Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite
15. Cap. Wie die gesäeten

Da ich albereit die Ursachen angezeiget, war-
um die Samen solchergestalt der feuchten Erde
müssen einverleibet werden, so läst sich solches auch
füglich damit erläutern, daß bey allen Pflanzen,
Stauden und Bäumen, wenn man sie an ihre ge-
hörige Oerter versetzet, die Erde angedrucket, ja
an die Wurzeln derer Bäume angetreten werden
muß. Wird dieses unterlassen, so bekleiben ge-
wiß weder die Pflanzen und Stauden, noch die
Bäume. Eben so verhält es sich mit den Sa-
men, wenn sie in der ausgetrockneten Erde hohl
liegen, so können sie ihre gehörige Feuchtigkeit
zum Aufquellen und Aufgehen nicht genugsam an
sich ziehen, verschimmeln und verderben in der
Erde, und bleiben eben so wie jene als todt liegen.

Bey den obigen Regeln fallen mir noch ei-
nige bedenkliche Umstände bey, welche nicht unbe-
rührt lassen kan: nemlich wenn das Land vor dem
Winter zubereitet wird, so überkomt man mit den
aufgehenden Samen unterweilen viel Gras und
Unkraut, inzwischen ist es bey dieser Bestellung
wegen des Aufgehens desto gewisser. Wenn hin-
gegen die Ländereyen im Frühjahre zubereitet
worden, so bekomt man nicht so viel Gras und
Unkraut mit denen aufgehenden Früchten. Un-
terweilen geschiehet es auch, daß gar kein Gras
mit hervorwächset, und wenn solches ganz aussen
bleibet, so sind die Kanker, Goldhäner, Regen-
und andere Würmer so schlim, daß sie die jungen
Früchte sowol im Aufgehen, als auch wenn sie
albereit aufgegangen sind, hinweg fressen, und so

man
15. Cap. Wie die geſaͤeten

Da ich albereit die Urſachen angezeiget, war-
um die Samen ſolchergeſtalt der feuchten Erde
muͤſſen einverleibet werden, ſo laͤſt ſich ſolches auch
fuͤglich damit erlaͤutern, daß bey allen Pflanzen,
Stauden und Baͤumen, wenn man ſie an ihre ge-
hoͤrige Oerter verſetzet, die Erde angedrucket, ja
an die Wurzeln derer Baͤume angetreten werden
muß. Wird dieſes unterlaſſen, ſo bekleiben ge-
wiß weder die Pflanzen und Stauden, noch die
Baͤume. Eben ſo verhaͤlt es ſich mit den Sa-
men, wenn ſie in der ausgetrockneten Erde hohl
liegen, ſo koͤnnen ſie ihre gehoͤrige Feuchtigkeit
zum Aufquellen und Aufgehen nicht genugſam an
ſich ziehen, verſchimmeln und verderben in der
Erde, und bleiben eben ſo wie jene als todt liegen.

Bey den obigen Regeln fallen mir noch ei-
nige bedenkliche Umſtaͤnde bey, welche nicht unbe-
ruͤhrt laſſen kan: nemlich wenn das Land vor dem
Winter zubereitet wird, ſo uͤberkomt man mit den
aufgehenden Samen unterweilen viel Gras und
Unkraut, inzwiſchen iſt es bey dieſer Beſtellung
wegen des Aufgehens deſto gewiſſer. Wenn hin-
gegen die Laͤndereyen im Fruͤhjahre zubereitet
worden, ſo bekomt man nicht ſo viel Gras und
Unkraut mit denen aufgehenden Fruͤchten. Un-
terweilen geſchiehet es auch, daß gar kein Gras
mit hervorwaͤchſet, und wenn ſolches ganz auſſen
bleibet, ſo ſind die Kanker, Goldhaͤner, Regen-
und andere Wuͤrmer ſo ſchlim, daß ſie die jungen
Fruͤchte ſowol im Aufgehen, als auch wenn ſie
albereit aufgegangen ſind, hinweg freſſen, und ſo

man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0151" n="130"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">15. Cap. Wie die ge&#x017F;a&#x0364;eten</hi> </fw><lb/>
        <p>Da ich albereit die Ur&#x017F;achen angezeiget, war-<lb/>
um die Samen &#x017F;olcherge&#x017F;talt der feuchten Erde<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en einverleibet werden, &#x017F;o la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich &#x017F;olches auch<lb/>
fu&#x0364;glich damit erla&#x0364;utern, daß bey allen Pflanzen,<lb/>
Stauden und Ba&#x0364;umen, wenn man &#x017F;ie an ihre ge-<lb/>
ho&#x0364;rige Oerter ver&#x017F;etzet, die Erde angedrucket, ja<lb/>
an die Wurzeln derer Ba&#x0364;ume angetreten werden<lb/>
muß. Wird die&#x017F;es unterla&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o bekleiben ge-<lb/>
wiß weder die Pflanzen und Stauden, noch die<lb/>
Ba&#x0364;ume. Eben &#x017F;o verha&#x0364;lt es &#x017F;ich mit den Sa-<lb/>
men, wenn &#x017F;ie in der ausgetrockneten Erde hohl<lb/>
liegen, &#x017F;o ko&#x0364;nnen &#x017F;ie ihre geho&#x0364;rige Feuchtigkeit<lb/>
zum Aufquellen und Aufgehen nicht genug&#x017F;am an<lb/>
&#x017F;ich ziehen, ver&#x017F;chimmeln und verderben in der<lb/>
Erde, und bleiben eben &#x017F;o wie jene als todt liegen.</p><lb/>
        <p>Bey den obigen Regeln fallen mir noch ei-<lb/>
nige bedenkliche Um&#x017F;ta&#x0364;nde bey, welche nicht unbe-<lb/>
ru&#x0364;hrt la&#x017F;&#x017F;en kan: nemlich wenn das Land vor dem<lb/>
Winter zubereitet wird, &#x017F;o u&#x0364;berkomt man mit den<lb/>
aufgehenden Samen unterweilen viel Gras und<lb/>
Unkraut, inzwi&#x017F;chen i&#x017F;t es bey die&#x017F;er Be&#x017F;tellung<lb/>
wegen des Aufgehens de&#x017F;to gewi&#x017F;&#x017F;er. Wenn hin-<lb/>
gegen die La&#x0364;ndereyen im Fru&#x0364;hjahre zubereitet<lb/>
worden, &#x017F;o bekomt man nicht &#x017F;o viel Gras und<lb/>
Unkraut mit denen aufgehenden Fru&#x0364;chten. Un-<lb/>
terweilen ge&#x017F;chiehet es auch, daß gar kein Gras<lb/>
mit hervorwa&#x0364;ch&#x017F;et, und wenn &#x017F;olches ganz au&#x017F;&#x017F;en<lb/>
bleibet, &#x017F;o &#x017F;ind die Kanker, Goldha&#x0364;ner, Regen-<lb/>
und andere Wu&#x0364;rmer &#x017F;o &#x017F;chlim, daß &#x017F;ie die jungen<lb/>
Fru&#x0364;chte &#x017F;owol im Aufgehen, als auch wenn &#x017F;ie<lb/>
albereit aufgegangen &#x017F;ind, hinweg fre&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0151] 15. Cap. Wie die geſaͤeten Da ich albereit die Urſachen angezeiget, war- um die Samen ſolchergeſtalt der feuchten Erde muͤſſen einverleibet werden, ſo laͤſt ſich ſolches auch fuͤglich damit erlaͤutern, daß bey allen Pflanzen, Stauden und Baͤumen, wenn man ſie an ihre ge- hoͤrige Oerter verſetzet, die Erde angedrucket, ja an die Wurzeln derer Baͤume angetreten werden muß. Wird dieſes unterlaſſen, ſo bekleiben ge- wiß weder die Pflanzen und Stauden, noch die Baͤume. Eben ſo verhaͤlt es ſich mit den Sa- men, wenn ſie in der ausgetrockneten Erde hohl liegen, ſo koͤnnen ſie ihre gehoͤrige Feuchtigkeit zum Aufquellen und Aufgehen nicht genugſam an ſich ziehen, verſchimmeln und verderben in der Erde, und bleiben eben ſo wie jene als todt liegen. Bey den obigen Regeln fallen mir noch ei- nige bedenkliche Umſtaͤnde bey, welche nicht unbe- ruͤhrt laſſen kan: nemlich wenn das Land vor dem Winter zubereitet wird, ſo uͤberkomt man mit den aufgehenden Samen unterweilen viel Gras und Unkraut, inzwiſchen iſt es bey dieſer Beſtellung wegen des Aufgehens deſto gewiſſer. Wenn hin- gegen die Laͤndereyen im Fruͤhjahre zubereitet worden, ſo bekomt man nicht ſo viel Gras und Unkraut mit denen aufgehenden Fruͤchten. Un- terweilen geſchiehet es auch, daß gar kein Gras mit hervorwaͤchſet, und wenn ſolches ganz auſſen bleibet, ſo ſind die Kanker, Goldhaͤner, Regen- und andere Wuͤrmer ſo ſchlim, daß ſie die jungen Fruͤchte ſowol im Aufgehen, als auch wenn ſie albereit aufgegangen ſind, hinweg freſſen, und ſo man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/151
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/151>, abgerufen am 29.04.2024.