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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

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6. Cap. Von allerhand
und hingegen der Winter-Wirsing 2 Schuh weit
von einander gesetzet werden. Dieser verlanget ei-
nen zur Sonnen wohl gelegenen Ort, hingegen die
Blatkohl-Pflanzen einen schattigten. Diese Pflan-
zen müssen so tief gestecket werden, daß das Herze
derselben völlig in die Erde komt, und die grossen
Blätter kaum zwey Zol hervorragen, damit sie nicht
so leichtlich erfrieren, denn sie pflegen bey guter
Herbst Witterung wiederum ein wenig heraus zu
wachsen. Auf das Frühjahr, wenn die Pflanzen
wieder anfangen zu wachsen, und einige derselben
in die Höhe schiessen und in Samen gehen wollen,
so werden sie verzogen und zum Gebrauch in die Kü-
che gegeben. Die guten lässet man so lange stehen,
bis man einige Blätter abbrechen kan, alsdenn
nimt man von jeder Staude ein, zwey bis drey
Blätter. Diese werden kleine geschnitten, und als
ein frühzeitiges und wohlschmeckendes Gemüs ver-
brauchet. Von dergleichen Blat-Kohl wird hier
eine grose Menge gezeuget und consumirt, und lasse
ich nur alleine alle Jahr vier Erfurtische Acker mit
solchen Pflanzen einen halben Schuh weit bestecken,
welches jedem, dem es unglaublich scheinen dörfte,
kan gezeiget werden.

Acht oder 14 Tage darauf, nachdem sich ei-
ne gute Witterung ereignet, werden die Pflanzen
abermal geblatet, und dieses dauret, bis die grü-
nen Erbsen und Bohnen zeitig werden, alsdenn
bricht man sie mit samt ihren Herzen ab, indem der-
gleichen Gemüs hernach nicht mehr so ästimi-
ret wird, massen ein jeder Mensch hierinnen ger-

ne

6. Cap. Von allerhand
und hingegen der Winter-Wirſing 2 Schuh weit
von einander geſetzet werden. Dieſer verlanget ei-
nen zur Sonnen wohl gelegenen Ort, hingegen die
Blatkohl-Pflanzen einen ſchattigten. Dieſe Pflan-
zen muͤſſen ſo tief geſtecket werden, daß das Herze
derſelben voͤllig in die Erde komt, und die groſſen
Blaͤtter kaum zwey Zol hervorragen, damit ſie nicht
ſo leichtlich erfrieren, denn ſie pflegen bey guter
Herbſt Witterung wiederum ein wenig heraus zu
wachſen. Auf das Fruͤhjahr, wenn die Pflanzen
wieder anfangen zu wachſen, und einige derſelben
in die Hoͤhe ſchieſſen und in Samen gehen wollen,
ſo werden ſie verzogen und zum Gebrauch in die Kuͤ-
che gegeben. Die guten laͤſſet man ſo lange ſtehen,
bis man einige Blaͤtter abbrechen kan, alsdenn
nimt man von jeder Staude ein, zwey bis drey
Blaͤtter. Dieſe werden kleine geſchnitten, und als
ein fruͤhzeitiges und wohlſchmeckendes Gemuͤs ver-
brauchet. Von dergleichen Blat-Kohl wird hier
eine groſe Menge gezeuget und conſumirt, und laſſe
ich nur alleine alle Jahr vier Erfurtiſche Acker mit
ſolchen Pflanzen einen halben Schuh weit beſtecken,
welches jedem, dem es unglaublich ſcheinen doͤrfte,
kan gezeiget werden.

Acht oder 14 Tage darauf, nachdem ſich ei-
ne gute Witterung ereignet, werden die Pflanzen
abermal geblatet, und dieſes dauret, bis die gruͤ-
nen Erbſen und Bohnen zeitig werden, alsdenn
bricht man ſie mit ſamt ihren Herzen ab, indem der-
gleichen Gemuͤs hernach nicht mehr ſo aͤſtimi-
ret wird, maſſen ein jeder Menſch hierinnen ger-

ne
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[106/0112] 6. Cap. Von allerhand und hingegen der Winter-Wirſing 2 Schuh weit von einander geſetzet werden. Dieſer verlanget ei- nen zur Sonnen wohl gelegenen Ort, hingegen die Blatkohl-Pflanzen einen ſchattigten. Dieſe Pflan- zen muͤſſen ſo tief geſtecket werden, daß das Herze derſelben voͤllig in die Erde komt, und die groſſen Blaͤtter kaum zwey Zol hervorragen, damit ſie nicht ſo leichtlich erfrieren, denn ſie pflegen bey guter Herbſt Witterung wiederum ein wenig heraus zu wachſen. Auf das Fruͤhjahr, wenn die Pflanzen wieder anfangen zu wachſen, und einige derſelben in die Hoͤhe ſchieſſen und in Samen gehen wollen, ſo werden ſie verzogen und zum Gebrauch in die Kuͤ- che gegeben. Die guten laͤſſet man ſo lange ſtehen, bis man einige Blaͤtter abbrechen kan, alsdenn nimt man von jeder Staude ein, zwey bis drey Blaͤtter. Dieſe werden kleine geſchnitten, und als ein fruͤhzeitiges und wohlſchmeckendes Gemuͤs ver- brauchet. Von dergleichen Blat-Kohl wird hier eine groſe Menge gezeuget und conſumirt, und laſſe ich nur alleine alle Jahr vier Erfurtiſche Acker mit ſolchen Pflanzen einen halben Schuh weit beſtecken, welches jedem, dem es unglaublich ſcheinen doͤrfte, kan gezeiget werden. Acht oder 14 Tage darauf, nachdem ſich ei- ne gute Witterung ereignet, werden die Pflanzen abermal geblatet, und dieſes dauret, bis die gruͤ- nen Erbſen und Bohnen zeitig werden, alsdenn bricht man ſie mit ſamt ihren Herzen ab, indem der- gleichen Gemuͤs hernach nicht mehr ſo aͤſtimi- ret wird, maſſen ein jeder Menſch hierinnen ger- ne

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/112>, abgerufen am 04.05.2024.