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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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I. Land- und Forstwirthschaft.
Aehren, nachdem sie zuvor durch eine der vorher angegebenen Vor-
richtungen von den Halmen getrennt worden sind. Die Drescher
stehen dabei in zwei Reihen einander gegenüber und es schlägt jede
Reihe auf einmal nieder, so dass von einem angenehmen Drei- oder
Vierklang, wie er im Herbst aus den Tennen unserer Bauerndörfer uns
entgegenschallt, gar keine Rede sein kann.

Eine andere Methode, die Körner aus den Aehren oder Rispen
zu befreien, besteht in dem Bearbeiten der Samenträger im Stampf-
troge
(Usu). Hat man sie dann auf die eine oder die andere Weise
von der Spreu gelöst, so findet die Abscheidung nicht auf der Tenne
mit der Wurfschaufel, sondern, wie in fast allen wärmeren Ländern,
mit Hülfe des Windes statt, indem man das Gemisch in einer flachen
Wanne mit den Armen bei Luftzug emporhebt und zu Boden fallen
lässt, wobei die leichtere Spreu, wie bekannt, weiter entfernt von den
Körnern, also umgekehrt wie in der Tenne, niederfällt.

Bei Leguminosen werden die Hülsen mit den Händen, seltener
durch den Stösser im Stampftroge geöffnet und ihres Inhaltes beraubt.
Beim Raps dagegen trennt und öffnet man die Schoten durch das
bereits erwähnte Schlagen der Stengel gegen den Rand einer Bütte,
oder eines Reffs.

Je nach der Art, wie die Samen dem Ackerboden übergeben
werden, unterscheidet man bekanntlich die Breit- oder Handsaat
und die Reihen- oder Drillsaat. Bei der Breitsaat überschreitet
der Sämann in gleichen Abständen der Reihe nach sein Feld und
streut mit weiter Bogenbewegung des rechten Arms die Saat in regel-
mässigem Tempo aus, die er dann mit Hülfe der Egge (oder des
Rechens bei kleineren Stücken Landes) mit Erde zu bedecken sucht.
Letzteres gelingt ihm nie vollständig, die Körner kommen nicht blos
verschieden tief in den Boden, sondern es bleibt auch immer ein Theil
oben aufliegen und geht verloren. Ueberdies wird die richtige und
wichtige Vertheilung der Samen oft sehr ungenügend erzielt, da sie
nicht blos abhängig ist von der Geschicklichkeit des Sämanns, sondern
auch von der Beschaffenheit des Ackerlandes, dem Wetter (z. B. der
An- oder Abwesenheit eines starken Windes) und andern Zufällig-
keiten. Bei der Reihensaat gelangen die Samen viel gleichmässiger
in den Boden, sowohl bezüglich der Tiefe, als auch der Entfernung
von einander, indem man sie in geöffnete Rillen streut und je nach
Bedürfniss 2--10 cm, aber gleich hoch und locker mit Erde zudeckt.

Die Drillcultur*) ist im Grunde dasselbe, nur mit dem Unter-

*) To drill heisst bohren, Löcher machen. Siehe C. J. Eisbein: Die Drill-
cultur. Bonn 1880.

I. Land- und Forstwirthschaft.
Aehren, nachdem sie zuvor durch eine der vorher angegebenen Vor-
richtungen von den Halmen getrennt worden sind. Die Drescher
stehen dabei in zwei Reihen einander gegenüber und es schlägt jede
Reihe auf einmal nieder, so dass von einem angenehmen Drei- oder
Vierklang, wie er im Herbst aus den Tennen unserer Bauerndörfer uns
entgegenschallt, gar keine Rede sein kann.

Eine andere Methode, die Körner aus den Aehren oder Rispen
zu befreien, besteht in dem Bearbeiten der Samenträger im Stampf-
troge
(Usu). Hat man sie dann auf die eine oder die andere Weise
von der Spreu gelöst, so findet die Abscheidung nicht auf der Tenne
mit der Wurfschaufel, sondern, wie in fast allen wärmeren Ländern,
mit Hülfe des Windes statt, indem man das Gemisch in einer flachen
Wanne mit den Armen bei Luftzug emporhebt und zu Boden fallen
lässt, wobei die leichtere Spreu, wie bekannt, weiter entfernt von den
Körnern, also umgekehrt wie in der Tenne, niederfällt.

Bei Leguminosen werden die Hülsen mit den Händen, seltener
durch den Stösser im Stampftroge geöffnet und ihres Inhaltes beraubt.
Beim Raps dagegen trennt und öffnet man die Schoten durch das
bereits erwähnte Schlagen der Stengel gegen den Rand einer Bütte,
oder eines Reffs.

Je nach der Art, wie die Samen dem Ackerboden übergeben
werden, unterscheidet man bekanntlich die Breit- oder Handsaat
und die Reihen- oder Drillsaat. Bei der Breitsaat überschreitet
der Sämann in gleichen Abständen der Reihe nach sein Feld und
streut mit weiter Bogenbewegung des rechten Arms die Saat in regel-
mässigem Tempo aus, die er dann mit Hülfe der Egge (oder des
Rechens bei kleineren Stücken Landes) mit Erde zu bedecken sucht.
Letzteres gelingt ihm nie vollständig, die Körner kommen nicht blos
verschieden tief in den Boden, sondern es bleibt auch immer ein Theil
oben aufliegen und geht verloren. Ueberdies wird die richtige und
wichtige Vertheilung der Samen oft sehr ungenügend erzielt, da sie
nicht blos abhängig ist von der Geschicklichkeit des Sämanns, sondern
auch von der Beschaffenheit des Ackerlandes, dem Wetter (z. B. der
An- oder Abwesenheit eines starken Windes) und andern Zufällig-
keiten. Bei der Reihensaat gelangen die Samen viel gleichmässiger
in den Boden, sowohl bezüglich der Tiefe, als auch der Entfernung
von einander, indem man sie in geöffnete Rillen streut und je nach
Bedürfniss 2—10 cm, aber gleich hoch und locker mit Erde zudeckt.

Die Drillcultur*) ist im Grunde dasselbe, nur mit dem Unter-

*) To drill heisst bohren, Löcher machen. Siehe C. J. Eisbein: Die Drill-
cultur. Bonn 1880.
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[38/0058] I. Land- und Forstwirthschaft. Aehren, nachdem sie zuvor durch eine der vorher angegebenen Vor- richtungen von den Halmen getrennt worden sind. Die Drescher stehen dabei in zwei Reihen einander gegenüber und es schlägt jede Reihe auf einmal nieder, so dass von einem angenehmen Drei- oder Vierklang, wie er im Herbst aus den Tennen unserer Bauerndörfer uns entgegenschallt, gar keine Rede sein kann. Eine andere Methode, die Körner aus den Aehren oder Rispen zu befreien, besteht in dem Bearbeiten der Samenträger im Stampf- troge (Usu). Hat man sie dann auf die eine oder die andere Weise von der Spreu gelöst, so findet die Abscheidung nicht auf der Tenne mit der Wurfschaufel, sondern, wie in fast allen wärmeren Ländern, mit Hülfe des Windes statt, indem man das Gemisch in einer flachen Wanne mit den Armen bei Luftzug emporhebt und zu Boden fallen lässt, wobei die leichtere Spreu, wie bekannt, weiter entfernt von den Körnern, also umgekehrt wie in der Tenne, niederfällt. Bei Leguminosen werden die Hülsen mit den Händen, seltener durch den Stösser im Stampftroge geöffnet und ihres Inhaltes beraubt. Beim Raps dagegen trennt und öffnet man die Schoten durch das bereits erwähnte Schlagen der Stengel gegen den Rand einer Bütte, oder eines Reffs. Je nach der Art, wie die Samen dem Ackerboden übergeben werden, unterscheidet man bekanntlich die Breit- oder Handsaat und die Reihen- oder Drillsaat. Bei der Breitsaat überschreitet der Sämann in gleichen Abständen der Reihe nach sein Feld und streut mit weiter Bogenbewegung des rechten Arms die Saat in regel- mässigem Tempo aus, die er dann mit Hülfe der Egge (oder des Rechens bei kleineren Stücken Landes) mit Erde zu bedecken sucht. Letzteres gelingt ihm nie vollständig, die Körner kommen nicht blos verschieden tief in den Boden, sondern es bleibt auch immer ein Theil oben aufliegen und geht verloren. Ueberdies wird die richtige und wichtige Vertheilung der Samen oft sehr ungenügend erzielt, da sie nicht blos abhängig ist von der Geschicklichkeit des Sämanns, sondern auch von der Beschaffenheit des Ackerlandes, dem Wetter (z. B. der An- oder Abwesenheit eines starken Windes) und andern Zufällig- keiten. Bei der Reihensaat gelangen die Samen viel gleichmässiger in den Boden, sowohl bezüglich der Tiefe, als auch der Entfernung von einander, indem man sie in geöffnete Rillen streut und je nach Bedürfniss 2—10 cm, aber gleich hoch und locker mit Erde zudeckt. Die Drillcultur *) ist im Grunde dasselbe, nur mit dem Unter- *) To drill heisst bohren, Löcher machen. Siehe C. J. Eisbein: Die Drill- cultur. Bonn 1880.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/58>, abgerufen am 15.05.2024.