Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Cap. Von 18jähriger Nutzung
Erde kan weder mit der Düngung noch sonst mit
etwas anders geholfen werden, als nur mit der
Seiffen-Sieder Asche. Wenn diese darauf ge-
bracht und eingegraben worden, und sich mit der
Erde wohl vereiniget hat, so pfleget die Düngung
alsdenn, eben wie in anderen leichtem Lande, länger
zu dauren; wovon in meiner kleinen historischen
Nachricht von den Dreyen-Brunnen
p. 83.
seqq. kann nachgelesen werden.

Unterdessen aber ist es doch auch wahr, daß
die fast allgemeine Klage über das schlechte Land,
welche man an vielen Orten höret, gar öfters un-
gegründet und ungerecht ist, und daß vielmehr die
Leute über sich selbsten klagen solten. Denn es ist
gewiß, wer es verstehet, Geld, Zeit, Arbeit und
Nachdencken anwendet, der kan gar vieles verbes-
sern. Aber daran wollen die wenigsten. Ein-
ernden haben sie gerne, aber um die Verbesserung
des Erdreichs bekümmern sie sich nicht. Derglei-
chen Leute sind nicht werth einen Schuh breit Land
zu haben. Es bleibt dabey, Nachdenken, Mühe
und Arbeit, nebst den nöthigen Kosten, richten unter
göttlichen Segen mit der Zeit gar vieles aus. Und
ob man es auch gleich durch die Verbesserung nicht
dahin bringen kan, daß ein schlechtes Land einem
recht guten Grunde gleich komme; so wird man
doch nicht leicht einen Boden finden, der nicht könn-
te tragbarer gemachet, und weit besser, als gemei-
niglich geschiehet, genutzet werden.

Wenn nun ein Hauswirth gesonnen, meine
angegebene Cultur vorzunehmen, und dabey gerne

recht

1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
Erde kan weder mit der Duͤngung noch ſonſt mit
etwas anders geholfen werden, als nur mit der
Seiffen-Sieder Aſche. Wenn dieſe darauf ge-
bracht und eingegraben worden, und ſich mit der
Erde wohl vereiniget hat, ſo pfleget die Duͤngung
alsdenn, eben wie in anderen leichtem Lande, laͤnger
zu dauren; wovon in meiner kleinen hiſtoriſchen
Nachricht von den Dreyen-Brunnen
p. 83.
ſeqq. kann nachgeleſen werden.

Unterdeſſen aber iſt es doch auch wahr, daß
die faſt allgemeine Klage uͤber das ſchlechte Land,
welche man an vielen Orten hoͤret, gar oͤfters un-
gegruͤndet und ungerecht iſt, und daß vielmehr die
Leute uͤber ſich ſelbſten klagen ſolten. Denn es iſt
gewiß, wer es verſtehet, Geld, Zeit, Arbeit und
Nachdencken anwendet, der kan gar vieles verbeſ-
ſern. Aber daran wollen die wenigſten. Ein-
ernden haben ſie gerne, aber um die Verbeſſerung
des Erdreichs bekuͤmmern ſie ſich nicht. Derglei-
chen Leute ſind nicht werth einen Schuh breit Land
zu haben. Es bleibt dabey, Nachdenken, Muͤhe
und Arbeit, nebſt den noͤthigen Koſten, richten unter
goͤttlichen Segen mit der Zeit gar vieles aus. Und
ob man es auch gleich durch die Verbeſſerung nicht
dahin bringen kan, daß ein ſchlechtes Land einem
recht guten Grunde gleich komme; ſo wird man
doch nicht leicht einen Boden finden, der nicht koͤnn-
te tragbarer gemachet, und weit beſſer, als gemei-
niglich geſchiehet, genutzet werden.

Wenn nun ein Hauswirth geſonnen, meine
angegebene Cultur vorzunehmen, und dabey gerne

recht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0101" n="66"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">1. Cap. Von 18ja&#x0364;hriger Nutzung</hi></fw><lb/>
Erde kan weder mit der Du&#x0364;ngung noch &#x017F;on&#x017F;t mit<lb/>
etwas anders geholfen werden, als nur mit der<lb/>
Seiffen-Sieder A&#x017F;che. Wenn die&#x017F;e darauf ge-<lb/>
bracht und eingegraben worden, und &#x017F;ich mit der<lb/>
Erde wohl vereiniget hat, &#x017F;o pfleget die Du&#x0364;ngung<lb/>
alsdenn, eben wie in anderen leichtem Lande, la&#x0364;nger<lb/>
zu dauren; wovon in meiner kleinen <hi rendition="#fr">hi&#x017F;tori&#x017F;chen<lb/>
Nachricht von den Dreyen-Brunnen</hi> p. 83.<lb/>
&#x017F;eqq. kann nachgele&#x017F;en werden.</p><lb/>
          <p>Unterde&#x017F;&#x017F;en aber i&#x017F;t es doch auch wahr, daß<lb/>
die fa&#x017F;t allgemeine Klage u&#x0364;ber das &#x017F;chlechte Land,<lb/>
welche man an vielen Orten ho&#x0364;ret, gar o&#x0364;fters un-<lb/>
gegru&#x0364;ndet und ungerecht i&#x017F;t, und daß vielmehr die<lb/>
Leute u&#x0364;ber &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten klagen &#x017F;olten. Denn es i&#x017F;t<lb/>
gewiß, wer es ver&#x017F;tehet, Geld, Zeit, Arbeit und<lb/>
Nachdencken anwendet, der kan gar vieles verbe&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern. Aber daran wollen die wenig&#x017F;ten. Ein-<lb/>
ernden haben &#x017F;ie gerne, aber um die Verbe&#x017F;&#x017F;erung<lb/>
des Erdreichs beku&#x0364;mmern &#x017F;ie &#x017F;ich nicht. Derglei-<lb/>
chen Leute &#x017F;ind nicht werth einen Schuh breit Land<lb/>
zu haben. Es bleibt dabey, Nachdenken, Mu&#x0364;he<lb/>
und Arbeit, neb&#x017F;t den no&#x0364;thigen Ko&#x017F;ten, richten unter<lb/>
go&#x0364;ttlichen Segen mit der Zeit gar vieles aus. Und<lb/>
ob man es auch gleich durch die Verbe&#x017F;&#x017F;erung nicht<lb/>
dahin bringen kan, daß ein &#x017F;chlechtes Land einem<lb/>
recht guten Grunde gleich komme; &#x017F;o wird man<lb/>
doch nicht leicht einen Boden finden, der nicht ko&#x0364;nn-<lb/>
te tragbarer gemachet, und weit be&#x017F;&#x017F;er, als gemei-<lb/>
niglich ge&#x017F;chiehet, genutzet werden.</p><lb/>
          <p>Wenn nun ein Hauswirth ge&#x017F;onnen, meine<lb/>
angegebene Cultur vorzunehmen, und dabey gerne<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">recht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0101] 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung Erde kan weder mit der Duͤngung noch ſonſt mit etwas anders geholfen werden, als nur mit der Seiffen-Sieder Aſche. Wenn dieſe darauf ge- bracht und eingegraben worden, und ſich mit der Erde wohl vereiniget hat, ſo pfleget die Duͤngung alsdenn, eben wie in anderen leichtem Lande, laͤnger zu dauren; wovon in meiner kleinen hiſtoriſchen Nachricht von den Dreyen-Brunnen p. 83. ſeqq. kann nachgeleſen werden. Unterdeſſen aber iſt es doch auch wahr, daß die faſt allgemeine Klage uͤber das ſchlechte Land, welche man an vielen Orten hoͤret, gar oͤfters un- gegruͤndet und ungerecht iſt, und daß vielmehr die Leute uͤber ſich ſelbſten klagen ſolten. Denn es iſt gewiß, wer es verſtehet, Geld, Zeit, Arbeit und Nachdencken anwendet, der kan gar vieles verbeſ- ſern. Aber daran wollen die wenigſten. Ein- ernden haben ſie gerne, aber um die Verbeſſerung des Erdreichs bekuͤmmern ſie ſich nicht. Derglei- chen Leute ſind nicht werth einen Schuh breit Land zu haben. Es bleibt dabey, Nachdenken, Muͤhe und Arbeit, nebſt den noͤthigen Koſten, richten unter goͤttlichen Segen mit der Zeit gar vieles aus. Und ob man es auch gleich durch die Verbeſſerung nicht dahin bringen kan, daß ein ſchlechtes Land einem recht guten Grunde gleich komme; ſo wird man doch nicht leicht einen Boden finden, der nicht koͤnn- te tragbarer gemachet, und weit beſſer, als gemei- niglich geſchiehet, genutzet werden. Wenn nun ein Hauswirth geſonnen, meine angegebene Cultur vorzunehmen, und dabey gerne recht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/101
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/101>, abgerufen am 27.04.2024.