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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Das Reich. Pfalz.
hatten die neuen Ereignisse auch hier eine unbeschreib-
liche Wirkung.

Einmal bekam die Gegenreformation wieder frischen
Antrieb und ein neues Feld.

Nachdem Maximilian die Oberpfalz in Besitz genom-
men, zögerte er nicht lange die Religion daselbst zu än-
dern: -- er theilte die Landschaft in 20 Stationen, in de-
nen 50 Jesuiten arbeiteten: die Kirchen wurden ihnen mit
Gewalt übergeben, die Uebung des protestantischen Gottes-
dienstes überhaupt verboten: je mehr die Wahrscheinlichkeit
zunahm, daß das Land baierisch bleiben würde, um so
mehr fügten sich die Einwohner 1).

Auch die Unterpfalz betrachteten die Eroberer gleich
als ihr Eigenthum. Schenkte doch Maximilian sogar die
Heidelberger Bibliothek dem Papste!

Schon vor der Eroberung nemlich -- um hievon ein
Wort hinzuzufügen -- hatte der Papst durch den Nuntius
Montorio in Cöln den Herzog um diese Gunst ersuchen las-
sen: der Herzog hatte sie mit gewohnter Bereitwilligkeit
versprochen: bei der ersten Nachricht von der Einnahme
von Heidelberg machte dann Montorio sein Recht gel-
tend. Man hatte ihm gesagt, daß vornehmlich die Hand-
schriften von unschätzbarem Werthe seyen, und er ließ Tilly
nur bitten sie zunächst vor der Plünderung zu schützen 2).
Dann schickte der Papst den Doctor Leone Allacci, Scrip-

1) Kropff: Historia societatis Jesu in Germania superiori
tom. IV, p.
271.
2) Relatione di Mr Montorio ritornato nunzio di Colonia
1624. Die Stelle im Anhang.
30*

Das Reich. Pfalz.
hatten die neuen Ereigniſſe auch hier eine unbeſchreib-
liche Wirkung.

Einmal bekam die Gegenreformation wieder friſchen
Antrieb und ein neues Feld.

Nachdem Maximilian die Oberpfalz in Beſitz genom-
men, zoͤgerte er nicht lange die Religion daſelbſt zu aͤn-
dern: — er theilte die Landſchaft in 20 Stationen, in de-
nen 50 Jeſuiten arbeiteten: die Kirchen wurden ihnen mit
Gewalt uͤbergeben, die Uebung des proteſtantiſchen Gottes-
dienſtes uͤberhaupt verboten: je mehr die Wahrſcheinlichkeit
zunahm, daß das Land baieriſch bleiben wuͤrde, um ſo
mehr fuͤgten ſich die Einwohner 1).

Auch die Unterpfalz betrachteten die Eroberer gleich
als ihr Eigenthum. Schenkte doch Maximilian ſogar die
Heidelberger Bibliothek dem Papſte!

Schon vor der Eroberung nemlich — um hievon ein
Wort hinzuzufuͤgen — hatte der Papſt durch den Nuntius
Montorio in Coͤln den Herzog um dieſe Gunſt erſuchen laſ-
ſen: der Herzog hatte ſie mit gewohnter Bereitwilligkeit
verſprochen: bei der erſten Nachricht von der Einnahme
von Heidelberg machte dann Montorio ſein Recht gel-
tend. Man hatte ihm geſagt, daß vornehmlich die Hand-
ſchriften von unſchaͤtzbarem Werthe ſeyen, und er ließ Tilly
nur bitten ſie zunaͤchſt vor der Pluͤnderung zu ſchuͤtzen 2).
Dann ſchickte der Papſt den Doctor Leone Allacci, Scrip-

1) Kropff: Historia societatis Jesu in Germania superiori
tom. IV, p.
271.
2) Relatione di Mr Montorio ritornato nunzio di Colonia
1624. Die Stelle im Anhang.
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[467/0479] Das Reich. Pfalz. hatten die neuen Ereigniſſe auch hier eine unbeſchreib- liche Wirkung. Einmal bekam die Gegenreformation wieder friſchen Antrieb und ein neues Feld. Nachdem Maximilian die Oberpfalz in Beſitz genom- men, zoͤgerte er nicht lange die Religion daſelbſt zu aͤn- dern: — er theilte die Landſchaft in 20 Stationen, in de- nen 50 Jeſuiten arbeiteten: die Kirchen wurden ihnen mit Gewalt uͤbergeben, die Uebung des proteſtantiſchen Gottes- dienſtes uͤberhaupt verboten: je mehr die Wahrſcheinlichkeit zunahm, daß das Land baieriſch bleiben wuͤrde, um ſo mehr fuͤgten ſich die Einwohner 1). Auch die Unterpfalz betrachteten die Eroberer gleich als ihr Eigenthum. Schenkte doch Maximilian ſogar die Heidelberger Bibliothek dem Papſte! Schon vor der Eroberung nemlich — um hievon ein Wort hinzuzufuͤgen — hatte der Papſt durch den Nuntius Montorio in Coͤln den Herzog um dieſe Gunſt erſuchen laſ- ſen: der Herzog hatte ſie mit gewohnter Bereitwilligkeit verſprochen: bei der erſten Nachricht von der Einnahme von Heidelberg machte dann Montorio ſein Recht gel- tend. Man hatte ihm geſagt, daß vornehmlich die Hand- ſchriften von unſchaͤtzbarem Werthe ſeyen, und er ließ Tilly nur bitten ſie zunaͤchſt vor der Pluͤnderung zu ſchuͤtzen 2). Dann ſchickte der Papſt den Doctor Leone Allacci, Scrip- 1) Kropff: Historia societatis Jesu in Germania superiori tom. IV, p. 271. 2) Relatione di Mr Montorio ritornato nunzio di Colonia 1624. Die Stelle im Anhang. 30*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/479>, abgerufen am 26.04.2024.