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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753.

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3. Cap. Von den
wird. Wil man ihn aber 9 bis 10 Jahr auf
Speculation aufbehalten, so muß er alle Jahr ge-
rollet werden, sonsten werden sich kleine weisse
Würmer einstellen und die Körner angehen, wel-
ches ich erfahren habe. Wenn man es nicht ge-
nau untersuchet, so wird weder der Kauffer noch
Verkauffer sogleich gewahr, daß sich dergleichen
Würmer darinnen besinden.

Das Stroh kan man zum Streuen vor das
Vieh gebrauchen, oder man kan auch damit ein-
heitzen, doch muß man dabey bleiben. Denn
wenn viel Stroh auf einmal, wie einfältige Leute
zu thun pflegen, in den Ofen gestecket wird, so fäh-
ret unterweilen die Glut auf einmal zum Ofen her-
aus, daß man darüber erschrickt. Ob es nun
gleich nicht so leicht Gefahr hat; so ist es doch
besser, behutsam damit umzugehen.

Sobald als der Anis geraufet und der Acker
leer geworden, muß man solchen je eher je lieber
in gutem Wetter umackern lassen. Wenn nun die
Bestell-Zeit herbey komt, so kan man ihn mit Win-
ter-Rocken besäen, denn die Bestellung mit Anis
dienet den Aeckern stat einer Brache.

Bey Erziehung des Anises habe ich ange-
merkt, daß er zwar vielen zu Mitteln aber auch
einigen davon geholfen. Es kostet viel Geld ihn
vom Unkraute reine zu halten, und ist mit Erzie-
hung desselben nicht anders, als wenn jemand
Geld auf ein Spiel setzet. Jst man ein, zwey,
dreymal mit dem Anis unglücklich, so spricht man;
womit ich verspielet, damit wil ich auch gewinnen.

Waget

3. Cap. Von den
wird. Wil man ihn aber 9 bis 10 Jahr auf
Speculation aufbehalten, ſo muß er alle Jahr ge-
rollet werden, ſonſten werden ſich kleine weiſſe
Wuͤrmer einſtellen und die Koͤrner angehen, wel-
ches ich erfahren habe. Wenn man es nicht ge-
nau unterſuchet, ſo wird weder der Kauffer noch
Verkauffer ſogleich gewahr, daß ſich dergleichen
Wuͤrmer darinnen beſinden.

Das Stroh kan man zum Streuen vor das
Vieh gebrauchen, oder man kan auch damit ein-
heitzen, doch muß man dabey bleiben. Denn
wenn viel Stroh auf einmal, wie einfaͤltige Leute
zu thun pflegen, in den Ofen geſtecket wird, ſo faͤh-
ret unterweilen die Glut auf einmal zum Ofen her-
aus, daß man daruͤber erſchrickt. Ob es nun
gleich nicht ſo leicht Gefahr hat; ſo iſt es doch
beſſer, behutſam damit umzugehen.

Sobald als der Anis geraufet und der Acker
leer geworden, muß man ſolchen je eher je lieber
in gutem Wetter umackern laſſen. Wenn nun die
Beſtell-Zeit herbey komt, ſo kan man ihn mit Win-
ter-Rocken beſaͤen, denn die Beſtellung mit Anis
dienet den Aeckern ſtat einer Brache.

Bey Erziehung des Aniſes habe ich ange-
merkt, daß er zwar vielen zu Mitteln aber auch
einigen davon geholfen. Es koſtet viel Geld ihn
vom Unkraute reine zu halten, und iſt mit Erzie-
hung deſſelben nicht anders, als wenn jemand
Geld auf ein Spiel ſetzet. Jſt man ein, zwey,
dreymal mit dem Anis ungluͤcklich, ſo ſpricht man;
womit ich verſpielet, damit wil ich auch gewinnen.

Waget
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[86/0096] 3. Cap. Von den wird. Wil man ihn aber 9 bis 10 Jahr auf Speculation aufbehalten, ſo muß er alle Jahr ge- rollet werden, ſonſten werden ſich kleine weiſſe Wuͤrmer einſtellen und die Koͤrner angehen, wel- ches ich erfahren habe. Wenn man es nicht ge- nau unterſuchet, ſo wird weder der Kauffer noch Verkauffer ſogleich gewahr, daß ſich dergleichen Wuͤrmer darinnen beſinden. Das Stroh kan man zum Streuen vor das Vieh gebrauchen, oder man kan auch damit ein- heitzen, doch muß man dabey bleiben. Denn wenn viel Stroh auf einmal, wie einfaͤltige Leute zu thun pflegen, in den Ofen geſtecket wird, ſo faͤh- ret unterweilen die Glut auf einmal zum Ofen her- aus, daß man daruͤber erſchrickt. Ob es nun gleich nicht ſo leicht Gefahr hat; ſo iſt es doch beſſer, behutſam damit umzugehen. Sobald als der Anis geraufet und der Acker leer geworden, muß man ſolchen je eher je lieber in gutem Wetter umackern laſſen. Wenn nun die Beſtell-Zeit herbey komt, ſo kan man ihn mit Win- ter-Rocken beſaͤen, denn die Beſtellung mit Anis dienet den Aeckern ſtat einer Brache. Bey Erziehung des Aniſes habe ich ange- merkt, daß er zwar vielen zu Mitteln aber auch einigen davon geholfen. Es koſtet viel Geld ihn vom Unkraute reine zu halten, und iſt mit Erzie- hung deſſelben nicht anders, als wenn jemand Geld auf ein Spiel ſetzet. Jſt man ein, zwey, dreymal mit dem Anis ungluͤcklich, ſo ſpricht man; womit ich verſpielet, damit wil ich auch gewinnen. Waget

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/96>, abgerufen am 29.04.2024.