Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
oder es dabey bewenden lasse, sondern daß viel-
mehr die Feld- und Garten-Oeconomie um-
ständlicher und mehr auf eine praetische Art ge-
trieben werde. Welches auch der Sinn des an-
geführten Herrn Becmanns ist, wenn er in
dem 10. §. des 10. Cap. seiner Polliricae paralle-
lae p.
524. wünschet, "daß man die Studiosos
"nicht mit etlichen leeren Worten abspeisen, son-
"dern in der Praxi recht unterrichten solle.

Sol aber dieses geschehen, so setze ich vor-
aus, daß derjenige, welcher über die Oeconomie
Vorlesungen anstellen wil, sich selbst vorher
gründlich darinnen umgesehen habe, und beson-
ders, was zum Feld- und Garten-Bau gehöret,
als worauf am meisten zu sehen, aus dem Grun-
de verstehe. Und solches zu lernen, hat ja ein Leh-
rer auf allen Universitäten Gelegen heit, in dem
wohl keine seyn wird, wo nicht Felder und Gär-
ten angetroffen werden. Und da muß man
sich freylich die Mühe nicht verdriessen lassen, und
sich noch vielweniger schämen, von den Pachtern
Verwaltern, Gärtnern, Bauern, Schäfern und
andern erfahrnen Oeconomis eine Nachricht
zu holen, alles was nöthig, selbst in Augen-
schein zu nehmen, und sich die Handgriffe zeigen
zu lassen. Solches würde nicht nur Herren
Docenten auf Universitäten, welche ohnedies
bey ihrem alzuheftigen Sitzen und Studiren
meistens ihre Gesundheit zusetzen, Gelegenheit zu
einer gesunden Bewegung geben, sondern sie
würden auch eher in Stand gesezt werden, öco-

nomi-

Vorrede.
oder es dabey bewenden laſſe, ſondern daß viel-
mehr die Feld- und Garten-Oeconomie um-
ſtaͤndlicher und mehr auf eine praetiſche Art ge-
trieben werde. Welches auch der Sinn des an-
gefuͤhrten Herrn Becmanns iſt, wenn er in
dem 10. §. des 10. Cap. ſeiner Polliricæ paralle-
læ p.
524. wuͤnſchet, ”daß man die Studioſos
„nicht mit etlichen leeren Worten abſpeiſen, ſon-
„dern in der Praxi recht unterrichten ſolle.

Sol aber dieſes geſchehen, ſo ſetze ich vor-
aus, daß derjenige, welcher uͤber die Oeconomie
Vorleſungen anſtellen wil, ſich ſelbſt vorher
gruͤndlich darinnen umgeſehen habe, und beſon-
ders, was zum Feld- und Garten-Bau gehoͤret,
als worauf am meiſten zu ſehen, aus dem Grun-
de verſtehe. Und ſolches zu lernen, hat ja ein Leh-
rer auf allen Univerſitaͤten Gelegen heit, in dem
wohl keine ſeyn wird, wo nicht Felder und Gaͤr-
ten angetroffen werden. Und da muß man
ſich freylich die Muͤhe nicht verdrieſſen laſſen, und
ſich noch vielweniger ſchaͤmen, von den Pachtern
Verwaltern, Gaͤrtnern, Bauern, Schaͤfern und
andern erfahrnen Oeconomis eine Nachricht
zu holen, alles was noͤthig, ſelbſt in Augen-
ſchein zu nehmen, und ſich die Handgriffe zeigen
zu laſſen. Solches wuͤrde nicht nur Herren
Docenten auf Univerſitaͤten, welche ohnedies
bey ihrem alzuheftigen Sitzen und Studiren
meiſtens ihre Geſundheit zuſetzen, Gelegenheit zu
einer geſunden Bewegung geben, ſondern ſie
wuͤrden auch eher in Stand geſezt werden, oͤco-

nomi-
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0018"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
oder es dabey bewenden la&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;ondern daß viel-<lb/>
mehr die Feld- und Garten-Oeconomie um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndlicher und mehr auf eine praeti&#x017F;che Art ge-<lb/>
trieben werde. Welches auch der Sinn des an-<lb/>
gefu&#x0364;hrten Herrn Becmanns i&#x017F;t, wenn er in<lb/>
dem 10. §. des 10. Cap. &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Polliricæ paralle-<lb/>
læ p.</hi> 524. wu&#x0364;n&#x017F;chet, &#x201D;daß man die <hi rendition="#aq">Studio&#x017F;os</hi><lb/>
&#x201E;nicht mit etlichen leeren Worten ab&#x017F;pei&#x017F;en, &#x017F;on-<lb/>
&#x201E;dern in der <hi rendition="#aq">Praxi</hi> recht unterrichten &#x017F;olle.</p><lb/>
        <p>Sol aber die&#x017F;es ge&#x017F;chehen, &#x017F;o &#x017F;etze ich vor-<lb/>
aus, daß derjenige, welcher u&#x0364;ber die Oeconomie<lb/>
Vorle&#x017F;ungen an&#x017F;tellen wil, &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t vorher<lb/>
gru&#x0364;ndlich darinnen umge&#x017F;ehen habe, und be&#x017F;on-<lb/>
ders, was zum Feld- und Garten-Bau geho&#x0364;ret,<lb/>
als worauf am mei&#x017F;ten zu &#x017F;ehen, aus dem Grun-<lb/>
de ver&#x017F;tehe. Und &#x017F;olches zu lernen, hat ja ein Leh-<lb/>
rer auf allen Univer&#x017F;ita&#x0364;ten Gelegen heit, in dem<lb/>
wohl keine &#x017F;eyn wird, wo nicht Felder und Ga&#x0364;r-<lb/>
ten angetroffen werden. Und da muß man<lb/>
&#x017F;ich freylich die Mu&#x0364;he nicht verdrie&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
&#x017F;ich noch vielweniger &#x017F;cha&#x0364;men, von den Pachtern<lb/>
Verwaltern, Ga&#x0364;rtnern, Bauern, Scha&#x0364;fern und<lb/>
andern erfahrnen <hi rendition="#aq">Oeconomis</hi> eine Nachricht<lb/>
zu holen, alles was no&#x0364;thig, &#x017F;elb&#x017F;t in Augen-<lb/>
&#x017F;chein zu nehmen, und &#x017F;ich die Handgriffe zeigen<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en. Solches wu&#x0364;rde nicht nur Herren<lb/>
Docenten auf Univer&#x017F;ita&#x0364;ten, welche ohnedies<lb/>
bey ihrem alzuheftigen Sitzen und Studiren<lb/>
mei&#x017F;tens ihre Ge&#x017F;undheit zu&#x017F;etzen, Gelegenheit zu<lb/>
einer ge&#x017F;unden Bewegung geben, &#x017F;ondern &#x017F;ie<lb/>
wu&#x0364;rden auch eher in Stand ge&#x017F;ezt werden, o&#x0364;co-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nomi-</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0018] Vorrede. oder es dabey bewenden laſſe, ſondern daß viel- mehr die Feld- und Garten-Oeconomie um- ſtaͤndlicher und mehr auf eine praetiſche Art ge- trieben werde. Welches auch der Sinn des an- gefuͤhrten Herrn Becmanns iſt, wenn er in dem 10. §. des 10. Cap. ſeiner Polliricæ paralle- læ p. 524. wuͤnſchet, ”daß man die Studioſos „nicht mit etlichen leeren Worten abſpeiſen, ſon- „dern in der Praxi recht unterrichten ſolle. Sol aber dieſes geſchehen, ſo ſetze ich vor- aus, daß derjenige, welcher uͤber die Oeconomie Vorleſungen anſtellen wil, ſich ſelbſt vorher gruͤndlich darinnen umgeſehen habe, und beſon- ders, was zum Feld- und Garten-Bau gehoͤret, als worauf am meiſten zu ſehen, aus dem Grun- de verſtehe. Und ſolches zu lernen, hat ja ein Leh- rer auf allen Univerſitaͤten Gelegen heit, in dem wohl keine ſeyn wird, wo nicht Felder und Gaͤr- ten angetroffen werden. Und da muß man ſich freylich die Muͤhe nicht verdrieſſen laſſen, und ſich noch vielweniger ſchaͤmen, von den Pachtern Verwaltern, Gaͤrtnern, Bauern, Schaͤfern und andern erfahrnen Oeconomis eine Nachricht zu holen, alles was noͤthig, ſelbſt in Augen- ſchein zu nehmen, und ſich die Handgriffe zeigen zu laſſen. Solches wuͤrde nicht nur Herren Docenten auf Univerſitaͤten, welche ohnedies bey ihrem alzuheftigen Sitzen und Studiren meiſtens ihre Geſundheit zuſetzen, Gelegenheit zu einer geſunden Bewegung geben, ſondern ſie wuͤrden auch eher in Stand geſezt werden, oͤco- nomi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/18
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/18>, abgerufen am 27.04.2024.