Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite

3. Lackindustrie.
wird. Ich schreibe dieser noch nicht genügend untersuchten Substanz
die giftigen Eigenschaften des Rohlacks und die Lackkrankheit zu,
über die weiter unten das Nähere folgen wird.

2) Wasser in veränderlichen Mengen von 10--34 %, je nachdem
der Rohlack von jungen oder alten Lackbäumen, Stämmen oder Aesten,
im Frühjahr, Hochsommer oder Herbst gewonnen wird. Durch Um-
rühren an der Sonne oder über gelindem Kohlenfeuer, vornehmlich
aber durch Destillation im Wasserbade kann es entfernt werden.

3) Eine stickstoffhaltige Substanz, die nach Korschelt den
Eiweisskörpern zuzurechnen ist. Ihre Menge wechselt von 1,7--3,5 %.

4) Gummi, das in allen wesentlichen Merkmalen mit Gummi
arabicum übereinstimmt und 3--6,5 % ausmacht.

5) Lacksäure oder Uruschinsäure, der vorwiegende und
wichtigste Bestandtheil, dessen Menge in der Regel zwischen 60 und
80 % des Gesammtgewichts beträgt, ja beim besten Lack von Yoshino
auf 85 % steigt.

Analysen, welche Korschelt von 7 verschiedenen Lackproben an-
stellte, ergaben nämlich folgende Resultate.

[Tabelle]

Das bei mehreren der vorstehenden Analysen in geringer Menge
gefundene Oel ist kein ursprünglicher Bestandtheil des Lackes selbst,
sondern kam bei seiner Gewinnung hinzu, indem man Ritzmesser und
Spatel mit E-no-abura (Oel der Perilla) bestrich, damit der Lack an
dem Eisen nicht festhafte.

Der vorwiegende und wichtigste Bestandteil des Lacks, welcher
darin in Gestalt jener mikroskopisch kleinen braunen Kügelchen auf-
tritt und daraus am besten durch warmen absoluten Alkohol extrahiert
wird, ist die schon erwähnte Lack- oder Urushinsäure C14H18O2. Diese
Formel, welche Korschelt durch die Elementaranalyse ermittelte,
unterscheidet sich durch ein minus von 6C von der des Borneokampfers.
Mit den Harzsäuren teilt die Lacksäure ihre Lösbarkeit in Alkohol,

3. Lackindustrie.
wird. Ich schreibe dieser noch nicht genügend untersuchten Substanz
die giftigen Eigenschaften des Rohlacks und die Lackkrankheit zu,
über die weiter unten das Nähere folgen wird.

2) Wasser in veränderlichen Mengen von 10—34 %, je nachdem
der Rohlack von jungen oder alten Lackbäumen, Stämmen oder Aesten,
im Frühjahr, Hochsommer oder Herbst gewonnen wird. Durch Um-
rühren an der Sonne oder über gelindem Kohlenfeuer, vornehmlich
aber durch Destillation im Wasserbade kann es entfernt werden.

3) Eine stickstoffhaltige Substanz, die nach Korschelt den
Eiweisskörpern zuzurechnen ist. Ihre Menge wechselt von 1,7—3,5 %.

4) Gummi, das in allen wesentlichen Merkmalen mit Gummi
arabicum übereinstimmt und 3—6,5 % ausmacht.

5) Lacksäure oder Uruschinsäure, der vorwiegende und
wichtigste Bestandtheil, dessen Menge in der Regel zwischen 60 und
80 % des Gesammtgewichts beträgt, ja beim besten Lack von Yoshino
auf 85 % steigt.

Analysen, welche Korschelt von 7 verschiedenen Lackproben an-
stellte, ergaben nämlich folgende Resultate.

[Tabelle]

Das bei mehreren der vorstehenden Analysen in geringer Menge
gefundene Oel ist kein ursprünglicher Bestandtheil des Lackes selbst,
sondern kam bei seiner Gewinnung hinzu, indem man Ritzmesser und
Spatel mit E-no-abura (Oel der Perilla) bestrich, damit der Lack an
dem Eisen nicht festhafte.

Der vorwiegende und wichtigste Bestandteil des Lacks, welcher
darin in Gestalt jener mikroskopisch kleinen braunen Kügelchen auf-
tritt und daraus am besten durch warmen absoluten Alkohol extrahiert
wird, ist die schon erwähnte Lack- oder Urushinsäure C14H18O2. Diese
Formel, welche Korschelt durch die Elementaranalyse ermittelte,
unterscheidet sich durch ein minus von 6C von der des Borneokampfers.
Mit den Harzsäuren teilt die Lacksäure ihre Lösbarkeit in Alkohol,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0435" n="411"/><fw place="top" type="header">3. Lackindustrie.</fw><lb/>
wird. Ich schreibe dieser noch nicht genügend untersuchten Substanz<lb/>
die giftigen Eigenschaften des Rohlacks und die Lackkrankheit zu,<lb/>
über die weiter unten das Nähere folgen wird.</p><lb/>
            <p>2) <hi rendition="#g">Wasser</hi> in veränderlichen Mengen von 10&#x2014;34 %, je nachdem<lb/>
der Rohlack von jungen oder alten Lackbäumen, Stämmen oder Aesten,<lb/>
im Frühjahr, Hochsommer oder Herbst gewonnen wird. Durch Um-<lb/>
rühren an der Sonne oder über gelindem Kohlenfeuer, vornehmlich<lb/>
aber durch Destillation im Wasserbade kann es entfernt werden.</p><lb/>
            <p>3) <hi rendition="#g">Eine stickstoffhaltige Substanz</hi>, die nach Korschelt den<lb/>
Eiweisskörpern zuzurechnen ist. Ihre Menge wechselt von 1,7&#x2014;3,5 %.</p><lb/>
            <p>4) <hi rendition="#g">Gummi</hi>, das in allen wesentlichen Merkmalen mit Gummi<lb/>
arabicum übereinstimmt und 3&#x2014;6,5 % ausmacht.</p><lb/>
            <p>5) <hi rendition="#g">Lacksäure oder Uruschinsäure</hi>, der vorwiegende und<lb/>
wichtigste Bestandtheil, dessen Menge in der Regel zwischen 60 und<lb/>
80 % des Gesammtgewichts beträgt, ja beim besten Lack von Yoshino<lb/>
auf 85 % steigt.</p><lb/>
            <p>Analysen, welche Korschelt von 7 verschiedenen Lackproben an-<lb/>
stellte, ergaben nämlich folgende Resultate.</p><lb/>
            <table>
              <row>
                <cell/>
              </row>
            </table>
            <p>Das bei mehreren der vorstehenden Analysen in geringer Menge<lb/>
gefundene Oel ist kein ursprünglicher Bestandtheil des Lackes selbst,<lb/>
sondern kam bei seiner Gewinnung hinzu, indem man Ritzmesser und<lb/>
Spatel mit E-no-abura (Oel der Perilla) bestrich, damit der Lack an<lb/>
dem Eisen nicht festhafte.</p><lb/>
            <p>Der vorwiegende und wichtigste Bestandteil des Lacks, welcher<lb/>
darin in Gestalt jener mikroskopisch kleinen braunen Kügelchen auf-<lb/>
tritt und daraus am besten durch warmen absoluten Alkohol extrahiert<lb/>
wird, ist die schon erwähnte Lack- oder Urushinsäure C<hi rendition="#sub">14</hi>H<hi rendition="#sub">18</hi>O<hi rendition="#sub">2</hi>. Diese<lb/>
Formel, welche <hi rendition="#g">Korschelt</hi> durch die Elementaranalyse ermittelte,<lb/>
unterscheidet sich durch ein minus von 6C von der des Borneokampfers.<lb/>
Mit den Harzsäuren teilt die Lacksäure ihre Lösbarkeit in Alkohol,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[411/0435] 3. Lackindustrie. wird. Ich schreibe dieser noch nicht genügend untersuchten Substanz die giftigen Eigenschaften des Rohlacks und die Lackkrankheit zu, über die weiter unten das Nähere folgen wird. 2) Wasser in veränderlichen Mengen von 10—34 %, je nachdem der Rohlack von jungen oder alten Lackbäumen, Stämmen oder Aesten, im Frühjahr, Hochsommer oder Herbst gewonnen wird. Durch Um- rühren an der Sonne oder über gelindem Kohlenfeuer, vornehmlich aber durch Destillation im Wasserbade kann es entfernt werden. 3) Eine stickstoffhaltige Substanz, die nach Korschelt den Eiweisskörpern zuzurechnen ist. Ihre Menge wechselt von 1,7—3,5 %. 4) Gummi, das in allen wesentlichen Merkmalen mit Gummi arabicum übereinstimmt und 3—6,5 % ausmacht. 5) Lacksäure oder Uruschinsäure, der vorwiegende und wichtigste Bestandtheil, dessen Menge in der Regel zwischen 60 und 80 % des Gesammtgewichts beträgt, ja beim besten Lack von Yoshino auf 85 % steigt. Analysen, welche Korschelt von 7 verschiedenen Lackproben an- stellte, ergaben nämlich folgende Resultate. Das bei mehreren der vorstehenden Analysen in geringer Menge gefundene Oel ist kein ursprünglicher Bestandtheil des Lackes selbst, sondern kam bei seiner Gewinnung hinzu, indem man Ritzmesser und Spatel mit E-no-abura (Oel der Perilla) bestrich, damit der Lack an dem Eisen nicht festhafte. Der vorwiegende und wichtigste Bestandteil des Lacks, welcher darin in Gestalt jener mikroskopisch kleinen braunen Kügelchen auf- tritt und daraus am besten durch warmen absoluten Alkohol extrahiert wird, ist die schon erwähnte Lack- oder Urushinsäure C14H18O2. Diese Formel, welche Korschelt durch die Elementaranalyse ermittelte, unterscheidet sich durch ein minus von 6C von der des Borneokampfers. Mit den Harzsäuren teilt die Lacksäure ihre Lösbarkeit in Alkohol,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/435
Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/435>, abgerufen am 14.06.2024.