Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

DArauf sprechen wir/ es seye unmöglich/ daß die Päbstische Kirche seye die wahre Kirche; und dieses aus nachfolgenden Ursachen.

Dann erstlich/ so findet man bey ihr nicht die Kenn-Zeichen darbey die wahre Kirch soll und muß von der Unwahren unterschieden werden: sintemahlen die wahre Kirch höret Christi Stimm/ so da in der H. Schrifft erklinget. Joh. 10. v. 27. welches aber die Papisten nicht thun: dann sie wöllen die Heil. Schrifft/ und also die Stimm Christi/ nicht Richter/ oder Meister seyen lassen: sondern sie wöllen über dieselbige richten und meisteren: ja sie tasten dieselbige unterschiedlich an mit ziemlichen Ungelimpff.

So haben sie auch überdas den Gebrauch der Heil. Sacramenten nicht rein noch unverrückt: denn da haben sie mehr als zwey Sacramenten ertichtet: (2) Die Tauff haben sie mit vielen abergläubischen Sachen und Greuel beflecket. (3) Des HErrn Abendmahl haben sie in ein Meß-Opffer verwandelt/ und durch Entziehung des Kelchs schändlich gestümmelt: Wie solches alles an seinem Ort soll erwiesen werden.

Hieraus folget nun/ daß die Päbstische Kirche nicht habe ein unverfälschtes Predig-Ampt oder Gottesdienst. Und demnach könne nicht den Nahmen führen einer wahren Kirchen.

Zum andern/ so werden doch auch die Kenn-Zeichen/ so die Papisten in Beschreibung der Kirchen selbst einführen/ bey der Päbstischen vermeynten Kirchen nicht gefunden.

Dann (1) so kan sie nicht eine eintzige oder einige Kirche genannt werden/ dieweilen die Papisten heutiger Zeit in vielen Haupt-Puncten noch nicht mit einander in Einigkeit übereinstimmen/ und auch ein anders ist die Kirch zu der Apostel Zeiten/ ein anders zu der H. Väter Zeiten/ ein anders/ unter dem Römischen Antichrist: dann alle diese drey Kirchen seynd zwar zu ihrer Zeit zum Theil einig: aber dannoch wann sie gegen einander gehalten werden/ gar uneinig/ und wiederstreben sich in vielen Puncten/ und die jetzige Päbstische Kirch entfernet sich von der ersten Apostolischen Kirchen/ wie Sonnen-Niedergang/ von Sonnen-Aufgang. Wie sich in dem Verfolg wird ausweisen.

(2) So ist auch die Päbstische Kirch nicht heilig: Dann sie verläst sich und pranget auf ihre vermeynte Heiligkeit/ welche doch für GOTT nicht Heiligkeit: sondern vielmehr ein Greuel ist/ und wie ein beflecktes Tuch Esa. 64. v. 6.

(3) Auch ist die Päbstische Kirch nicht Catholisch oder allgemein: Dann es führen die Papisten nicht die allgemeine beständige Christliche Lehr/ welche zu der Apostel Zeiten geleuchtet hat/ und Christus in aller Welt zu predigen hat anbefohlen/ und von allen auserwehlten Christen gelaubt werden solle: Dergestalt sie dann weder mit der ersten uhralten Apostolischen/ noch auch der H. Väter Kirchen überein stimmet/ und prangen die Papisten nur mit dem blossen Nahmen.

(4) So ist sie auch nicht Apostolisch: dieweilen sie der Apostolischen Lehr in vielen Puncten zu wieder/ und meistentheils auf Aberglauben und Menschen-Satzungen/ so nach und nach eingerissen/ und ertichtet worden/ gegründet ist. Als da seynd unter andern die Abgöttische Meß/ die Stümmelung des H. Abendmahls/ der Ablaß/ und was dergleichen Greuels mehr ist.

DArauf sprechen wir/ es seye unmöglich/ daß die Päbstische Kirche seye die wahre Kirche; und dieses aus nachfolgenden Ursachen.

Dann erstlich/ so findet man bey ihr nicht die Kenn-Zeichen darbey die wahre Kirch soll und muß von der Unwahren unterschieden werden: sintemahlen die wahre Kirch höret Christi Stimm/ so da in der H. Schrifft erklinget. Joh. 10. v. 27. welches aber die Papisten nicht thun: dann sie wöllen die Heil. Schrifft/ und also die Stimm Christi/ nicht Richter/ oder Meister seyen lassen: sondern sie wöllen über dieselbige richten und meisteren: ja sie tasten dieselbige unterschiedlich an mit ziemlichen Ungelimpff.

So haben sie auch überdas den Gebrauch der Heil. Sacramenten nicht rein noch unverrückt: denn da haben sie mehr als zwey Sacramenten ertichtet: (2) Die Tauff haben sie mit vielen abergläubischen Sachen und Greuel beflecket. (3) Des HErrn Abendmahl haben sie in ein Meß-Opffer verwandelt/ und durch Entziehung des Kelchs schändlich gestümmelt: Wie solches alles an seinem Ort soll erwiesen werden.

Hieraus folget nun/ daß die Päbstische Kirche nicht habe ein unverfälschtes Predig-Ampt oder Gottesdienst. Und demnach könne nicht den Nahmen führen einer wahren Kirchen.

Zum andern/ so werden doch auch die Kenn-Zeichen/ so die Papisten in Beschreibung der Kirchen selbst einführen/ bey der Päbstischen vermeynten Kirchen nicht gefunden.

Dann (1) so kan sie nicht eine eintzige oder einige Kirche genannt werden/ dieweilen die Papisten heutiger Zeit in vielen Haupt-Puncten noch nicht mit einander in Einigkeit übereinstimmen/ und auch ein anders ist die Kirch zu der Apostel Zeiten/ ein anders zu der H. Väter Zeiten/ ein anders/ unter dem Römischen Antichrist: dann alle diese drey Kirchen seynd zwar zu ihrer Zeit zum Theil einig: aber dannoch wann sie gegen einander gehalten werden/ gar uneinig/ und wiederstreben sich in vielen Puncten/ und die jetzige Päbstische Kirch entfernet sich von der ersten Apostolischen Kirchen/ wie Sonnen-Niedergang/ von Sonnen-Aufgang. Wie sich in dem Verfolg wird ausweisen.

(2) So ist auch die Päbstische Kirch nicht heilig: Dann sie verläst sich und pranget auf ihre vermeynte Heiligkeit/ welche doch für GOTT nicht Heiligkeit: sondern vielmehr ein Greuel ist/ und wie ein beflecktes Tuch Esa. 64. v. 6.

(3) Auch ist die Päbstische Kirch nicht Catholisch oder allgemein: Dann es führen die Papisten nicht die allgemeine beständige Christliche Lehr/ welche zu der Apostel Zeiten geleuchtet hat/ und Christus in aller Welt zu predigen hat anbefohlen/ und von allen auserwehlten Christen gelaubt werden solle: Dergestalt sie dann weder mit der ersten uhralten Apostolischen/ noch auch der H. Väter Kirchen überein stimmet/ und prangen die Papisten nur mit dem blossen Nahmen.

(4) So ist sie auch nicht Apostolisch: dieweilen sie der Apostolischen Lehr in vielen Puncten zu wieder/ und meistentheils auf Aberglauben und Menschen-Satzungen/ so nach und nach eingerissen/ und ertichtet worden/ gegründet ist. Als da seynd unter andern die Abgöttische Meß/ die Stümmelung des H. Abendmahls/ der Ablaß/ und was dergleichen Greuels mehr ist.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0023" n="3"/>
        <p>DArauf sprechen wir/ es seye unmöglich/ daß die Päbstische Kirche seye die wahre            Kirche; und dieses aus nachfolgenden Ursachen.</p>
        <p>Dann erstlich/ so findet man bey ihr nicht die Kenn-Zeichen darbey die wahre Kirch soll            und muß von der Unwahren unterschieden werden: sintemahlen die wahre Kirch höret Christi            Stimm/ so da in der H. Schrifft erklinget. Joh. 10. v. 27. welches aber die Papisten            nicht thun: dann sie wöllen die Heil. Schrifft/ und also die Stimm Christi/ nicht            Richter/ oder Meister seyen lassen: sondern sie wöllen über dieselbige richten und            meisteren: ja sie tasten dieselbige unterschiedlich an mit ziemlichen Ungelimpff.</p>
        <p>So haben sie auch überdas den Gebrauch der Heil. Sacramenten nicht rein noch unverrückt:            denn da haben sie mehr als zwey Sacramenten ertichtet: (2) Die Tauff haben sie mit vielen            abergläubischen Sachen und Greuel beflecket. (3) Des HErrn Abendmahl haben sie in ein            Meß-Opffer verwandelt/ und durch Entziehung des Kelchs schändlich gestümmelt: Wie solches            alles an seinem Ort soll erwiesen werden.</p>
        <p>Hieraus folget nun/ daß die Päbstische Kirche nicht habe ein unverfälschtes Predig-Ampt            oder Gottesdienst. Und demnach könne nicht den Nahmen führen einer wahren Kirchen.</p>
        <p>Zum andern/ so werden doch auch die Kenn-Zeichen/ so die Papisten in Beschreibung der            Kirchen selbst einführen/ bey der Päbstischen vermeynten Kirchen nicht gefunden.</p>
        <p>Dann (1) so kan sie nicht eine eintzige oder einige Kirche genannt werden/ dieweilen die            Papisten heutiger Zeit in vielen Haupt-Puncten noch nicht mit einander in Einigkeit            übereinstimmen/ und auch ein anders ist die Kirch zu der Apostel Zeiten/ ein anders zu            der H. Väter Zeiten/ ein anders/ unter dem Römischen Antichrist: dann alle diese drey            Kirchen seynd zwar zu ihrer Zeit zum Theil einig: aber dannoch wann sie gegen einander            gehalten werden/ gar uneinig/ und wiederstreben sich in vielen Puncten/ und die jetzige            Päbstische Kirch entfernet sich von der ersten Apostolischen Kirchen/ wie            Sonnen-Niedergang/ von Sonnen-Aufgang. Wie sich in dem Verfolg wird ausweisen.</p>
        <p>(2) So ist auch die Päbstische Kirch nicht heilig: Dann sie verläst sich und pranget auf            ihre vermeynte Heiligkeit/ welche doch für GOTT nicht Heiligkeit: sondern vielmehr ein            Greuel ist/ und wie ein beflecktes Tuch Esa. 64. v. 6.</p>
        <p>(3) Auch ist die Päbstische Kirch nicht Catholisch oder allgemein: Dann es führen die            Papisten nicht die allgemeine beständige Christliche Lehr/ welche zu der Apostel Zeiten            geleuchtet hat/ und Christus in aller Welt zu predigen hat anbefohlen/ und von allen            auserwehlten Christen gelaubt werden solle: Dergestalt sie dann weder mit der ersten            uhralten Apostolischen/ noch auch der H. Väter Kirchen überein stimmet/ und prangen die            Papisten nur mit dem blossen Nahmen.</p>
        <p>(4) So ist sie auch nicht Apostolisch: dieweilen sie der Apostolischen Lehr in vielen            Puncten zu wieder/ und meistentheils auf Aberglauben und Menschen-Satzungen/ so nach und            nach eingerissen/ und ertichtet worden/ gegründet ist. Als da seynd unter andern die            Abgöttische Meß/ die Stümmelung des H. Abendmahls/ der Ablaß/ und was dergleichen            Greuels mehr ist.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0023] DArauf sprechen wir/ es seye unmöglich/ daß die Päbstische Kirche seye die wahre Kirche; und dieses aus nachfolgenden Ursachen. Dann erstlich/ so findet man bey ihr nicht die Kenn-Zeichen darbey die wahre Kirch soll und muß von der Unwahren unterschieden werden: sintemahlen die wahre Kirch höret Christi Stimm/ so da in der H. Schrifft erklinget. Joh. 10. v. 27. welches aber die Papisten nicht thun: dann sie wöllen die Heil. Schrifft/ und also die Stimm Christi/ nicht Richter/ oder Meister seyen lassen: sondern sie wöllen über dieselbige richten und meisteren: ja sie tasten dieselbige unterschiedlich an mit ziemlichen Ungelimpff. So haben sie auch überdas den Gebrauch der Heil. Sacramenten nicht rein noch unverrückt: denn da haben sie mehr als zwey Sacramenten ertichtet: (2) Die Tauff haben sie mit vielen abergläubischen Sachen und Greuel beflecket. (3) Des HErrn Abendmahl haben sie in ein Meß-Opffer verwandelt/ und durch Entziehung des Kelchs schändlich gestümmelt: Wie solches alles an seinem Ort soll erwiesen werden. Hieraus folget nun/ daß die Päbstische Kirche nicht habe ein unverfälschtes Predig-Ampt oder Gottesdienst. Und demnach könne nicht den Nahmen führen einer wahren Kirchen. Zum andern/ so werden doch auch die Kenn-Zeichen/ so die Papisten in Beschreibung der Kirchen selbst einführen/ bey der Päbstischen vermeynten Kirchen nicht gefunden. Dann (1) so kan sie nicht eine eintzige oder einige Kirche genannt werden/ dieweilen die Papisten heutiger Zeit in vielen Haupt-Puncten noch nicht mit einander in Einigkeit übereinstimmen/ und auch ein anders ist die Kirch zu der Apostel Zeiten/ ein anders zu der H. Väter Zeiten/ ein anders/ unter dem Römischen Antichrist: dann alle diese drey Kirchen seynd zwar zu ihrer Zeit zum Theil einig: aber dannoch wann sie gegen einander gehalten werden/ gar uneinig/ und wiederstreben sich in vielen Puncten/ und die jetzige Päbstische Kirch entfernet sich von der ersten Apostolischen Kirchen/ wie Sonnen-Niedergang/ von Sonnen-Aufgang. Wie sich in dem Verfolg wird ausweisen. (2) So ist auch die Päbstische Kirch nicht heilig: Dann sie verläst sich und pranget auf ihre vermeynte Heiligkeit/ welche doch für GOTT nicht Heiligkeit: sondern vielmehr ein Greuel ist/ und wie ein beflecktes Tuch Esa. 64. v. 6. (3) Auch ist die Päbstische Kirch nicht Catholisch oder allgemein: Dann es führen die Papisten nicht die allgemeine beständige Christliche Lehr/ welche zu der Apostel Zeiten geleuchtet hat/ und Christus in aller Welt zu predigen hat anbefohlen/ und von allen auserwehlten Christen gelaubt werden solle: Dergestalt sie dann weder mit der ersten uhralten Apostolischen/ noch auch der H. Väter Kirchen überein stimmet/ und prangen die Papisten nur mit dem blossen Nahmen. (4) So ist sie auch nicht Apostolisch: dieweilen sie der Apostolischen Lehr in vielen Puncten zu wieder/ und meistentheils auf Aberglauben und Menschen-Satzungen/ so nach und nach eingerissen/ und ertichtet worden/ gegründet ist. Als da seynd unter andern die Abgöttische Meß/ die Stümmelung des H. Abendmahls/ der Ablaß/ und was dergleichen Greuels mehr ist.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/23
Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/23>, abgerufen am 04.05.2024.