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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753.

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1. Cap. Von den
gesunden Speise ist, und solche eine zeitlang im
Winter haben wil, welches für eine Rarität zu
achten, der kan die schönsten Häupter um Michae-
lis mit samt der Erde ausheben und in hierzu ver-
fertigte Kasten setzen lassen, welche man hernach
in ein Gewölbe oder Gewächs-Haus setzet, und
wenn schöne Witterung sich ereignet, in die Luft
und an die Sonne stellet. Man kan auch diese
Häupter in einen luftigen Keller mit andern Kü-
chen-Gewächsen verpflanzen lassen, doch dauren
diese nicht so lange, als diejenigen, welche in die
Kasten gebracht worden, und müssen dahero erst
verbrauchet werden.

Von der Erziehung des Samens ist oben
im dritten Theil p. 75. albereits Erinnerung ge-
than worden, doch muß ich noch verschiedenes da-
von bemerken. Wenn der dritte Theil der Sa-
men-Capseln sich aufgethan, und ihre wollichten
Käzlein sich zeigen, so ist es Zeit, an einem hel-
len Tage die Stengel nahe an der Erden abzu-
schneiden. Besonders hat man hiemit wegen der
Vögel zu eilen, welche die Körner, wenn die Samen-
Kapseln ihre Käzgen bekommen, heraushacken, daß
die mehresten auf die Erde fallen. Man schläget
oder klopfet die Stengel erst in einer Butte oder
Kübel aus, daß die reifesten Körner heraus fallen,
hernachmalen stellet man sie auf einen luftigen
Boden, daß sie recht dürre werden, alwo sich die
übrigen wollichten Käzlein nach und nach auch auf-
thun. Hierbey muß aber das Umsetzen der Sten-
gel durchaus nicht vergessen werden, weil sie sich

wegen

1. Cap. Von den
geſunden Speiſe iſt, und ſolche eine zeitlang im
Winter haben wil, welches fuͤr eine Raritaͤt zu
achten, der kan die ſchoͤnſten Haͤupter um Michae-
lis mit ſamt der Erde ausheben und in hierzu ver-
fertigte Kaſten ſetzen laſſen, welche man hernach
in ein Gewoͤlbe oder Gewaͤchs-Haus ſetzet, und
wenn ſchoͤne Witterung ſich ereignet, in die Luft
und an die Sonne ſtellet. Man kan auch dieſe
Haͤupter in einen luftigen Keller mit andern Kuͤ-
chen-Gewaͤchſen verpflanzen laſſen, doch dauren
dieſe nicht ſo lange, als diejenigen, welche in die
Kaſten gebracht worden, und muͤſſen dahero erſt
verbrauchet werden.

Von der Erziehung des Samens iſt oben
im dritten Theil p. 75. albereits Erinnerung ge-
than worden, doch muß ich noch verſchiedenes da-
von bemerken. Wenn der dritte Theil der Sa-
men-Capſeln ſich aufgethan, und ihre wollichten
Kaͤzlein ſich zeigen, ſo iſt es Zeit, an einem hel-
len Tage die Stengel nahe an der Erden abzu-
ſchneiden. Beſonders hat man hiemit wegen der
Voͤgel zu eilen, welche die Koͤrner, wenn die Samen-
Kapſeln ihre Kaͤzgen bekommen, heraushacken, daß
die mehreſten auf die Erde fallen. Man ſchlaͤget
oder klopfet die Stengel erſt in einer Butte oder
Kuͤbel aus, daß die reifeſten Koͤrner heraus fallen,
hernachmalen ſtellet man ſie auf einen luftigen
Boden, daß ſie recht duͤrre werden, alwo ſich die
uͤbrigen wollichten Kaͤzlein nach und nach auch auf-
thun. Hierbey muß aber das Umſetzen der Sten-
gel durchaus nicht vergeſſen werden, weil ſie ſich

wegen
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[6/0016] 1. Cap. Von den geſunden Speiſe iſt, und ſolche eine zeitlang im Winter haben wil, welches fuͤr eine Raritaͤt zu achten, der kan die ſchoͤnſten Haͤupter um Michae- lis mit ſamt der Erde ausheben und in hierzu ver- fertigte Kaſten ſetzen laſſen, welche man hernach in ein Gewoͤlbe oder Gewaͤchs-Haus ſetzet, und wenn ſchoͤne Witterung ſich ereignet, in die Luft und an die Sonne ſtellet. Man kan auch dieſe Haͤupter in einen luftigen Keller mit andern Kuͤ- chen-Gewaͤchſen verpflanzen laſſen, doch dauren dieſe nicht ſo lange, als diejenigen, welche in die Kaſten gebracht worden, und muͤſſen dahero erſt verbrauchet werden. Von der Erziehung des Samens iſt oben im dritten Theil p. 75. albereits Erinnerung ge- than worden, doch muß ich noch verſchiedenes da- von bemerken. Wenn der dritte Theil der Sa- men-Capſeln ſich aufgethan, und ihre wollichten Kaͤzlein ſich zeigen, ſo iſt es Zeit, an einem hel- len Tage die Stengel nahe an der Erden abzu- ſchneiden. Beſonders hat man hiemit wegen der Voͤgel zu eilen, welche die Koͤrner, wenn die Samen- Kapſeln ihre Kaͤzgen bekommen, heraushacken, daß die mehreſten auf die Erde fallen. Man ſchlaͤget oder klopfet die Stengel erſt in einer Butte oder Kuͤbel aus, daß die reifeſten Koͤrner heraus fallen, hernachmalen ſtellet man ſie auf einen luftigen Boden, daß ſie recht duͤrre werden, alwo ſich die uͤbrigen wollichten Kaͤzlein nach und nach auch auf- thun. Hierbey muß aber das Umſetzen der Sten- gel durchaus nicht vergeſſen werden, weil ſie ſich wegen

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/16>, abgerufen am 27.04.2024.