch nahm. Die Paͤpſte leiſteten keinen ernſtlichen Widerſtand. Sie ſuchten zu behaupten ſo viel ſie konnten: in dem uͤbri- gen gaben ſie nach. Von Ferdinand, Koͤnig in Neapel, ſagt Lorenzo Medici bei Gelegenheit einer Irrung deſſelben mit dem roͤmiſchen Stuhle, er werde keine Schwierigkeiten machen, zu verſprechen: bei der Ausfuͤhrung ſeiner Ver- pflichtungen werde man ihm ſpaͤter doch nachſehen, wie es von allen Paͤpſten gegen alle Koͤnige geſchehe 2). Denn auch 1) Instruttione piena delle cose di Portogallo al Coadju- tor di Bergamo: nuntio destinato in Portogallo. Ms. der In- formationi politiche in der K. Bibl. zu Berlin Tom. XII. Leo X. gewaͤhrte dieß Patronat der Orden: contentandosi il re di pagare grandissima compositione di detto patronato. 2) Lorenzo an Johann de Lanfredinis. Fabroni Vita Lau- rentii Medici II. p. 362.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/67>, abgerufen am 27.04.2024.