Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

5. Cap. Von den Schälken
dem Grunde und Boden, von der Witterung und
von der Wartung und Begattung herkäme.
Wenn sich nun ein Gewächse, nach Beschaffenheit
der Umstände, verbessert, so wil er solches, wo ich
nicht irre, eine Einartung nennen; wenn sich aber
das Gewächse in seiner Güte verringere, so sey
solches für keine Ausartung, sondern nur für ei-
nen Abfal der Güte zu halten, weil nemlich das
Gewächs, ob es gleich verringert worden, dennoch
die Art behalte, die es vorher gehabt. Allein ich
sehe nicht, wie man bey diesem angegebenen Grun-
de die Verbesserung der Güte eines Gewächses
mit dem neuen Namen der Einartung benennen
könne, da ja das Gewächse auch vor der Verbes-
serung die Art eben so gehabt wie hernach, und
dadurch keine neue bekommen. Nun ist es zwar
wahr, daß die angegebenen Umstände zur Verbesse-
rung und Verringerung der Gewächse vieles
beytragen; allein daß gar keine Veränderung ei-
ner Sorte in die andere möglich sey, darinnen bin
ich mit dem Herrn Autor der angeführten Mei-
nung nicht einig. Denn ob ich gleich solches nicht
ohne Unterscheid von allen Gewächsen behaupten
wil, so ist es doch von den Kohl- und Wurzel-
Gewächsen ausgemacht, daß eine Sorte nach und
nach in die andere gehe, wenn man bey Erziehung
des Samens sich nicht recht in acht nimt. Zum
Exempel, roth und weis Kappus-Kraut sind aus-
ser Streit 2 unterschiedliche Kraut-Sorten, die
schwarzen und weissen Rettige sind auch 2 unter-
schiedliche Sorten, und dennoch verändert sich eine

in

5. Cap. Von den Schaͤlken
dem Grunde und Boden, von der Witterung und
von der Wartung und Begattung herkaͤme.
Wenn ſich nun ein Gewaͤchſe, nach Beſchaffenheit
der Umſtaͤnde, verbeſſert, ſo wil er ſolches, wo ich
nicht irre, eine Einartung nennen; wenn ſich aber
das Gewaͤchſe in ſeiner Guͤte verringere, ſo ſey
ſolches fuͤr keine Ausartung, ſondern nur fuͤr ei-
nen Abfal der Guͤte zu halten, weil nemlich das
Gewaͤchs, ob es gleich verringert worden, dennoch
die Art behalte, die es vorher gehabt. Allein ich
ſehe nicht, wie man bey dieſem angegebenen Grun-
de die Verbeſſerung der Guͤte eines Gewaͤchſes
mit dem neuen Namen der Einartung benennen
koͤnne, da ja das Gewaͤchſe auch vor der Verbeſ-
ſerung die Art eben ſo gehabt wie hernach, und
dadurch keine neue bekommen. Nun iſt es zwar
wahr, daß die angegebenen Umſtaͤnde zur Verbeſſe-
rung und Verringerung der Gewaͤchſe vieles
beytragen; allein daß gar keine Veraͤnderung ei-
ner Sorte in die andere moͤglich ſey, darinnen bin
ich mit dem Herrn Autor der angefuͤhrten Mei-
nung nicht einig. Denn ob ich gleich ſolches nicht
ohne Unterſcheid von allen Gewaͤchſen behaupten
wil, ſo iſt es doch von den Kohl- und Wurzel-
Gewaͤchſen ausgemacht, daß eine Sorte nach und
nach in die andere gehe, wenn man bey Erziehung
des Samens ſich nicht recht in acht nimt. Zum
Exempel, roth und weis Kappus-Kraut ſind auſ-
ſer Streit 2 unterſchiedliche Kraut-Sorten, die
ſchwarzen und weiſſen Rettige ſind auch 2 unter-
ſchiedliche Sorten, und dennoch veraͤndert ſich eine

in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0090" n="84"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">5. Cap. Von den Scha&#x0364;lken</hi></fw><lb/>
dem Grunde und Boden, von der Witterung und<lb/>
von der Wartung und Begattung herka&#x0364;me.<lb/>
Wenn &#x017F;ich nun ein Gewa&#x0364;ch&#x017F;e, nach Be&#x017F;chaffenheit<lb/>
der Um&#x017F;ta&#x0364;nde, verbe&#x017F;&#x017F;ert, &#x017F;o wil er &#x017F;olches, wo ich<lb/>
nicht irre, eine Einartung nennen; wenn &#x017F;ich aber<lb/>
das Gewa&#x0364;ch&#x017F;e in &#x017F;einer Gu&#x0364;te verringere, &#x017F;o &#x017F;ey<lb/>
&#x017F;olches fu&#x0364;r keine Ausartung, &#x017F;ondern nur fu&#x0364;r ei-<lb/>
nen Abfal der Gu&#x0364;te zu halten, weil nemlich das<lb/>
Gewa&#x0364;chs, ob es gleich verringert worden, dennoch<lb/>
die Art behalte, die es vorher gehabt. Allein ich<lb/>
&#x017F;ehe nicht, wie man bey die&#x017F;em angegebenen Grun-<lb/>
de die Verbe&#x017F;&#x017F;erung der Gu&#x0364;te eines Gewa&#x0364;ch&#x017F;es<lb/>
mit dem neuen Namen der Einartung benennen<lb/>
ko&#x0364;nne, da ja das Gewa&#x0364;ch&#x017F;e auch vor der Verbe&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erung die Art eben &#x017F;o gehabt wie hernach, und<lb/>
dadurch keine neue bekommen. Nun i&#x017F;t es zwar<lb/>
wahr, daß die angegebenen Um&#x017F;ta&#x0364;nde zur Verbe&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
rung und Verringerung der Gewa&#x0364;ch&#x017F;e vieles<lb/>
beytragen; allein daß gar keine Vera&#x0364;nderung ei-<lb/>
ner Sorte in die andere mo&#x0364;glich &#x017F;ey, darinnen bin<lb/>
ich mit dem Herrn Autor der angefu&#x0364;hrten Mei-<lb/>
nung nicht einig. Denn ob ich gleich &#x017F;olches nicht<lb/>
ohne Unter&#x017F;cheid von allen Gewa&#x0364;ch&#x017F;en behaupten<lb/>
wil, &#x017F;o i&#x017F;t es doch von den Kohl- und Wurzel-<lb/>
Gewa&#x0364;ch&#x017F;en ausgemacht, daß eine Sorte nach und<lb/>
nach in die andere gehe, wenn man bey Erziehung<lb/>
des Samens &#x017F;ich nicht recht in acht nimt. Zum<lb/>
Exempel, roth und weis Kappus-Kraut &#x017F;ind au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Streit 2 unter&#x017F;chiedliche Kraut-Sorten, die<lb/>
&#x017F;chwarzen und wei&#x017F;&#x017F;en Rettige &#x017F;ind auch 2 unter-<lb/>
&#x017F;chiedliche Sorten, und dennoch vera&#x0364;ndert &#x017F;ich eine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0090] 5. Cap. Von den Schaͤlken dem Grunde und Boden, von der Witterung und von der Wartung und Begattung herkaͤme. Wenn ſich nun ein Gewaͤchſe, nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde, verbeſſert, ſo wil er ſolches, wo ich nicht irre, eine Einartung nennen; wenn ſich aber das Gewaͤchſe in ſeiner Guͤte verringere, ſo ſey ſolches fuͤr keine Ausartung, ſondern nur fuͤr ei- nen Abfal der Guͤte zu halten, weil nemlich das Gewaͤchs, ob es gleich verringert worden, dennoch die Art behalte, die es vorher gehabt. Allein ich ſehe nicht, wie man bey dieſem angegebenen Grun- de die Verbeſſerung der Guͤte eines Gewaͤchſes mit dem neuen Namen der Einartung benennen koͤnne, da ja das Gewaͤchſe auch vor der Verbeſ- ſerung die Art eben ſo gehabt wie hernach, und dadurch keine neue bekommen. Nun iſt es zwar wahr, daß die angegebenen Umſtaͤnde zur Verbeſſe- rung und Verringerung der Gewaͤchſe vieles beytragen; allein daß gar keine Veraͤnderung ei- ner Sorte in die andere moͤglich ſey, darinnen bin ich mit dem Herrn Autor der angefuͤhrten Mei- nung nicht einig. Denn ob ich gleich ſolches nicht ohne Unterſcheid von allen Gewaͤchſen behaupten wil, ſo iſt es doch von den Kohl- und Wurzel- Gewaͤchſen ausgemacht, daß eine Sorte nach und nach in die andere gehe, wenn man bey Erziehung des Samens ſich nicht recht in acht nimt. Zum Exempel, roth und weis Kappus-Kraut ſind auſ- ſer Streit 2 unterſchiedliche Kraut-Sorten, die ſchwarzen und weiſſen Rettige ſind auch 2 unter- ſchiedliche Sorten, und dennoch veraͤndert ſich eine in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/90
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/90>, abgerufen am 12.05.2024.