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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Das ander Buch/

Gedon gebrauchte sich auch eines Anschlags im Buch der Richter
c. 3. v. 14. & c. 7.

Der redliche Husai war Davids trewer Diener vnnd dahero sein
Freund genant/ vnd wäre lieber mit David in das Elend gangen als zu
Jerusalem geblieben/ wann er nicht getrawet durch List vnnd Geschwin-
digkeit/ seinem Herrn bessere Dienste allda als durch seine Mannheit vnd
Gegenwart im Felde zuleisten. Vnd demnach Absolon als ein vermein-
ter newer König seine Intrada vnd Einzug in Jerusalem hielte/ wolte
Husai mit seiner congratulation vnd Glück wünschung zum newen Re-
giment nicht der letzte seyn/ fand sich bald bey jhme vnd sprach zweymahl:
Glück zu Herr König/ Glück zu Herr König: Vnd wiewol: Absolon jh-
me antwortete/ warumb er nicht mit seinem Freunde dem David gezo-
gen/ replicirte er doch: nicht also/ sondern welchen der Herr erwehlet vnd
diß Volck vnd alle Mann in Jsrael/ deß will ich seyn vnd bleiben/ wie ich
für deinen Vatter gedienet habe/ so will ich auch für dir seyn. 2. Sam. 17.
v. 16. & seqq.

Durch diese Simulation, List vnnd Klugheit brachte es Husai da-
hin/ daß jhme Absolon trawete/ vnnd gar mit in den geheimbsten Kriegs-
Rath kommen liese/ da er dann durch seine Klugheit deß Achitophels gu-
ten Rath vor Absolon wider David vmbstossete/ vnd einen solchen Rath/
den dem Absolon schädlich/ vnd seinem Herrn dem David vorträglich
vnd nützlich war/ ertheilte/ vnd wird dem Husai solcher Betrug wieder
seines Herrn offenen Feind vnd Rebellen nicht vbel/ sondern zum besten
gedeutet/ zumahln er seinem Herrn David noch mit Vnterthans Pflich-
ten verwand/ aber dem Absolon sich noch nicht verpflichtet/ gemachet hat-
te/ auch bey seiner Erklärunge gegen demselben diese Vorsichtigkeit ge-
brauchete/ daß er deme wolte trew seyn/ welchen der Herr erwehlet/ das
Volck vnd alle Mann in Jsrael. Nun hatte der Herr den David vnnd
nicht den Absolon erwehlet/ vnd fehlete auch noch viel daran/ daß alle
Mann in Absolons Rebellionwieder jhren von Gott geordneten Gesalb-
ten consentiret haben. Nach welcher Erklärung auch die nachfolgende
offerten deß Husai/ nemlich/ daß er wolte für jhn Absolon seyn/ wie er für
seinen Vatter gedienet/ nemlich dafern jhn der Herr erwehlet vnnd alle
Mann in Jsrael jhme beyfallen würden/ conditioniret waren/ aber wol
wüste/ daß deren conditionen keine könte oder würde erfüllet werden.
Hierbey hat Husai vorsichtig vnd weißlich/ aber Absolon gar vnweißlich
gehandelt/ daß er auff solche zweiffelhaffte vnd vngewisse Rede trawete/
vnd sich deß Husai Trewe vorhin nicht besser versicherte.

Die Judith simulirte vnd ließ sich gegen den Holofernem nicht an-

ders
Das ander Buch/

Gedon gebrauchte ſich auch eines Anſchlags im Buch der Richter
c. 3. v. 14. & c. 7.

Der redliche Huſai war Davids trewer Diener vnnd dahero ſein
Freund genant/ vnd waͤre lieber mit David in das Elend gangen als zu
Jeruſalem geblieben/ wann er nicht getrawet durch Liſt vnnd Geſchwin-
digkeit/ ſeinem Herꝛn beſſere Dienſte allda als durch ſeine Mannheit vnd
Gegenwart im Felde zuleiſten. Vnd demnach Abſolon als ein vermein-
ter newer Koͤnig ſeine Intrada vnd Einzug in Jeruſalem hielte/ wolte
Huſai mit ſeiner congratulation vnd Gluͤck wuͤnſchung zum newen Re-
giment nicht der letzte ſeyn/ fand ſich bald bey jhme vnd ſprach zweymahl:
Gluͤck zu Herꝛ Koͤnig/ Gluͤck zu Herꝛ Koͤnig: Vnd wiewol: Abſolon jh-
me antwortete/ warumb er nicht mit ſeinem Freunde dem David gezo-
gen/ replicirte er doch: nicht alſo/ ſondern welchen der Herꝛ erwehlet vnd
diß Volck vnd alle Mann in Jſrael/ deß will ich ſeyn vnd bleiben/ wie ich
fuͤr deinen Vatter gedienet habe/ ſo will ich auch fuͤr dir ſeyn. 2. Sam. 17.
v. 16. & ſeqq.

Durch dieſe Simulation, Liſt vnnd Klugheit brachte es Huſai da-
hin/ daß jhme Abſolon trawete/ vnnd gar mit in den geheimbſten Kriegs-
Rath kommen lieſe/ da er dann durch ſeine Klugheit deß Achitophels gu-
ten Rath vor Abſolon wider David vmbſtoſſete/ vnd einen ſolchen Rath/
den dem Abſolon ſchaͤdlich/ vnd ſeinem Herꝛn dem David vortraͤglich
vnd nuͤtzlich war/ ertheilte/ vnd wird dem Huſai ſolcher Betrug wieder
ſeines Herꝛn offenen Feind vnd Rebellen nicht vbel/ ſondern zum beſten
gedeutet/ zumahln er ſeinem Herꝛn David noch mit Vnterthans Pflich-
ten verwand/ aber dem Abſolon ſich noch nicht verpflichtet/ gemachet hat-
te/ auch bey ſeiner Erklaͤrunge gegen demſelben dieſe Vorſichtigkeit ge-
brauchete/ daß er deme wolte trew ſeyn/ welchen der Herꝛ erwehlet/ das
Volck vnd alle Mann in Jſrael. Nun hatte der Herꝛ den David vnnd
nicht den Abſolon erwehlet/ vnd fehlete auch noch viel daran/ daß alle
Mann in Abſolons Rebellionwieder jhren von Gott geordneten Geſalb-
ten conſentiret haben. Nach welcher Erklaͤrung auch die nachfolgende
offerten deß Huſai/ nemlich/ daß er wolte fuͤr jhn Abſolon ſeyn/ wie er fuͤr
ſeinen Vatter gedienet/ nemlich dafern jhn der Herꝛ erwehlet vnnd alle
Mann in Jſrael jhme beyfallen wuͤrden/ conditioniret waren/ aber wol
wuͤſte/ daß deren conditionen keine koͤnte oder wuͤrde erfuͤllet werden.
Hierbey hat Huſai vorſichtig vnd weißlich/ aber Abſolon gar vnweißlich
gehandelt/ daß er auff ſolche zweiffelhaffte vnd vngewiſſe Rede trawete/
vnd ſich deß Huſai Trewe vorhin nicht beſſer verſicherte.

Die Judith ſimulirte vnd ließ ſich gegen den Holofernem nicht an-

ders
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[340/0518] Das ander Buch/ Gedon gebrauchte ſich auch eines Anſchlags im Buch der Richter c. 3. v. 14. & c. 7. Der redliche Huſai war Davids trewer Diener vnnd dahero ſein Freund genant/ vnd waͤre lieber mit David in das Elend gangen als zu Jeruſalem geblieben/ wann er nicht getrawet durch Liſt vnnd Geſchwin- digkeit/ ſeinem Herꝛn beſſere Dienſte allda als durch ſeine Mannheit vnd Gegenwart im Felde zuleiſten. Vnd demnach Abſolon als ein vermein- ter newer Koͤnig ſeine Intrada vnd Einzug in Jeruſalem hielte/ wolte Huſai mit ſeiner congratulation vnd Gluͤck wuͤnſchung zum newen Re- giment nicht der letzte ſeyn/ fand ſich bald bey jhme vnd ſprach zweymahl: Gluͤck zu Herꝛ Koͤnig/ Gluͤck zu Herꝛ Koͤnig: Vnd wiewol: Abſolon jh- me antwortete/ warumb er nicht mit ſeinem Freunde dem David gezo- gen/ replicirte er doch: nicht alſo/ ſondern welchen der Herꝛ erwehlet vnd diß Volck vnd alle Mann in Jſrael/ deß will ich ſeyn vnd bleiben/ wie ich fuͤr deinen Vatter gedienet habe/ ſo will ich auch fuͤr dir ſeyn. 2. Sam. 17. v. 16. & ſeqq. Durch dieſe Simulation, Liſt vnnd Klugheit brachte es Huſai da- hin/ daß jhme Abſolon trawete/ vnnd gar mit in den geheimbſten Kriegs- Rath kommen lieſe/ da er dann durch ſeine Klugheit deß Achitophels gu- ten Rath vor Abſolon wider David vmbſtoſſete/ vnd einen ſolchen Rath/ den dem Abſolon ſchaͤdlich/ vnd ſeinem Herꝛn dem David vortraͤglich vnd nuͤtzlich war/ ertheilte/ vnd wird dem Huſai ſolcher Betrug wieder ſeines Herꝛn offenen Feind vnd Rebellen nicht vbel/ ſondern zum beſten gedeutet/ zumahln er ſeinem Herꝛn David noch mit Vnterthans Pflich- ten verwand/ aber dem Abſolon ſich noch nicht verpflichtet/ gemachet hat- te/ auch bey ſeiner Erklaͤrunge gegen demſelben dieſe Vorſichtigkeit ge- brauchete/ daß er deme wolte trew ſeyn/ welchen der Herꝛ erwehlet/ das Volck vnd alle Mann in Jſrael. Nun hatte der Herꝛ den David vnnd nicht den Abſolon erwehlet/ vnd fehlete auch noch viel daran/ daß alle Mann in Abſolons Rebellionwieder jhren von Gott geordneten Geſalb- ten conſentiret haben. Nach welcher Erklaͤrung auch die nachfolgende offerten deß Huſai/ nemlich/ daß er wolte fuͤr jhn Abſolon ſeyn/ wie er fuͤr ſeinen Vatter gedienet/ nemlich dafern jhn der Herꝛ erwehlet vnnd alle Mann in Jſrael jhme beyfallen wuͤrden/ conditioniret waren/ aber wol wuͤſte/ daß deren conditionen keine koͤnte oder wuͤrde erfuͤllet werden. Hierbey hat Huſai vorſichtig vnd weißlich/ aber Abſolon gar vnweißlich gehandelt/ daß er auff ſolche zweiffelhaffte vnd vngewiſſe Rede trawete/ vnd ſich deß Huſai Trewe vorhin nicht beſſer verſicherte. Die Judith ſimulirte vnd ließ ſich gegen den Holofernem nicht an- ders

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/518>, abgerufen am 29.04.2024.