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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
der Provinz Kawachi nahe der Grenze von Yamato. *) Dieser roth-
braune Granat führt den Namen Kongo-sha, d. h. "sehr harter Sand"
oder "Diamantsand" und kommt in Form kleiner abgerundeter Körner,
die aber unter der Loupe noch mehr oder weniger deutlich das Gra-
natoeder erkennen lassen, über Ozaka in den Handel.

In der Hauptstadt Kofu der Provinz Koshiu oder Kai fand ich im
Herbst 1874 zwei Bergkrystallschleifereien; die meisten sollen sich aber
nach A. Schenck **) am Fusse des Mii-take zu Kurobara eine Tage-
reise weiter nördlich befinden. Die Schleifvorrichtungen in Kofu waren
primitiv einfacher Art. Zum Schleifen von Kugeln bediente man sich
gebogener und gehärteter Eisenstäbe, welche Längsschnitte hohler
Cylinder darstellten, ferner des Granatsandes und Wassers. Die beiden
letzteren wurden über die eiserne Rinne ausgebreitet und das Stück
Bergkrystall darauf hin- und hergerieben. Der Granatsand war mit
Hülfe verschiedener Siebe je nach der Feinheit in sieben Sorten ge-
schieden. Das Schleifen begann natürlich unter Anwendung der gröbsten
und hörte bei dem feinsten Sande auf.

Von andern Halbedelsteinen der Quarzfamilie, die wohl in ähn-
licher Weise, wie der Bergkrystall geschliffen werden, ist Meno oder
Meno-seki, der Achat, der bekannteste. Ich bin Fundstätten und
Schleifereien desselben nicht begegnet. Dagegen erwähnt Lyman der-
selben für Oniu in Echiu, Tamatsukuri und Yumachi in Idzumo.
An den beiden letzten Orten fand er Achat, Chalcedon, Carneol,
grünen Jaspis und Rauchtopas, welche zu kleinen zierlichen Orna-
menten verarbeitet wurden. ***)

Speckstein, jap. Ro-seki (Wachsstein) und In-seki (Siegel-
stein), wird sowohl in einfach grauweissen, als auch bunten Varietäten
gefunden, vornehmlich in Bizen. Man verarbeitet ihn viel zu Siegeln
(Ingio oder In), zieht aber zu diesem Zweck den chinesischen Agal-
matolith
(To-Ro-seki) vor. +)


*) Die orohydrographische Karte im ersten Bande dieses Werkes gibt die
Lage des Kongo-san westlich des Yoshino-gawa an.
**) "Reise von Kofu nach den Quarz- und Bergkrystallgruben bei Kurobara."
Mittheilungen der deutschen Gesellschaft Ostasiens 8. Heft. Yokohama 1875.
***) Lyman: Geological Survey of Japan. Reports of Progress for 1878 and
1879. pg. 35 und pg. 58.
+) Die äussere Aehnlichkeit in der Färbung und Marmorierung mit dem
bunten Speckstein ist offenbar die Ursache gewesen, dass die Japaner mit dem
Namen Ro-seki auch Serpentin und bunten Marmor bezeichnen (pg. 371).

III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
der Provinz Kawachi nahe der Grenze von Yamato. *) Dieser roth-
braune Granat führt den Namen Kongô-sha, d. h. »sehr harter Sand«
oder »Diamantsand« und kommt in Form kleiner abgerundeter Körner,
die aber unter der Loupe noch mehr oder weniger deutlich das Gra-
natoëder erkennen lassen, über Ôzaka in den Handel.

In der Hauptstadt Kôfu der Provinz Kôshiu oder Kai fand ich im
Herbst 1874 zwei Bergkrystallschleifereien; die meisten sollen sich aber
nach A. Schenck **) am Fusse des Mii-take zu Kurobara eine Tage-
reise weiter nördlich befinden. Die Schleifvorrichtungen in Kôfu waren
primitiv einfacher Art. Zum Schleifen von Kugeln bediente man sich
gebogener und gehärteter Eisenstäbe, welche Längsschnitte hohler
Cylinder darstellten, ferner des Granatsandes und Wassers. Die beiden
letzteren wurden über die eiserne Rinne ausgebreitet und das Stück
Bergkrystall darauf hin- und hergerieben. Der Granatsand war mit
Hülfe verschiedener Siebe je nach der Feinheit in sieben Sorten ge-
schieden. Das Schleifen begann natürlich unter Anwendung der gröbsten
und hörte bei dem feinsten Sande auf.

Von andern Halbedelsteinen der Quarzfamilie, die wohl in ähn-
licher Weise, wie der Bergkrystall geschliffen werden, ist Meno oder
Meno-seki, der Achat, der bekannteste. Ich bin Fundstätten und
Schleifereien desselben nicht begegnet. Dagegen erwähnt Lyman der-
selben für Oniu in Echiu, Tamatsukuri und Yumachi in Idzumo.
An den beiden letzten Orten fand er Achat, Chalcedon, Carneol,
grünen Jaspis und Rauchtopas, welche zu kleinen zierlichen Orna-
menten verarbeitet wurden. ***)

Speckstein, jap. Rô-seki (Wachsstein) und In-seki (Siegel-
stein), wird sowohl in einfach grauweissen, als auch bunten Varietäten
gefunden, vornehmlich in Bizen. Man verarbeitet ihn viel zu Siegeln
(Ingiô oder In), zieht aber zu diesem Zweck den chinesischen Agal-
matolith
(Tô-Rô-seki) vor. †)


*) Die orohydrographische Karte im ersten Bande dieses Werkes gibt die
Lage des Kongô-san westlich des Yoshino-gawa an.
**) »Reise von Kôfu nach den Quarz- und Bergkrystallgruben bei Kurobara.«
Mittheilungen der deutschen Gesellschaft Ostasiens 8. Heft. Yokohama 1875.
***) Lyman: Geological Survey of Japan. Reports of Progress for 1878 and
1879. pg. 35 und pg. 58.
†) Die äussere Aehnlichkeit in der Färbung und Marmorierung mit dem
bunten Speckstein ist offenbar die Ursache gewesen, dass die Japaner mit dem
Namen Rô-seki auch Serpentin und bunten Marmor bezeichnen (pg. 371).
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[508/0552] III. Kunstgewerbe und Verwandtes. der Provinz Kawachi nahe der Grenze von Yamato. *) Dieser roth- braune Granat führt den Namen Kongô-sha, d. h. »sehr harter Sand« oder »Diamantsand« und kommt in Form kleiner abgerundeter Körner, die aber unter der Loupe noch mehr oder weniger deutlich das Gra- natoëder erkennen lassen, über Ôzaka in den Handel. In der Hauptstadt Kôfu der Provinz Kôshiu oder Kai fand ich im Herbst 1874 zwei Bergkrystallschleifereien; die meisten sollen sich aber nach A. Schenck **) am Fusse des Mii-take zu Kurobara eine Tage- reise weiter nördlich befinden. Die Schleifvorrichtungen in Kôfu waren primitiv einfacher Art. Zum Schleifen von Kugeln bediente man sich gebogener und gehärteter Eisenstäbe, welche Längsschnitte hohler Cylinder darstellten, ferner des Granatsandes und Wassers. Die beiden letzteren wurden über die eiserne Rinne ausgebreitet und das Stück Bergkrystall darauf hin- und hergerieben. Der Granatsand war mit Hülfe verschiedener Siebe je nach der Feinheit in sieben Sorten ge- schieden. Das Schleifen begann natürlich unter Anwendung der gröbsten und hörte bei dem feinsten Sande auf. Von andern Halbedelsteinen der Quarzfamilie, die wohl in ähn- licher Weise, wie der Bergkrystall geschliffen werden, ist Meno oder Meno-seki, der Achat, der bekannteste. Ich bin Fundstätten und Schleifereien desselben nicht begegnet. Dagegen erwähnt Lyman der- selben für Oniu in Echiu, Tamatsukuri und Yumachi in Idzumo. An den beiden letzten Orten fand er Achat, Chalcedon, Carneol, grünen Jaspis und Rauchtopas, welche zu kleinen zierlichen Orna- menten verarbeitet wurden. ***) Speckstein, jap. Rô-seki (Wachsstein) und In-seki (Siegel- stein), wird sowohl in einfach grauweissen, als auch bunten Varietäten gefunden, vornehmlich in Bizen. Man verarbeitet ihn viel zu Siegeln (Ingiô oder In), zieht aber zu diesem Zweck den chinesischen Agal- matolith (Tô-Rô-seki) vor. †) *) Die orohydrographische Karte im ersten Bande dieses Werkes gibt die Lage des Kongô-san westlich des Yoshino-gawa an. **) »Reise von Kôfu nach den Quarz- und Bergkrystallgruben bei Kurobara.« Mittheilungen der deutschen Gesellschaft Ostasiens 8. Heft. Yokohama 1875. ***) Lyman: Geological Survey of Japan. Reports of Progress for 1878 and 1879. pg. 35 und pg. 58. †) Die äussere Aehnlichkeit in der Färbung und Marmorierung mit dem bunten Speckstein ist offenbar die Ursache gewesen, dass die Japaner mit dem Namen Rô-seki auch Serpentin und bunten Marmor bezeichnen (pg. 371).

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/552>, abgerufen am 26.04.2024.