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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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überhaupt.
augenscheinlichen Nutzen bringet. Wenn z. E.
der Mist, welcher in einer solchen Pfütze gele-
gen, hinaus gefahren, und auf den Acker auf Hau-
fen geschlagen wird, und eine Zeitlang liegen blei-
bet, ehe er kan unter die Erde gebracht werden,
so senket sich hiervon die Feuchtigkeit oder Mist-
Lacke in die Erde, und theilet den Orten, wo der-
gleichen Hauffen liegen, so starke Fettigkeit und
Kräfte mit, daß man dieses nach zwey bis drey
Jahren an den darauf stehenden Früchten erken-
nen kan, indem dieselben allezeit viel schöner, grü-
ner und höher wachsen als auf den andern Fle-
cken. Ja man kan fast so viel Oerter zehlen,
so viel Haufen auf einen Acker abgeschlagen
worden. Es folget also hieraus, daß man die
Mist-Pfütze viel höher zu halten, als daß man sol-
che hinweg lauffen lasse; vielmehr muß man die-
selbe in den Höfen in eine Vertiefung leiten, und
den Mist, welcher ebenfals etwas feuchte liegen
muß, öfters damit begiessen lassen. Hat man
Stroh im Ueberfluß, so kan solches darein gestreuet
werden, damit es verfaule, und die darinnen be-
findlichen Salze an sich ziehe. Einige Hauswir-
the ästimiren die Mist-Lacke so hoch, daß sie zur
Winters-Zeit das Eiß davon als eine gute Dün-
gung auf ihre Aecker schaffen. Und ist mir unter
andern ein gewisser Garten-Liebhaber, drey Stun-
den von unserer Stadt, bekant, welcher den Win-
ter über seine gefrorne Pfütze mit Aexten aufhauen,
und die Stücker Eiß auf seine Spargel- und Mee-
rettig-Beeter fahren ließ, welche hernach malen bey

dem
G 2

uͤberhaupt.
augenſcheinlichen Nutzen bringet. Wenn z. E.
der Miſt, welcher in einer ſolchen Pfuͤtze gele-
gen, hinaus gefahren, und auf den Acker auf Hau-
fen geſchlagen wird, und eine Zeitlang liegen blei-
bet, ehe er kan unter die Erde gebracht werden,
ſo ſenket ſich hiervon die Feuchtigkeit oder Miſt-
Lacke in die Erde, und theilet den Orten, wo der-
gleichen Hauffen liegen, ſo ſtarke Fettigkeit und
Kraͤfte mit, daß man dieſes nach zwey bis drey
Jahren an den darauf ſtehenden Fruͤchten erken-
nen kan, indem dieſelben allezeit viel ſchoͤner, gruͤ-
ner und hoͤher wachſen als auf den andern Fle-
cken. Ja man kan faſt ſo viel Oerter zehlen,
ſo viel Haufen auf einen Acker abgeſchlagen
worden. Es folget alſo hieraus, daß man die
Miſt-Pfuͤtze viel hoͤher zu halten, als daß man ſol-
che hinweg lauffen laſſe; vielmehr muß man die-
ſelbe in den Hoͤfen in eine Vertiefung leiten, und
den Miſt, welcher ebenfals etwas feuchte liegen
muß, oͤfters damit begieſſen laſſen. Hat man
Stroh im Ueberfluß, ſo kan ſolches darein geſtreuet
werden, damit es verfaule, und die darinnen be-
findlichen Salze an ſich ziehe. Einige Hauswir-
the aͤſtimiren die Miſt-Lacke ſo hoch, daß ſie zur
Winters-Zeit das Eiß davon als eine gute Duͤn-
gung auf ihre Aecker ſchaffen. Und iſt mir unter
andern ein gewiſſer Garten-Liebhaber, drey Stun-
den von unſerer Stadt, bekant, welcher den Win-
ter uͤber ſeine gefrorne Pfuͤtze mit Aexten aufhauen,
und die Stuͤcker Eiß auf ſeine Spargel- und Mee-
rettig-Beeter fahren ließ, welche hernach malen bey

dem
G 2
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[99/0134] uͤberhaupt. augenſcheinlichen Nutzen bringet. Wenn z. E. der Miſt, welcher in einer ſolchen Pfuͤtze gele- gen, hinaus gefahren, und auf den Acker auf Hau- fen geſchlagen wird, und eine Zeitlang liegen blei- bet, ehe er kan unter die Erde gebracht werden, ſo ſenket ſich hiervon die Feuchtigkeit oder Miſt- Lacke in die Erde, und theilet den Orten, wo der- gleichen Hauffen liegen, ſo ſtarke Fettigkeit und Kraͤfte mit, daß man dieſes nach zwey bis drey Jahren an den darauf ſtehenden Fruͤchten erken- nen kan, indem dieſelben allezeit viel ſchoͤner, gruͤ- ner und hoͤher wachſen als auf den andern Fle- cken. Ja man kan faſt ſo viel Oerter zehlen, ſo viel Haufen auf einen Acker abgeſchlagen worden. Es folget alſo hieraus, daß man die Miſt-Pfuͤtze viel hoͤher zu halten, als daß man ſol- che hinweg lauffen laſſe; vielmehr muß man die- ſelbe in den Hoͤfen in eine Vertiefung leiten, und den Miſt, welcher ebenfals etwas feuchte liegen muß, oͤfters damit begieſſen laſſen. Hat man Stroh im Ueberfluß, ſo kan ſolches darein geſtreuet werden, damit es verfaule, und die darinnen be- findlichen Salze an ſich ziehe. Einige Hauswir- the aͤſtimiren die Miſt-Lacke ſo hoch, daß ſie zur Winters-Zeit das Eiß davon als eine gute Duͤn- gung auf ihre Aecker ſchaffen. Und iſt mir unter andern ein gewiſſer Garten-Liebhaber, drey Stun- den von unſerer Stadt, bekant, welcher den Win- ter uͤber ſeine gefrorne Pfuͤtze mit Aexten aufhauen, und die Stuͤcker Eiß auf ſeine Spargel- und Mee- rettig-Beeter fahren ließ, welche hernach malen bey dem G 2

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/134>, abgerufen am 30.04.2024.