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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

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5. Cap. Von den Schälken
das Wurzel-Werk zum Samen in die Gärten zu
setzen, aus Unvorsichtigkeit einige Haupt- oder Herz-
Käumen abgestossen werden, so folget freylich,
daß eine solche beschädigte Wurzel Nebensprosse
bringen müsse; aber das folgt doch nicht, daß man
dieselbe als einen betrüglichen Propaganten weg-
werfen müsse.

Die Erfahrung beweiset vielmehr, wenn sol-
che Wurzeln von guter Art und wohl ausgesuchet
sind, daß sie ohngeachtet der Samen-Stengel nicht
aus den Herzen, sondern darneben heraus gewach-
sen, dennoch guten Samen wiederum hervor
bringen.

Es kan freylich auch geschehen, daß man
von guten Samen zackigte Wurzeln bekomt, oder
daß solche zuweilen in die Samen-Stengel gehen,
welches aber von ganz andern Ursachen herkomt,
wovon p. 51. 124. in der Abhandlung vom Sa-
men-Werk kan nachgelesen werden.

Auf gleiche Weise verhält sich es auch mit
den Erfurtischen Winter-Rettigen. Jedoch ist
hierbey noch dieser Umstand zu bemerken, nem-
lich, daß man diejenigen Rettige, welche man
zum Samenziehen gebrauchen wil, an den
Schwänzen genau und eigentlich betrachte, ob sie
allenthalben recht schwarz sind oder nicht. Denn
wenn sich an solchen ein einiges weises oder grau-
lichtes Flecklein befindet, so darf man solche durch-
aus nicht darzu nehmen, sonsten werden von die-
sem erzeugeten Samen, die Rettige sich ausarten
und weiß werden. Wer hiervon weiter Nachricht

ver-

5. Cap. Von den Schaͤlken
das Wurzel-Werk zum Samen in die Gaͤrten zu
ſetzen, aus Unvorſichtigkeit einige Haupt- oder Herz-
Kaͤumen abgeſtoſſen werden, ſo folget freylich,
daß eine ſolche beſchaͤdigte Wurzel Nebenſproſſe
bringen muͤſſe; aber das folgt doch nicht, daß man
dieſelbe als einen betruͤglichen Propaganten weg-
werfen muͤſſe.

Die Erfahrung beweiſet vielmehr, wenn ſol-
che Wurzeln von guter Art und wohl ausgeſuchet
ſind, daß ſie ohngeachtet der Samen-Stengel nicht
aus den Herzen, ſondern darneben heraus gewach-
ſen, dennoch guten Samen wiederum hervor
bringen.

Es kan freylich auch geſchehen, daß man
von guten Samen zackigte Wurzeln bekomt, oder
daß ſolche zuweilen in die Samen-Stengel gehen,
welches aber von ganz andern Urſachen herkomt,
wovon p. 51. 124. in der Abhandlung vom Sa-
men-Werk kan nachgeleſen werden.

Auf gleiche Weiſe verhaͤlt ſich es auch mit
den Erfurtiſchen Winter-Rettigen. Jedoch iſt
hierbey noch dieſer Umſtand zu bemerken, nem-
lich, daß man diejenigen Rettige, welche man
zum Samenziehen gebrauchen wil, an den
Schwaͤnzen genau und eigentlich betrachte, ob ſie
allenthalben recht ſchwarz ſind oder nicht. Denn
wenn ſich an ſolchen ein einiges weiſes oder grau-
lichtes Flecklein befindet, ſo darf man ſolche durch-
aus nicht darzu nehmen, ſonſten werden von die-
ſem erzeugeten Samen, die Rettige ſich ausarten
und weiß werden. Wer hiervon weiter Nachricht

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[78/0084] 5. Cap. Von den Schaͤlken das Wurzel-Werk zum Samen in die Gaͤrten zu ſetzen, aus Unvorſichtigkeit einige Haupt- oder Herz- Kaͤumen abgeſtoſſen werden, ſo folget freylich, daß eine ſolche beſchaͤdigte Wurzel Nebenſproſſe bringen muͤſſe; aber das folgt doch nicht, daß man dieſelbe als einen betruͤglichen Propaganten weg- werfen muͤſſe. Die Erfahrung beweiſet vielmehr, wenn ſol- che Wurzeln von guter Art und wohl ausgeſuchet ſind, daß ſie ohngeachtet der Samen-Stengel nicht aus den Herzen, ſondern darneben heraus gewach- ſen, dennoch guten Samen wiederum hervor bringen. Es kan freylich auch geſchehen, daß man von guten Samen zackigte Wurzeln bekomt, oder daß ſolche zuweilen in die Samen-Stengel gehen, welches aber von ganz andern Urſachen herkomt, wovon p. 51. 124. in der Abhandlung vom Sa- men-Werk kan nachgeleſen werden. Auf gleiche Weiſe verhaͤlt ſich es auch mit den Erfurtiſchen Winter-Rettigen. Jedoch iſt hierbey noch dieſer Umſtand zu bemerken, nem- lich, daß man diejenigen Rettige, welche man zum Samenziehen gebrauchen wil, an den Schwaͤnzen genau und eigentlich betrachte, ob ſie allenthalben recht ſchwarz ſind oder nicht. Denn wenn ſich an ſolchen ein einiges weiſes oder grau- lichtes Flecklein befindet, ſo darf man ſolche durch- aus nicht darzu nehmen, ſonſten werden von die- ſem erzeugeten Samen, die Rettige ſich ausarten und weiß werden. Wer hiervon weiter Nachricht ver-

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/84>, abgerufen am 29.04.2024.