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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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1. Cap. Von 18jähriger Nutzung
wo nicht die schlechte Witterung oder sonst ein
ausserordentlicher Umstand solches verhindert. Al-
lein man kan die Möglichkeit solcher vieljährigen
und nutzbaren Bestellung auch aus ihren Grün-
den einsehen.

Erstlich erwege man, was vor häufige Dün-
gung auf einen solchen Acker geschaffet werden
muß, welche ja die ordentliche, und zu den Korn-
Früchten gewöhnliche Düngung, in Ansehung
der Vielheit, zwey-auch wohl dreymal übersteiget,
dahero ist ja leicht zu erachten, daß auch solche um
so viel länger in der Erde anhalten und dauren
müsse.

Zum andern werden bey der vorgegebenen
Abwechselung der Früchte, die Kräfte von der
Düngung nicht so bald hinter einander, sondern
nur nach und nach aus dem Acker heraus geholet.
Und da die mannigfaltigen Früchte auch verschie-
dene Kräfte und Theilchen zu ihrem Wachsthum
brauchen, so findet bey der Abwechselung auch eine
jede ihre Nahrung, und der Acker kan folglich
solche tragen, dahero nothwendig bey der Bestel-
lung mehrere Jahre heraus kommen, als wenn
man beständig nur bey einerley Früchten bleibet,
oder nur mit etlichen wenigen abwechselt, bey wel-
cher letztern Art man freylich den Acker viel fleißi-
ger düngen, oder doch zu rechter Zeit muß lassen
Brache liegen, welches aber bey meiner Cultur
nicht nöthig ist.

Zum dritten wird das Land nach geschehener
Düngung durch das tiefe Ackern und Graben,

beson-

1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
wo nicht die ſchlechte Witterung oder ſonſt ein
auſſerordentlicher Umſtand ſolches verhindert. Al-
lein man kan die Moͤglichkeit ſolcher vieljaͤhrigen
und nutzbaren Beſtellung auch aus ihren Gruͤn-
den einſehen.

Erſtlich erwege man, was vor haͤufige Duͤn-
gung auf einen ſolchen Acker geſchaffet werden
muß, welche ja die ordentliche, und zu den Korn-
Fruͤchten gewoͤhnliche Duͤngung, in Anſehung
der Vielheit, zwey-auch wohl dreymal uͤberſteiget,
dahero iſt ja leicht zu erachten, daß auch ſolche um
ſo viel laͤnger in der Erde anhalten und dauren
muͤſſe.

Zum andern werden bey der vorgegebenen
Abwechſelung der Fruͤchte, die Kraͤfte von der
Duͤngung nicht ſo bald hinter einander, ſondern
nur nach und nach aus dem Acker heraus geholet.
Und da die mannigfaltigen Fruͤchte auch verſchie-
dene Kraͤfte und Theilchen zu ihrem Wachsthum
brauchen, ſo findet bey der Abwechſelung auch eine
jede ihre Nahrung, und der Acker kan folglich
ſolche tragen, dahero nothwendig bey der Beſtel-
lung mehrere Jahre heraus kommen, als wenn
man beſtaͤndig nur bey einerley Fruͤchten bleibet,
oder nur mit etlichen wenigen abwechſelt, bey wel-
cher letztern Art man freylich den Acker viel fleißi-
ger duͤngen, oder doch zu rechter Zeit muß laſſen
Brache liegen, welches aber bey meiner Cultur
nicht noͤthig iſt.

Zum dritten wird das Land nach geſchehener
Duͤngung durch das tiefe Ackern und Graben,

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[60/0095] 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung wo nicht die ſchlechte Witterung oder ſonſt ein auſſerordentlicher Umſtand ſolches verhindert. Al- lein man kan die Moͤglichkeit ſolcher vieljaͤhrigen und nutzbaren Beſtellung auch aus ihren Gruͤn- den einſehen. Erſtlich erwege man, was vor haͤufige Duͤn- gung auf einen ſolchen Acker geſchaffet werden muß, welche ja die ordentliche, und zu den Korn- Fruͤchten gewoͤhnliche Duͤngung, in Anſehung der Vielheit, zwey-auch wohl dreymal uͤberſteiget, dahero iſt ja leicht zu erachten, daß auch ſolche um ſo viel laͤnger in der Erde anhalten und dauren muͤſſe. Zum andern werden bey der vorgegebenen Abwechſelung der Fruͤchte, die Kraͤfte von der Duͤngung nicht ſo bald hinter einander, ſondern nur nach und nach aus dem Acker heraus geholet. Und da die mannigfaltigen Fruͤchte auch verſchie- dene Kraͤfte und Theilchen zu ihrem Wachsthum brauchen, ſo findet bey der Abwechſelung auch eine jede ihre Nahrung, und der Acker kan folglich ſolche tragen, dahero nothwendig bey der Beſtel- lung mehrere Jahre heraus kommen, als wenn man beſtaͤndig nur bey einerley Fruͤchten bleibet, oder nur mit etlichen wenigen abwechſelt, bey wel- cher letztern Art man freylich den Acker viel fleißi- ger duͤngen, oder doch zu rechter Zeit muß laſſen Brache liegen, welches aber bey meiner Cultur nicht noͤthig iſt. Zum dritten wird das Land nach geſchehener Duͤngung durch das tiefe Ackern und Graben, beſon-

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/95>, abgerufen am 29.04.2024.