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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Buch VIII. Die Päpste um d. Mitte d. 17. Jahrh.
im Jahre 1627 gegen 100000 Sc. Einkünfte 1). Es war
nicht vollkommen mit seinem Willen, daß auch Antonio
zum Cardinal ernannt ward, und nur unter der ausdrück-
lichen Bedingung geschah dieß, daß er keinen Antheil an
der Regierung nehmen sollte. Antonio war hochstrebend,
hartnäckig, stolz, wiewohl körperlich schwach: um wenig-
stens nicht in allem von seinem Bruder verdunkelt zu wer-
den, beeiferte er sich eine Menge Stellen zusammen zu
bringen, große Einkünfte, die im Jahre 1635 auch schon
auf 100000 Scudi anliefen: er bekam allein sechs Mal-
tesercommenden, was nun wohl den Rittern dieses Ordens
nicht sehr gefallen haben wird: auch nahm er Geschenke:
doch gab er auch wieder viel aus: er war mit Absicht frei-
gebig, um sich in dem römischen Adel einen Anhang zu bil-
den. Zur Gründung einer Familie durch Erwerbung erb-
licher Besitzthümer war der mittlere unter diesen Brüdern,
Don Taddeo, ausersehen worden. Er bekam die Würden
des weltlichen Nepoten, und ward nach seines Vaters Tode
General der Kirche, Castellan von S. Angelo, Governator
des Borgo: schon im Jahre 1635 war er mit so vielen
Besitzthümern ausgestattet, daß auch er ein jährliches Ein-
kommen von 100000 Sc. genoß 2), und unaufhörlich wur-
den neue erworben. Don Taddeo lebte sehr zurückgezo-

1) Pietro Contarini 1627. E di ottimi, virtuosi e lodevoli
costumi, di soave natura, e con esempio unico non vuole rice-
ver donativi o presente alcuno. Sara nondimeno vivendo il pon-
tefice al pari d'ogni altro cardinale grande e ricco. Hor deve
aver intorno 80000 sc. d'entrata di beneficii ecclci, e con li go-
verni e legationi che tiene deve avvicinarsi a 100m sc.
2) D. i. so hoch beliefen sich die Einkünfte von den Grund-

Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
im Jahre 1627 gegen 100000 Sc. Einkuͤnfte 1). Es war
nicht vollkommen mit ſeinem Willen, daß auch Antonio
zum Cardinal ernannt ward, und nur unter der ausdruͤck-
lichen Bedingung geſchah dieß, daß er keinen Antheil an
der Regierung nehmen ſollte. Antonio war hochſtrebend,
hartnaͤckig, ſtolz, wiewohl koͤrperlich ſchwach: um wenig-
ſtens nicht in allem von ſeinem Bruder verdunkelt zu wer-
den, beeiferte er ſich eine Menge Stellen zuſammen zu
bringen, große Einkuͤnfte, die im Jahre 1635 auch ſchon
auf 100000 Scudi anliefen: er bekam allein ſechs Mal-
teſercommenden, was nun wohl den Rittern dieſes Ordens
nicht ſehr gefallen haben wird: auch nahm er Geſchenke:
doch gab er auch wieder viel aus: er war mit Abſicht frei-
gebig, um ſich in dem roͤmiſchen Adel einen Anhang zu bil-
den. Zur Gruͤndung einer Familie durch Erwerbung erb-
licher Beſitzthuͤmer war der mittlere unter dieſen Bruͤdern,
Don Taddeo, auserſehen worden. Er bekam die Wuͤrden
des weltlichen Nepoten, und ward nach ſeines Vaters Tode
General der Kirche, Caſtellan von S. Angelo, Governator
des Borgo: ſchon im Jahre 1635 war er mit ſo vielen
Beſitzthuͤmern ausgeſtattet, daß auch er ein jaͤhrliches Ein-
kommen von 100000 Sc. genoß 2), und unaufhoͤrlich wur-
den neue erworben. Don Taddeo lebte ſehr zuruͤckgezo-

1) Pietro Contarini 1627. E di ottimi, virtuosi e lodevoli
costumi, di soave natura, e con esempio unico non vuole rice-
ver donativi o presente alcuno. Sarà nondimeno vivendo il pon-
tefice al pari d’ogni altro cardinale grande e ricco. Hor deve
aver intorno 80000 sc. d’entrata di beneficii ecclci, e con li go-
verni e legationi che tiene deve avvicinarsi a 100m sc.
2) D. i. ſo hoch beliefen ſich die Einkuͤnfte von den Grund-
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[22/0034] Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh. im Jahre 1627 gegen 100000 Sc. Einkuͤnfte 1). Es war nicht vollkommen mit ſeinem Willen, daß auch Antonio zum Cardinal ernannt ward, und nur unter der ausdruͤck- lichen Bedingung geſchah dieß, daß er keinen Antheil an der Regierung nehmen ſollte. Antonio war hochſtrebend, hartnaͤckig, ſtolz, wiewohl koͤrperlich ſchwach: um wenig- ſtens nicht in allem von ſeinem Bruder verdunkelt zu wer- den, beeiferte er ſich eine Menge Stellen zuſammen zu bringen, große Einkuͤnfte, die im Jahre 1635 auch ſchon auf 100000 Scudi anliefen: er bekam allein ſechs Mal- teſercommenden, was nun wohl den Rittern dieſes Ordens nicht ſehr gefallen haben wird: auch nahm er Geſchenke: doch gab er auch wieder viel aus: er war mit Abſicht frei- gebig, um ſich in dem roͤmiſchen Adel einen Anhang zu bil- den. Zur Gruͤndung einer Familie durch Erwerbung erb- licher Beſitzthuͤmer war der mittlere unter dieſen Bruͤdern, Don Taddeo, auserſehen worden. Er bekam die Wuͤrden des weltlichen Nepoten, und ward nach ſeines Vaters Tode General der Kirche, Caſtellan von S. Angelo, Governator des Borgo: ſchon im Jahre 1635 war er mit ſo vielen Beſitzthuͤmern ausgeſtattet, daß auch er ein jaͤhrliches Ein- kommen von 100000 Sc. genoß 2), und unaufhoͤrlich wur- den neue erworben. Don Taddeo lebte ſehr zuruͤckgezo- 1) Pietro Contarini 1627. E di ottimi, virtuosi e lodevoli costumi, di soave natura, e con esempio unico non vuole rice- ver donativi o presente alcuno. Sarà nondimeno vivendo il pon- tefice al pari d’ogni altro cardinale grande e ricco. Hor deve aver intorno 80000 sc. d’entrata di beneficii ecclci, e con li go- verni e legationi che tiene deve avvicinarsi a 100m sc. 2) D. i. ſo hoch beliefen ſich die Einkuͤnfte von den Grund-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/34>, abgerufen am 29.04.2024.