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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Das ander Buch/
(2) Justitia
non novit
Patrem,
non novit
Mattem:
veritatem
novit, per-
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accipit,
Deu imi-
tatur Cas-
siodor.
Chron. Cap. 29. v. 6. 7. (2) Wer in die Cantzeley oder ins Gerichthauß ge-
het vnd sich zu Gericht setzet/ der soll wann er die Thür hinder sich zu ma-
chet/ oder in die Schrancken der Gerichtsbanck tritt/ alle Freunde vnd
Feinde alle Affecteu draussen für der Thür oder den Schrancken stehen
lassen/ vnd seine reflexion vnd Absehen/ auff Gott deme wie gemeldet das
Gericht gehalten wird/ die Warheit vnd Gerechtigkeit wenden.

Wann obangezogene Qualitäten/ vnd sonderlich die Gottesfurcht
bey einem Richter sich nicht findet/ so gehet es schlecht daher/ vnd wird
vnder dem Schein Rechtens vnd Gerichts Gewalt vnd Vnrecht
verübet.

Als der König Achab vnd seine gottlose Gemahlin Jesabell/ an deß
frommen Naboths Weinberg/ mit Fugen vnd Recht nicht kommen
konte/ wolten sie auch doch den Nahmen nicht haben/ daß sie denselben
mit Gewalt an sich zureissen begehrten/ sondern Jesabell wolte der Sa-
chen einen praetextum juris suchen/ ließ in jhres Herrn Gemahls Nah-
men an die Eltisten vnd Obersten der Stadt/ einen Befehl abgehen/
man solte ein ordentlich gewöhnlich Gericht an vnd Naboth darvor
stellen/ daneben zwey lose Buben vnd falsche Zeugen produciren, die wi-
der jhn zeugeten/ daß er Gott vnd den König gelästert/ welches die gott-
lose Richter/ weil sie jhre abgöttische Königin mehr als Gott im Himmel
(3) Pru-
dentis ju-
dicis pro-
prium est, examinate consilia, & non cito facili credulitate ad falsa prolabi: de du biis seu non
satis perspectis ac cognitis, suspensam tenere sententiam. Senec. Satius enim esse impunitum
relinqui facinus nocentis, quam innocentem damnare, de jure respondit Ulpianus in l. absen-
tem in princ ff. de saen imo ut aliiloquuntur melius est, mille nocentes dimittere, quam unu
innocentem perdere; quia illi etiamsi semel, facto, nonsatis judici apparente, evadant, denuo
accusari & convicti supplicio affiei possunt: Huic vero si semel ultima necessitas dictata &
executioni mandata sit, nulla judicis restitutione aut judicii redintegratione subveniri potest.
gefürchtet/ also zu Werck gerichtet vnd auff subornirter falscher Zeugen
Auß sage wider besser Wissen vnd Gewissen den vnschuldigen Naboth
zum Todte vervrtheilet. 1. Reg. Cap. 21. (3)

Gantz vnvorsichtig vnd widerrechtlich haben die Richter wider die
keusche Susannam verfahren/ in deme sie dieselbige auff vngleiche jrri-
(4) Judex
debet ha-
bere du-
plicem sa-
lem. scien-
tiae, sine
qua in-
sipidus, & conscientiae, sine qua Diabolicus. Bald. in l. 2. C. desentent. ex brevic. recitand. Ma-
gna clades Reipublicae mali judices & Praefecti Contzen de stat. Magnat. & aulic. cap. 15.
§. 1.
ge/ in jhren Vmbständen nicht wol erwogene Kundschafft falscher Zeu-
gen zum Todt vervrtheilet/ (4) so aber hernacher durch deß weisen Rich-
ters Daniels/ Vorsichtig vnd Geschickligkeit errettet/ die Warheit an
Tag gebracht vnd die falschen Zeugen vnd Ankläger hingerichtet/ im
Büchlein Susannae.

Pilatus

Das ander Buch/
(2) Juſtitia
non novit
Patrem,
non novit
Mattem:
veritatem
novit, per-
ſonam nõ
accipit,
Deũ imi-
tatur Caſ-
ſiodor.
Chron. Cap. 29. v. 6. 7. (2) Wer in die Cantzeley oder ins Gerichthauß ge-
het vnd ſich zu Gericht ſetzet/ der ſoll wann er die Thuͤr hinder ſich zu ma-
chet/ oder in die Schrancken der Gerichtsbanck tritt/ alle Freunde vnd
Feinde alle Affecteu drauſſen fuͤr der Thuͤr oder den Schrancken ſtehen
laſſen/ vnd ſeine reflexion vnd Abſehen/ auff Gott deme wie gemeldet das
Gericht gehalten wird/ die Warheit vnd Gerechtigkeit wenden.

Wann obangezogene Qualitaͤten/ vnd ſonderlich die Gottesfurcht
bey einem Richter ſich nicht findet/ ſo gehet es ſchlecht daher/ vnd wird
vnder dem Schein Rechtens vnd Gerichts Gewalt vnd Vnrecht
veruͤbet.

Als der Koͤnig Achab vnd ſeine gottloſe Gemahlin Jeſabell/ an deß
frommen Naboths Weinberg/ mit Fugen vnd Recht nicht kommen
konte/ wolten ſie auch doch den Nahmen nicht haben/ daß ſie denſelben
mit Gewalt an ſich zureiſſen begehrten/ ſondern Jeſabell wolte der Sa-
chen einen prætextum juris ſuchen/ ließ in jhres Herꝛn Gemahls Nah-
men an die Eltiſten vnd Oberſten der Stadt/ einen Befehl abgehen/
man ſolte ein ordentlich gewoͤhnlich Gericht an vnd Naboth darvor
ſtellen/ daneben zwey loſe Buben vnd falſche Zeugen produciren, die wi-
der jhn zeugeten/ daß er Gott vnd den Koͤnig gelaͤſtert/ welches die gott-
loſe Richter/ weil ſie jhre abgoͤttiſche Koͤnigin mehr als Gott im Himmel
(3) Pru-
dentis ju-
dicis pro-
prium eſt, examinate conſilia, & non citõ facili credulitate ad falſa prolabi: de du biis ſeu non
ſatis perſpectis ac cognitis, ſuſpenſam tenere ſententiam. Senec. Satius enim eſſe impunitum
relinqui facinus nocentis, quam innocentem damnare, de jure reſpondit Ulpianus in l. abſen-
tem in princ ff. de ſæn imõ ut aliiloquuntur melius eſt, mille nocentes dimittere, quam unũ
innocentem perdere; quia illi etiamſi ſemel, facto, nonſatis judici apparente, evadant, denuõ
accuſari & convicti ſupplicio affiei poſſunt: Huic vero ſi ſemel ultima neceſsitas dictata &
executioni mandata ſit, nulla judicis reſtitutione aut judicii redintegratione ſubveniri poteſt.
gefuͤrchtet/ alſo zu Werck gerichtet vnd auff ſubornirter falſcher Zeugen
Auß ſage wider beſſer Wiſſen vnd Gewiſſen den vnſchuldigen Naboth
zum Todte vervrtheilet. 1. Reg. Cap. 21. (3)

Gantz vnvorſichtig vnd widerrechtlich haben die Richter wider die
keuſche Suſannam verfahren/ in deme ſie dieſelbige auff vngleiche jrri-
(4) Judex
debet ha-
bere du-
plicem ſa-
lem. ſcien-
tiæ, ſine
qua in-
ſipidus, & conſcientiæ, ſine qua Diabolicus. Bald. in l. 2. C. deſentent. ex brevic. recitand. Ma-
gna clades Reipublicæ mali judices & Præfecti Contzen de ſtat. Magnat. & aulic. cap. 15.
§. 1.
ge/ in jhren Vmbſtaͤnden nicht wol erwogene Kundſchafft falſcher Zeu-
gen zum Todt vervrtheilet/ (4) ſo aber hernacher durch deß weiſen Rich-
ters Daniels/ Vorſichtig vnd Geſchickligkeit errettet/ die Warheit an
Tag gebracht vnd die falſchen Zeugen vnd Anklaͤger hingerichtet/ im
Buͤchlein Suſannæ.

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[118/0304] Das ander Buch/ Chron. Cap. 29. v. 6. 7. (2) Wer in die Cantzeley oder ins Gerichthauß ge- het vnd ſich zu Gericht ſetzet/ der ſoll wann er die Thuͤr hinder ſich zu ma- chet/ oder in die Schrancken der Gerichtsbanck tritt/ alle Freunde vnd Feinde alle Affecteu drauſſen fuͤr der Thuͤr oder den Schrancken ſtehen laſſen/ vnd ſeine reflexion vnd Abſehen/ auff Gott deme wie gemeldet das Gericht gehalten wird/ die Warheit vnd Gerechtigkeit wenden. (2) Juſtitia non novit Patrem, non novit Mattem: veritatem novit, per- ſonam nõ accipit, Deũ imi- tatur Caſ- ſiodor. Wann obangezogene Qualitaͤten/ vnd ſonderlich die Gottesfurcht bey einem Richter ſich nicht findet/ ſo gehet es ſchlecht daher/ vnd wird vnder dem Schein Rechtens vnd Gerichts Gewalt vnd Vnrecht veruͤbet. Als der Koͤnig Achab vnd ſeine gottloſe Gemahlin Jeſabell/ an deß frommen Naboths Weinberg/ mit Fugen vnd Recht nicht kommen konte/ wolten ſie auch doch den Nahmen nicht haben/ daß ſie denſelben mit Gewalt an ſich zureiſſen begehrten/ ſondern Jeſabell wolte der Sa- chen einen prætextum juris ſuchen/ ließ in jhres Herꝛn Gemahls Nah- men an die Eltiſten vnd Oberſten der Stadt/ einen Befehl abgehen/ man ſolte ein ordentlich gewoͤhnlich Gericht an vnd Naboth darvor ſtellen/ daneben zwey loſe Buben vnd falſche Zeugen produciren, die wi- der jhn zeugeten/ daß er Gott vnd den Koͤnig gelaͤſtert/ welches die gott- loſe Richter/ weil ſie jhre abgoͤttiſche Koͤnigin mehr als Gott im Himmel gefuͤrchtet/ alſo zu Werck gerichtet vnd auff ſubornirter falſcher Zeugen Auß ſage wider beſſer Wiſſen vnd Gewiſſen den vnſchuldigen Naboth zum Todte vervrtheilet. 1. Reg. Cap. 21. (3) (3) Pru- dentis ju- dicis pro- prium eſt, examinate conſilia, & non citõ facili credulitate ad falſa prolabi: de du biis ſeu non ſatis perſpectis ac cognitis, ſuſpenſam tenere ſententiam. Senec. Satius enim eſſe impunitum relinqui facinus nocentis, quam innocentem damnare, de jure reſpondit Ulpianus in l. abſen- tem in princ ff. de ſæn imõ ut aliiloquuntur melius eſt, mille nocentes dimittere, quam unũ innocentem perdere; quia illi etiamſi ſemel, facto, nonſatis judici apparente, evadant, denuõ accuſari & convicti ſupplicio affiei poſſunt: Huic vero ſi ſemel ultima neceſsitas dictata & executioni mandata ſit, nulla judicis reſtitutione aut judicii redintegratione ſubveniri poteſt. Gantz vnvorſichtig vnd widerrechtlich haben die Richter wider die keuſche Suſannam verfahren/ in deme ſie dieſelbige auff vngleiche jrri- ge/ in jhren Vmbſtaͤnden nicht wol erwogene Kundſchafft falſcher Zeu- gen zum Todt vervrtheilet/ (4) ſo aber hernacher durch deß weiſen Rich- ters Daniels/ Vorſichtig vnd Geſchickligkeit errettet/ die Warheit an Tag gebracht vnd die falſchen Zeugen vnd Anklaͤger hingerichtet/ im Buͤchlein Suſannæ. (4) Judex debet ha- bere du- plicem ſa- lem. ſcien- tiæ, ſine qua in- ſipidus, & conſcientiæ, ſine qua Diabolicus. Bald. in l. 2. C. deſentent. ex brevic. recitand. Ma- gna clades Reipublicæ mali judices & Præfecti Contzen de ſtat. Magnat. & aulic. cap. 15. §. 1. Pilatus

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/304>, abgerufen am 28.04.2024.