"denn das alhier in Erfurt stadtkündige Exem- "pel gar bekant, wie nemlich viele Gärtner
Wir haben hier eigentlich keine Gärtner, in dem sie die Gärtnerey nicht gelernet, sondern lauter Ackerleute. Es gehöret zu einem Gärtner viel mehr Wissenschaft und Erfah- rung, als unsere Leute besitzen. Doch ist es hier alzuwohl bekant, wenn ein Pferde- Knecht vom Pferde fällt, oder ein Bauer von einem Dorfe herein in unsre Stadt ziehet, und nachdem er einige Jahr gedienet, oder als Tägelöhner gearbeitet, ein paar Aecker pachtet, so ist er gleich ein Gärtner, und läs- set sich auch öffentlich also tituliren.
"im freyen Felde auf einen Acker 30 starke Fu- "der Mist,
Dieses wäre wohl zu fett geschmelzet, denn da es, wie aus dem beygesetzten Preise zu er- sehen, nicht anders, als von dreyspännigen Fudern kan verstanden werden, so würde man den Mist, wegen der Vielheit, weder durch das Ackern, noch durch das Graben mit genugsamer Erde bedecken können.
"wobey jedes Fuder auf einen Rthlr. und 16 "Gr. zu stehen kommt, führen lassen,
Diese Ausrechnung ist abermal unrichtig, wie oben p. 16. zu ersehen ist.
"zum erstenmal Kraut darauf stecken, fleißig ha- "cken und von allem Unkraute reinigen, hernach- "mals Früchte darauf säen, darzwischen aber al- "lezeit über das dritte Jahr abermal Gärtnerey-
"Waa-
1. Cap. von 18jaͤhriger Nutzung
”denn das alhier in Erfurt ſtadtkuͤndige Exem- ”pel gar bekant, wie nemlich viele Gaͤrtner
Wir haben hier eigentlich keine Gaͤrtner, in dem ſie die Gaͤrtnerey nicht gelernet, ſondern lauter Ackerleute. Es gehoͤret zu einem Gaͤrtner viel mehr Wiſſenſchaft und Erfah- rung, als unſere Leute beſitzen. Doch iſt es hier alzuwohl bekant, wenn ein Pferde- Knecht vom Pferde faͤllt, oder ein Bauer von einem Dorfe herein in unſre Stadt ziehet, und nachdem er einige Jahr gedienet, oder als Taͤgeloͤhner gearbeitet, ein paar Aecker pachtet, ſo iſt er gleich ein Gaͤrtner, und laͤſ- ſet ſich auch oͤffentlich alſo tituliren.
„im freyen Felde auf einen Acker 30 ſtarke Fu- ”der Miſt,
Dieſes waͤre wohl zu fett geſchmelzet, denn da es, wie aus dem beygeſetzten Preiſe zu er- ſehen, nicht anders, als von dreyſpaͤnnigen Fudern kan verſtanden werden, ſo wuͤrde man den Miſt, wegen der Vielheit, weder durch das Ackern, noch durch das Graben mit genugſamer Erde bedecken koͤnnen.
„wobey jedes Fuder auf einen Rthlr. und 16 ”Gr. zu ſtehen kommt, fuͤhren laſſen,
Dieſe Ausrechnung iſt abermal unrichtig, wie oben p. 16. zu erſehen iſt.
„zum erſtenmal Kraut darauf ſtecken, fleißig ha- ”cken und von allem Unkraute reinigen, hernach- ”mals Fruͤchte darauf ſaͤen, darzwiſchen aber al- ”lezeit uͤber das dritte Jahr abermal Gaͤrtnerey-
”Waa-
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1. Cap. von 18jaͤhriger Nutzung
”denn das alhier in Erfurt ſtadtkuͤndige Exem-
”pel gar bekant, wie nemlich viele Gaͤrtner
Wir haben hier eigentlich keine Gaͤrtner, in
dem ſie die Gaͤrtnerey nicht gelernet, ſondern
lauter Ackerleute. Es gehoͤret zu einem
Gaͤrtner viel mehr Wiſſenſchaft und Erfah-
rung, als unſere Leute beſitzen. Doch iſt es
hier alzuwohl bekant, wenn ein Pferde-
Knecht vom Pferde faͤllt, oder ein Bauer von
einem Dorfe herein in unſre Stadt ziehet,
und nachdem er einige Jahr gedienet, oder
als Taͤgeloͤhner gearbeitet, ein paar Aecker
pachtet, ſo iſt er gleich ein Gaͤrtner, und laͤſ-
ſet ſich auch oͤffentlich alſo tituliren.
„im freyen Felde auf einen Acker 30 ſtarke Fu-
”der Miſt,
Dieſes waͤre wohl zu fett geſchmelzet, denn
da es, wie aus dem beygeſetzten Preiſe zu er-
ſehen, nicht anders, als von dreyſpaͤnnigen
Fudern kan verſtanden werden, ſo wuͤrde
man den Miſt, wegen der Vielheit, weder
durch das Ackern, noch durch das Graben
mit genugſamer Erde bedecken koͤnnen.
„wobey jedes Fuder auf einen Rthlr. und 16
”Gr. zu ſtehen kommt, fuͤhren laſſen,
Dieſe Ausrechnung iſt abermal unrichtig,
wie oben p. 16. zu erſehen iſt.
„zum erſtenmal Kraut darauf ſtecken, fleißig ha-
”cken und von allem Unkraute reinigen, hernach-
”mals Fruͤchte darauf ſaͤen, darzwiſchen aber al-
”lezeit uͤber das dritte Jahr abermal Gaͤrtnerey-
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/65>, abgerufen am 27.07.2024.
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