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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

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Das sechste Capitel. Von einigen
läst ein Ey um das andere fallen, rücket dabey im-
mer auf eine Seite herum, und je öfter es also im
Kreise herum kömt, je weiter steiget es von dem
Platze, da es angefangen hat, in die Höhe.

Es leget aber immer ein Ey, an das andere
an, wodurch denn dieselben, weil sie anfänglich
weich und klebricht sind, nicht nur unter sich selb-
sten, sondern auch mit dem Zweige, so fest zusam-
men hängen, als ob sie aus einem Stücke gewach-
sen wären.

Aus der Bewegung so der Papilion, in wäh-
rendem Eyerlegen, um den Zweig machet, kan man
sich natürlich vorstellen, wie es komme, daß die
Eyer so artig in einer Spiral-Linie herum gesetzet
sind.

Diese Eyer glänzen nicht anders wie email-
lirte Arbeit, oder als wenn sie mit Lac. Fürnis über-
zogen wären.

Jegliches an sich betrachtet, ist länglichrund,
oder vielmehr einem abgekürzten Kegel ähnlich,
denn unten nach dem Aestlein zu ist es nicht breit
wie oben.

Mitten auf der obern Fläche zeiget sich ein
kleines, nicht gar tiefes Grüblein, welches der-
jenige Punct ist, wo die Jungen sich heraus-
beisen.

Wer curiös seyn wil, der kan ein solches Reiß-
lein an welches sie ihre Cyer angeschmeisset haben,
zur Winters-Zeit abbrechen, und solches auf einen
weissen Bogen Papier in eine Stube alwo täglich
eingeheitzet wird, zwölf bis vierzehn Tage legen, so

wer-

Das ſechſte Capitel. Von einigen
laͤſt ein Ey um das andere fallen, ruͤcket dabey im-
mer auf eine Seite herum, und je oͤfter es alſo im
Kreiſe herum koͤmt, je weiter ſteiget es von dem
Platze, da es angefangen hat, in die Hoͤhe.

Es leget aber immer ein Ey, an das andere
an, wodurch denn dieſelben, weil ſie anfaͤnglich
weich und klebricht ſind, nicht nur unter ſich ſelb-
ſten, ſondern auch mit dem Zweige, ſo feſt zuſam-
men haͤngen, als ob ſie aus einem Stuͤcke gewach-
ſen waͤren.

Aus der Bewegung ſo der Papilion, in waͤh-
rendem Eyerlegen, um den Zweig machet, kan man
ſich natuͤrlich vorſtellen, wie es komme, daß die
Eyer ſo artig in einer Spiral-Linie herum geſetzet
ſind.

Dieſe Eyer glaͤnzen nicht anders wie email-
lirte Arbeit, oder als wenn ſie mit Lac. Fuͤrnis uͤber-
zogen waͤren.

Jegliches an ſich betrachtet, iſt laͤnglichrund,
oder vielmehr einem abgekuͤrzten Kegel aͤhnlich,
denn unten nach dem Aeſtlein zu iſt es nicht breit
wie oben.

Mitten auf der obern Flaͤche zeiget ſich ein
kleines, nicht gar tiefes Gruͤblein, welches der-
jenige Punct iſt, wo die Jungen ſich heraus-
beiſen.

Wer curioͤs ſeyn wil, der kan ein ſolches Reiß-
lein an welches ſie ihre Cyer angeſchmeiſſet haben,
zur Winters-Zeit abbrechen, und ſolches auf einen
weiſſen Bogen Papier in eine Stube alwo taͤglich
eingeheitzet wird, zwoͤlf bis vierzehn Tage legen, ſo

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[236/0250] Das ſechſte Capitel. Von einigen laͤſt ein Ey um das andere fallen, ruͤcket dabey im- mer auf eine Seite herum, und je oͤfter es alſo im Kreiſe herum koͤmt, je weiter ſteiget es von dem Platze, da es angefangen hat, in die Hoͤhe. Es leget aber immer ein Ey, an das andere an, wodurch denn dieſelben, weil ſie anfaͤnglich weich und klebricht ſind, nicht nur unter ſich ſelb- ſten, ſondern auch mit dem Zweige, ſo feſt zuſam- men haͤngen, als ob ſie aus einem Stuͤcke gewach- ſen waͤren. Aus der Bewegung ſo der Papilion, in waͤh- rendem Eyerlegen, um den Zweig machet, kan man ſich natuͤrlich vorſtellen, wie es komme, daß die Eyer ſo artig in einer Spiral-Linie herum geſetzet ſind. Dieſe Eyer glaͤnzen nicht anders wie email- lirte Arbeit, oder als wenn ſie mit Lac. Fuͤrnis uͤber- zogen waͤren. Jegliches an ſich betrachtet, iſt laͤnglichrund, oder vielmehr einem abgekuͤrzten Kegel aͤhnlich, denn unten nach dem Aeſtlein zu iſt es nicht breit wie oben. Mitten auf der obern Flaͤche zeiget ſich ein kleines, nicht gar tiefes Gruͤblein, welches der- jenige Punct iſt, wo die Jungen ſich heraus- beiſen. Wer curioͤs ſeyn wil, der kan ein ſolches Reiß- lein an welches ſie ihre Cyer angeſchmeiſſet haben, zur Winters-Zeit abbrechen, und ſolches auf einen weiſſen Bogen Papier in eine Stube alwo taͤglich eingeheitzet wird, zwoͤlf bis vierzehn Tage legen, ſo wer-

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/250>, abgerufen am 30.04.2024.