Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch. Sechstes Capitel.
nig von Spanien, ihn angreife. Diesen aber, der sich seit
drei Jahren großer Dinge wieder rühme, wolle er aufsu-
chen. "Wenn der König von Spanien Muth hat, so er-
warte er mich im offenen Felde. Mit Gottes Gnade ziehe
ich wider ihn. Es wird geschehn, was Gott gefällt!"

Die Gesandten wurden gefragt, wie lang man brauche,
um nach Regensburg zu kommen: sie antworteten, man
reite einen Monat, wenn man den kürzesten Weg nehme.
Die Osmanen zeigten sich entschlossen, den weiten Weg zu
machen.

Eben in Regensburg nemlich waren indessen die Stände
des Reichs zu dem lange verschobenen Reichstag zusam-
mengekommen; am 17. April hatte man die Verhandlun-
gen eröffnet.

Der Kaiser wünschte die ihm in Augsburg bewilligte
Hülfe noch zu steigern. Es war ein Gutachten der Kriegs-
räthe eingegangen, nach welchem 90000 Mann, wobei
20000 M. leichte Reiterei, erforderlich waren. 1 Der Kai-
ser wünschte nun, von dem Reiche 60000 M. zu erhal-
ten; dann versprach er auf eigne Kosten 30000 M. ins
Feld zu stellen. Es wäre aber ganz gegen das Herkom-
men des Reiches gewesen, eine frühere Bewilligung noch
zu erhöhen. Darauf war keine Gesandtschaft angewiesen.

1 Zu Fuß forderten sie 32000 M. mit langen Spießen, 10000
mit kurzer Wehr, 8000 gute Schützen, 500 Halbhaken und ein paar
tausend Mann, um das Feldgeschütz zu bedienen. Dieß berechneten
sie auf 118 Stück. 34 Falconen, 32 Falconet, 12 Schlangen, 8
Rothschlangen, 8 Singerin, 8 Carthaunen, 8 Scharfwetzen, 8 Mör-
ser. Gutachten der Kriegsräthe. Ueber die ersten Verhandlungen des
Reichstags enthält das Berliner Archiv die Briefe von Barfuß, wo
wir sehn, daß die Eröffnung desselben schon am 17. April geschah.

Sechstes Buch. Sechstes Capitel.
nig von Spanien, ihn angreife. Dieſen aber, der ſich ſeit
drei Jahren großer Dinge wieder rühme, wolle er aufſu-
chen. „Wenn der König von Spanien Muth hat, ſo er-
warte er mich im offenen Felde. Mit Gottes Gnade ziehe
ich wider ihn. Es wird geſchehn, was Gott gefällt!“

Die Geſandten wurden gefragt, wie lang man brauche,
um nach Regensburg zu kommen: ſie antworteten, man
reite einen Monat, wenn man den kürzeſten Weg nehme.
Die Osmanen zeigten ſich entſchloſſen, den weiten Weg zu
machen.

Eben in Regensburg nemlich waren indeſſen die Stände
des Reichs zu dem lange verſchobenen Reichstag zuſam-
mengekommen; am 17. April hatte man die Verhandlun-
gen eröffnet.

Der Kaiſer wünſchte die ihm in Augsburg bewilligte
Hülfe noch zu ſteigern. Es war ein Gutachten der Kriegs-
räthe eingegangen, nach welchem 90000 Mann, wobei
20000 M. leichte Reiterei, erforderlich waren. 1 Der Kai-
ſer wünſchte nun, von dem Reiche 60000 M. zu erhal-
ten; dann verſprach er auf eigne Koſten 30000 M. ins
Feld zu ſtellen. Es wäre aber ganz gegen das Herkom-
men des Reiches geweſen, eine frühere Bewilligung noch
zu erhöhen. Darauf war keine Geſandtſchaft angewieſen.

1 Zu Fuß forderten ſie 32000 M. mit langen Spießen, 10000
mit kurzer Wehr, 8000 gute Schuͤtzen, 500 Halbhaken und ein paar
tauſend Mann, um das Feldgeſchuͤtz zu bedienen. Dieß berechneten
ſie auf 118 Stuͤck. 34 Falconen, 32 Falconet, 12 Schlangen, 8
Rothſchlangen, 8 Singerin, 8 Carthaunen, 8 Scharfwetzen, 8 Moͤr-
ſer. Gutachten der Kriegsraͤthe. Ueber die erſten Verhandlungen des
Reichstags enthaͤlt das Berliner Archiv die Briefe von Barfuß, wo
wir ſehn, daß die Eroͤffnung deſſelben ſchon am 17. April geſchah.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0426" n="410"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Sechstes Buch. Sechstes Capitel</hi>.</fw><lb/>
nig von Spanien, ihn angreife. Die&#x017F;en aber, der &#x017F;ich &#x017F;eit<lb/>
drei Jahren großer Dinge wieder rühme, wolle er auf&#x017F;u-<lb/>
chen. &#x201E;Wenn der König von Spanien Muth hat, &#x017F;o er-<lb/>
warte er mich im offenen Felde. Mit Gottes Gnade ziehe<lb/>
ich wider ihn. Es wird ge&#x017F;chehn, was Gott gefällt!&#x201C;</p><lb/>
            <p>Die Ge&#x017F;andten wurden gefragt, wie lang man brauche,<lb/>
um nach Regensburg zu kommen: &#x017F;ie antworteten, man<lb/>
reite einen Monat, wenn man den kürze&#x017F;ten Weg nehme.<lb/>
Die Osmanen zeigten &#x017F;ich ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, den weiten Weg zu<lb/>
machen.</p><lb/>
            <p>Eben in Regensburg nemlich waren inde&#x017F;&#x017F;en die Stände<lb/>
des Reichs zu dem lange ver&#x017F;chobenen Reichstag zu&#x017F;am-<lb/>
mengekommen; am 17. April hatte man die Verhandlun-<lb/>
gen eröffnet.</p><lb/>
            <p>Der Kai&#x017F;er wün&#x017F;chte die ihm in Augsburg bewilligte<lb/>
Hülfe noch zu &#x017F;teigern. Es war ein Gutachten der Kriegs-<lb/>
räthe eingegangen, nach welchem 90000 Mann, wobei<lb/>
20000 M. leichte Reiterei, erforderlich waren. <note place="foot" n="1">Zu Fuß forderten &#x017F;ie 32000 M. mit langen Spießen, 10000<lb/>
mit kurzer Wehr, 8000 gute Schu&#x0364;tzen, 500 Halbhaken und ein paar<lb/>
tau&#x017F;end Mann, um das Feldge&#x017F;chu&#x0364;tz zu bedienen. Dieß berechneten<lb/>
&#x017F;ie auf 118 Stu&#x0364;ck. 34 Falconen, 32 Falconet, 12 Schlangen, 8<lb/>
Roth&#x017F;chlangen, 8 Singerin, 8 Carthaunen, 8 Scharfwetzen, 8 Mo&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;er. Gutachten der Kriegsra&#x0364;the. Ueber die er&#x017F;ten Verhandlungen des<lb/>
Reichstags entha&#x0364;lt das Berliner Archiv die Briefe von Barfuß, wo<lb/>
wir &#x017F;ehn, daß die Ero&#x0364;ffnung de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;chon am 17. April ge&#x017F;chah.</note> Der Kai-<lb/>
&#x017F;er wün&#x017F;chte nun, von dem Reiche 60000 M. zu erhal-<lb/>
ten; dann ver&#x017F;prach er auf eigne Ko&#x017F;ten 30000 M. ins<lb/>
Feld zu &#x017F;tellen. Es wäre aber ganz gegen das Herkom-<lb/>
men des Reiches gewe&#x017F;en, eine frühere Bewilligung noch<lb/>
zu erhöhen. Darauf war keine Ge&#x017F;andt&#x017F;chaft angewie&#x017F;en.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[410/0426] Sechstes Buch. Sechstes Capitel. nig von Spanien, ihn angreife. Dieſen aber, der ſich ſeit drei Jahren großer Dinge wieder rühme, wolle er aufſu- chen. „Wenn der König von Spanien Muth hat, ſo er- warte er mich im offenen Felde. Mit Gottes Gnade ziehe ich wider ihn. Es wird geſchehn, was Gott gefällt!“ Die Geſandten wurden gefragt, wie lang man brauche, um nach Regensburg zu kommen: ſie antworteten, man reite einen Monat, wenn man den kürzeſten Weg nehme. Die Osmanen zeigten ſich entſchloſſen, den weiten Weg zu machen. Eben in Regensburg nemlich waren indeſſen die Stände des Reichs zu dem lange verſchobenen Reichstag zuſam- mengekommen; am 17. April hatte man die Verhandlun- gen eröffnet. Der Kaiſer wünſchte die ihm in Augsburg bewilligte Hülfe noch zu ſteigern. Es war ein Gutachten der Kriegs- räthe eingegangen, nach welchem 90000 Mann, wobei 20000 M. leichte Reiterei, erforderlich waren. 1 Der Kai- ſer wünſchte nun, von dem Reiche 60000 M. zu erhal- ten; dann verſprach er auf eigne Koſten 30000 M. ins Feld zu ſtellen. Es wäre aber ganz gegen das Herkom- men des Reiches geweſen, eine frühere Bewilligung noch zu erhöhen. Darauf war keine Geſandtſchaft angewieſen. 1 Zu Fuß forderten ſie 32000 M. mit langen Spießen, 10000 mit kurzer Wehr, 8000 gute Schuͤtzen, 500 Halbhaken und ein paar tauſend Mann, um das Feldgeſchuͤtz zu bedienen. Dieß berechneten ſie auf 118 Stuͤck. 34 Falconen, 32 Falconet, 12 Schlangen, 8 Rothſchlangen, 8 Singerin, 8 Carthaunen, 8 Scharfwetzen, 8 Moͤr- ſer. Gutachten der Kriegsraͤthe. Ueber die erſten Verhandlungen des Reichstags enthaͤlt das Berliner Archiv die Briefe von Barfuß, wo wir ſehn, daß die Eroͤffnung deſſelben ſchon am 17. April geſchah.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/426
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/426>, abgerufen am 29.04.2024.