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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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III. Geologische Verhältnisse.
den Untergrund, der nur in Erosionsthälern und Flussgeröllen, in
Felsvorsprüngen an der Küste oder in den Kämmen der Berge zu
Tage kommt. So ist es namentlich auf Kiushiu und Shikoku, wo ich
seine Anwesenheit nur im Geröll der Flüsse zu constatieren vermochte,
auf jener Insel bei verschiedenen Bächen aus dem centralen Meridian-
gebirge, auf Shikoku unter anderem im Oberlaufe des Miyodo-gawa,
der vom Ischidzuchisan kommt. Das schöne Gestein, welches man zu
den Stufen beim Kotohira und bei anderen Tempeln der Insel Shikoku
verwendet, stammt jedoch nicht von dieser, sondern aus den Granit-
brüchen von Te-shima an der Küste von Bizen und heisst danach
Teshima-ishi.

In der Zusammensetzung vieler Gebirge von Hondo spielt der
Granit eine hervorragende Rolle. Wenn ich mit dem, was ich in der
Gegend von Kobe und Osaka, sowie auf der Seite des Binnenmeeres
sah, die Berichte von Woeikof und verschiedenen Bergingenieuren,
welche Theile von Chiugoku durchreisten, zusammenstelle, so ergibt
sich, dass der Granit auf dieser Halbinsel das Centralmassiv bildet,
welches an Hunderten von Stellen nach der Küste hin und im Innern
ansteht. Alte fossilfreie, quarzitreiche Schiefer überlagern ihn in
parallelen Ketten der ganzen Länge der Halbinsel nach, besonders
in den centralen und höchsten Rücken, und führen die Erze von
Chiugoku zumal Kupferkies und Magnetkies. Diese quarzitreichen
Schieferrücken zeigen bis zu 10 Metern Tiefe eine starke Verwitterung.
Der zurückgebliebene Quarzsand ist sehr unproduktiv, ernährt vor-
wiegend lichtes Gebüsch und krüppelhafte Kiefern mit stark verbrei-
teten, weit nach Nahrung suchenden Wurzeln.

In der Provinz Setsu herrscht Granit allenthalben vor, was man
auch an den Eisenbahnbauten zwischen Hiogo und Osaka, sowie bei
Tempeln und Mauern dieser Städte erkennen kann. Die Wasser-
fälle in der Nähe von Kobe stürzen über Granitwände, und der in
Japan berühmte Mikage-ishi (Stein von Mikage) ist Granit aus Setsu.
Aus ihm besteht z. B. der Wasserstein (On-chodzu-ya) im Tempelhof
von Nikko, ein Monolith von ansehnlicher Grösse, welcher auf Schild-
kröten ruht und stets von frischem, klarem Wasser überfliesst.

In dem Hügellande an der Grenze von Ise, Owari, Mikawa und
Totomi einerseits, Omi, Mino und Shinano anderseits bildet Granit
vielfach dunkelgraue, stark verwitterte Felsvorsprünge über Schiefern
und diluvialem Quarzgeröll. Der Feldspath eines prächtigen Schrift-
granits und seine Verwitterungsprodukte an der Grenze von Owari,
Mino und Mikawa bilden das Rohmaterial der sehr ausgedehnten
keramischen Industrie dieser Gegend mit dem Hauptorte Seto.

III. Geologische Verhältnisse.
den Untergrund, der nur in Erosionsthälern und Flussgeröllen, in
Felsvorsprüngen an der Küste oder in den Kämmen der Berge zu
Tage kommt. So ist es namentlich auf Kiushiu und Shikoku, wo ich
seine Anwesenheit nur im Geröll der Flüsse zu constatieren vermochte,
auf jener Insel bei verschiedenen Bächen aus dem centralen Meridian-
gebirge, auf Shikoku unter anderem im Oberlaufe des Miyodo-gawa,
der vom Ischidzuchisan kommt. Das schöne Gestein, welches man zu
den Stufen beim Kotohira und bei anderen Tempeln der Insel Shikoku
verwendet, stammt jedoch nicht von dieser, sondern aus den Granit-
brüchen von Te-shima an der Küste von Bizen und heisst danach
Teshima-ishi.

In der Zusammensetzung vieler Gebirge von Hondo spielt der
Granit eine hervorragende Rolle. Wenn ich mit dem, was ich in der
Gegend von Kobe und Ôsaka, sowie auf der Seite des Binnenmeeres
sah, die Berichte von Woeikof und verschiedenen Bergingenieuren,
welche Theile von Chiugoku durchreisten, zusammenstelle, so ergibt
sich, dass der Granit auf dieser Halbinsel das Centralmassiv bildet,
welches an Hunderten von Stellen nach der Küste hin und im Innern
ansteht. Alte fossilfreie, quarzitreiche Schiefer überlagern ihn in
parallelen Ketten der ganzen Länge der Halbinsel nach, besonders
in den centralen und höchsten Rücken, und führen die Erze von
Chiugoku zumal Kupferkies und Magnetkies. Diese quarzitreichen
Schieferrücken zeigen bis zu 10 Metern Tiefe eine starke Verwitterung.
Der zurückgebliebene Quarzsand ist sehr unproduktiv, ernährt vor-
wiegend lichtes Gebüsch und krüppelhafte Kiefern mit stark verbrei-
teten, weit nach Nahrung suchenden Wurzeln.

In der Provinz Setsu herrscht Granit allenthalben vor, was man
auch an den Eisenbahnbauten zwischen Hiogo und Ôsaka, sowie bei
Tempeln und Mauern dieser Städte erkennen kann. Die Wasser-
fälle in der Nähe von Kobe stürzen über Granitwände, und der in
Japan berühmte Mikage-ishi (Stein von Mikage) ist Granit aus Setsu.
Aus ihm besteht z. B. der Wasserstein (On-chôdzu-ya) im Tempelhof
von Nikkô, ein Monolith von ansehnlicher Grösse, welcher auf Schild-
kröten ruht und stets von frischem, klarem Wasser überfliesst.

In dem Hügellande an der Grenze von Ise, Owari, Mikawa und
Tôtomi einerseits, Ômi, Mino und Shinano anderseits bildet Granit
vielfach dunkelgraue, stark verwitterte Felsvorsprünge über Schiefern
und diluvialem Quarzgeröll. Der Feldspath eines prächtigen Schrift-
granits und seine Verwitterungsprodukte an der Grenze von Owari,
Mino und Mikawa bilden das Rohmaterial der sehr ausgedehnten
keramischen Industrie dieser Gegend mit dem Hauptorte Seto.

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[34/0054] III. Geologische Verhältnisse. den Untergrund, der nur in Erosionsthälern und Flussgeröllen, in Felsvorsprüngen an der Küste oder in den Kämmen der Berge zu Tage kommt. So ist es namentlich auf Kiushiu und Shikoku, wo ich seine Anwesenheit nur im Geröll der Flüsse zu constatieren vermochte, auf jener Insel bei verschiedenen Bächen aus dem centralen Meridian- gebirge, auf Shikoku unter anderem im Oberlaufe des Miyodo-gawa, der vom Ischidzuchisan kommt. Das schöne Gestein, welches man zu den Stufen beim Kotohira und bei anderen Tempeln der Insel Shikoku verwendet, stammt jedoch nicht von dieser, sondern aus den Granit- brüchen von Te-shima an der Küste von Bizen und heisst danach Teshima-ishi. In der Zusammensetzung vieler Gebirge von Hondo spielt der Granit eine hervorragende Rolle. Wenn ich mit dem, was ich in der Gegend von Kobe und Ôsaka, sowie auf der Seite des Binnenmeeres sah, die Berichte von Woeikof und verschiedenen Bergingenieuren, welche Theile von Chiugoku durchreisten, zusammenstelle, so ergibt sich, dass der Granit auf dieser Halbinsel das Centralmassiv bildet, welches an Hunderten von Stellen nach der Küste hin und im Innern ansteht. Alte fossilfreie, quarzitreiche Schiefer überlagern ihn in parallelen Ketten der ganzen Länge der Halbinsel nach, besonders in den centralen und höchsten Rücken, und führen die Erze von Chiugoku zumal Kupferkies und Magnetkies. Diese quarzitreichen Schieferrücken zeigen bis zu 10 Metern Tiefe eine starke Verwitterung. Der zurückgebliebene Quarzsand ist sehr unproduktiv, ernährt vor- wiegend lichtes Gebüsch und krüppelhafte Kiefern mit stark verbrei- teten, weit nach Nahrung suchenden Wurzeln. In der Provinz Setsu herrscht Granit allenthalben vor, was man auch an den Eisenbahnbauten zwischen Hiogo und Ôsaka, sowie bei Tempeln und Mauern dieser Städte erkennen kann. Die Wasser- fälle in der Nähe von Kobe stürzen über Granitwände, und der in Japan berühmte Mikage-ishi (Stein von Mikage) ist Granit aus Setsu. Aus ihm besteht z. B. der Wasserstein (On-chôdzu-ya) im Tempelhof von Nikkô, ein Monolith von ansehnlicher Grösse, welcher auf Schild- kröten ruht und stets von frischem, klarem Wasser überfliesst. In dem Hügellande an der Grenze von Ise, Owari, Mikawa und Tôtomi einerseits, Ômi, Mino und Shinano anderseits bildet Granit vielfach dunkelgraue, stark verwitterte Felsvorsprünge über Schiefern und diluvialem Quarzgeröll. Der Feldspath eines prächtigen Schrift- granits und seine Verwitterungsprodukte an der Grenze von Owari, Mino und Mikawa bilden das Rohmaterial der sehr ausgedehnten keramischen Industrie dieser Gegend mit dem Hauptorte Seto.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/54>, abgerufen am 29.04.2024.