lieber den Vortheil, welchen sie mit GOttes Hülfe gewiß haben könten, fahren.
§. 2.
Fände man diese Trägheit nur bey einfältigen Dieser Fehler wird auch bey Gel[e]hrten angetrof- fen.Bauersleuten, oder andern ungelehrten Hauswir- then, als welche meistens mit gröster Blindheit und ohne Nachdenken in der Erden zu wühlen pflegen, so wäre es eben nicht so sehr zu bewundern; aber so wird man diese Sorglosigkeit in Verbesserung des Feldbaues auch bey vielen Gelehrten gewahr, und zwar bey solchen, deren Amt es doch erforderte, sich ernstlich darum zu bekümmern, worüber man sich billig wundern muß. Und wird daher die Klage des Herrn von Kohrs, welche er (in seiner Haush. Biblioth.Cap. IV. §. 23. p. m. 145.) aus einem Eng- länder anführet, wohl nicht zu mißbilligen seyn. Als:
"Viele Gelehrten wüsten dasjenige nicht, was sie "alle Tage ansähen, sie schaueten viel Sachen in "der Natur an wie die Kuh das neue Thor, und "damit es doch nicht das Ansehen gewönne, als "ob sie keine sonderliche Erkäntniß davon hätten, "so sagten sie hiervon einige umverständliche Wör- "ter her, um die Beschaffenheit der Sachen aber "bekümmern sie sich nicht sonderlich. Dieses "Raisonement möchte man wohl appliciren auf "die Erkäntniß derer meisten Gelehrten, die sie "von Feld-Früchten haben. Viele bemühen sich "allerhand einheimische und ausländische Ungezie- "fer zu anatomiren, die Mineralien genau zu er- "forschen und aufzuschliesen, aber über die Feld-
"Früch-
1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
lieber den Vortheil, welchen ſie mit GOttes Huͤlfe gewiß haben koͤnten, fahren.
§. 2.
Faͤnde man dieſe Traͤgheit nur bey einfaͤltigen Dieſer Fehler wird auch bey Gel[e]hrten angetrof- fen.Bauersleuten, oder andern ungelehrten Hauswir- then, als welche meiſtens mit groͤſter Blindheit und ohne Nachdenken in der Erden zu wuͤhlen pflegen, ſo waͤre es eben nicht ſo ſehr zu bewundern; aber ſo wird man dieſe Sorgloſigkeit in Verbeſſerung des Feldbaues auch bey vielen Gelehrten gewahr, und zwar bey ſolchen, deren Amt es doch erforderte, ſich ernſtlich darum zu bekuͤmmern, woruͤber man ſich billig wundern muß. Und wird daher die Klage des Herrn von Kohrs, welche er (in ſeiner Haush. Biblioth.Cap. IV. §. 23. p. m. 145.) aus einem Eng- laͤnder anfuͤhret, wohl nicht zu mißbilligen ſeyn. Als:
„Viele Gelehrten wuͤſten dasjenige nicht, was ſie ”alle Tage anſaͤhen, ſie ſchaueten viel Sachen in ”der Natur an wie die Kuh das neue Thor, und ”damit es doch nicht das Anſehen gewoͤnne, als ”ob ſie keine ſonderliche Erkaͤntniß davon haͤtten, ”ſo ſagten ſie hiervon einige umverſtaͤndliche Woͤr- ”ter her, um die Beſchaffenheit der Sachen aber ”bekuͤmmern ſie ſich nicht ſonderlich. Dieſes ”Raiſonement moͤchte man wohl appliciren auf ”die Erkaͤntniß derer meiſten Gelehrten, die ſie ”von Feld-Fruͤchten haben. Viele bemuͤhen ſich ”allerhand einheimiſche und auslaͤndiſche Ungezie- ”fer zu anatomiren, die Mineralien genau zu er- ”forſchen und aufzuſchlieſen, aber uͤber die Feld-
”Fruͤch-
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1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
lieber den Vortheil, welchen ſie mit GOttes Huͤlfe
gewiß haben koͤnten, fahren.
§. 2.
Faͤnde man dieſe Traͤgheit nur bey einfaͤltigen
Bauersleuten, oder andern ungelehrten Hauswir-
then, als welche meiſtens mit groͤſter Blindheit und
ohne Nachdenken in der Erden zu wuͤhlen pflegen,
ſo waͤre es eben nicht ſo ſehr zu bewundern; aber ſo
wird man dieſe Sorgloſigkeit in Verbeſſerung des
Feldbaues auch bey vielen Gelehrten gewahr, und
zwar bey ſolchen, deren Amt es doch erforderte, ſich
ernſtlich darum zu bekuͤmmern, woruͤber man ſich
billig wundern muß. Und wird daher die Klage des
Herrn von Kohrs, welche er (in ſeiner Haush.
Biblioth. Cap. IV. §. 23. p. m. 145.) aus einem Eng-
laͤnder anfuͤhret, wohl nicht zu mißbilligen ſeyn. Als:
Dieſer
Fehler wird
auch bey
Gelehrten
angetrof-
fen.
„Viele Gelehrten wuͤſten dasjenige nicht, was ſie
”alle Tage anſaͤhen, ſie ſchaueten viel Sachen in
”der Natur an wie die Kuh das neue Thor, und
”damit es doch nicht das Anſehen gewoͤnne, als
”ob ſie keine ſonderliche Erkaͤntniß davon haͤtten,
”ſo ſagten ſie hiervon einige umverſtaͤndliche Woͤr-
”ter her, um die Beſchaffenheit der Sachen aber
”bekuͤmmern ſie ſich nicht ſonderlich. Dieſes
”Raiſonement moͤchte man wohl appliciren auf
”die Erkaͤntniß derer meiſten Gelehrten, die ſie
”von Feld-Fruͤchten haben. Viele bemuͤhen ſich
”allerhand einheimiſche und auslaͤndiſche Ungezie-
”fer zu anatomiren, die Mineralien genau zu er-
”forſchen und aufzuſchlieſen, aber uͤber die Feld-
”Fruͤch-
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/37>, abgerufen am 30.11.2023.
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