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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

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der Küchen-Gewächse.
sten vorzunehmen, wie denn zu solcher Zeit die
mehresten Aecker bey uns gegraben werden. Denn
die Erfahrung zeigt es augenscheinlich, daß die
Früchte, welche im Frühjahre auf solches vor Win-
ters zubereitetes Land bestelt worden, wegen der
innern Feuchtigkeit und Kraft der Erden nebst
Gottes Segen viel besser käumen und aufwachsen,
als wenn man sie auf frisch bereitetes Land
säet.

Sehr vielmahl habe ich angemerket, wenn die
Leute alhier ihre Aecker zu langsam gedünget und
gegraben haben, daß weder die darauf gestekten
Kraut, Kohlrabi, Blumen-Kohl und andere
dergleichen Pflanzen nicht recht von der Stelle wach-
sen wollen. Die Ursache mag wohl seyn, 1.) weil
das darauf gestandene Gras und Unkraut vom
Frühjahr an bis auf die Zeit des langsamen Gra-
bens, das Erdreich ausgemergelt oder ausgezogen
hat. 2.) Weil bey dem Graben, wie schon ge-
sagt worden, die noch übrige wenige Feuchtigkeit,
welche das Wachsthum hauptsächlich befördert,
durch die Sonne und Luft heraus geholet wird.
3.) Weil bey dem langsamen Graben der Erdbo-
den nicht Zeit hat sich wieder zu setzen, sondern
alzu locker und hohl bleibet, daher folglich die
Pflanzen sich nicht recht in der Erde anklammern,
bekleiben und ihre Nahrung suchen können, es sey
denn, daß die Erde bey dem Verpflanzen recht zu-
sammen und angedrucket worden, oder auch durch
starkes Begiessen oder heftige und durchdringen-
de Regen sich wiederum zusammen gesetzet. Denn

wenn
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der Kuͤchen-Gewaͤchſe.
ſten vorzunehmen, wie denn zu ſolcher Zeit die
mehreſten Aecker bey uns gegraben werden. Denn
die Erfahrung zeigt es augenſcheinlich, daß die
Fruͤchte, welche im Fruͤhjahre auf ſolches vor Win-
ters zubereitetes Land beſtelt worden, wegen der
innern Feuchtigkeit und Kraft der Erden nebſt
Gottes Segen viel beſſer kaͤumen und aufwachſen,
als wenn man ſie auf friſch bereitetes Land
ſaͤet.

Sehr vielmahl habe ich angemerket, wenn die
Leute alhier ihre Aecker zu langſam geduͤnget und
gegraben haben, daß weder die darauf geſtekten
Kraut, Kohlrabi, Blumen-Kohl und andere
dergleichen Pflanzen nicht recht von der Stelle wach-
ſen wollen. Die Urſache mag wohl ſeyn, 1.) weil
das darauf geſtandene Gras und Unkraut vom
Fruͤhjahr an bis auf die Zeit des langſamen Gra-
bens, das Erdreich ausgemergelt oder ausgezogen
hat. 2.) Weil bey dem Graben, wie ſchon ge-
ſagt worden, die noch uͤbrige wenige Feuchtigkeit,
welche das Wachsthum hauptſaͤchlich befoͤrdert,
durch die Sonne und Luft heraus geholet wird.
3.) Weil bey dem langſamen Graben der Erdbo-
den nicht Zeit hat ſich wieder zu ſetzen, ſondern
alzu locker und hohl bleibet, daher folglich die
Pflanzen ſich nicht recht in der Erde anklammern,
bekleiben und ihre Nahrung ſuchen koͤnnen, es ſey
denn, daß die Erde bey dem Verpflanzen recht zu-
ſammen und angedrucket worden, oder auch durch
ſtarkes Begieſſen oder heftige und durchdringen-
de Regen ſich wiederum zuſammen geſetzet. Denn

wenn
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[7/0013] der Kuͤchen-Gewaͤchſe. ſten vorzunehmen, wie denn zu ſolcher Zeit die mehreſten Aecker bey uns gegraben werden. Denn die Erfahrung zeigt es augenſcheinlich, daß die Fruͤchte, welche im Fruͤhjahre auf ſolches vor Win- ters zubereitetes Land beſtelt worden, wegen der innern Feuchtigkeit und Kraft der Erden nebſt Gottes Segen viel beſſer kaͤumen und aufwachſen, als wenn man ſie auf friſch bereitetes Land ſaͤet. Sehr vielmahl habe ich angemerket, wenn die Leute alhier ihre Aecker zu langſam geduͤnget und gegraben haben, daß weder die darauf geſtekten Kraut, Kohlrabi, Blumen-Kohl und andere dergleichen Pflanzen nicht recht von der Stelle wach- ſen wollen. Die Urſache mag wohl ſeyn, 1.) weil das darauf geſtandene Gras und Unkraut vom Fruͤhjahr an bis auf die Zeit des langſamen Gra- bens, das Erdreich ausgemergelt oder ausgezogen hat. 2.) Weil bey dem Graben, wie ſchon ge- ſagt worden, die noch uͤbrige wenige Feuchtigkeit, welche das Wachsthum hauptſaͤchlich befoͤrdert, durch die Sonne und Luft heraus geholet wird. 3.) Weil bey dem langſamen Graben der Erdbo- den nicht Zeit hat ſich wieder zu ſetzen, ſondern alzu locker und hohl bleibet, daher folglich die Pflanzen ſich nicht recht in der Erde anklammern, bekleiben und ihre Nahrung ſuchen koͤnnen, es ſey denn, daß die Erde bey dem Verpflanzen recht zu- ſammen und angedrucket worden, oder auch durch ſtarkes Begieſſen oder heftige und durchdringen- de Regen ſich wiederum zuſammen geſetzet. Denn wenn A 4

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/13>, abgerufen am 30.04.2024.