gesinnet ist. Dorcas soll gewonnen werden. Es soll einer von meinen Briefen gestohlen werden. Siehst du, Bruder?
Sie ist sehr unruhig darüber, daß ich gesucht habe, einen von ihren Briefen zu bekommen. Sie glaubt, wenn ich wüßte, daß sie so frey von mir schriebe, so dürfte sie keinen Fuß allein über die Schwelle setzen. Sie mag ihre Leib-Wache in Bereit- schaft halten!
Jch bin der Anführer von einer Bande abscheulicher Bösewichter, (sie läugnet nicht, daß sie dich und deine Freunde meinet) die un- schuldige Frauenzimmer zu verführen su- chen, und Gewalt gebrauchen, einander in Sicherheit zu setzen. Was sagst du dazu?
Sie wundert sich nicht über ihre nieder- geschlagenen und tiefsinnigen Gedancken, die ihr bey der Flucht, zu der sie gezwungen und verleitet ist, beyfallen. Du wirst doch nun aufhören zu predigen.
Sie tröstet sie damit, daß sie eine War- nung und ein Vorbild für ihr gantzes Ge- schlecht seyn werde. Jch erwarte hiefür ein Dancksagungs-Schreiben von dem gantzen schönen Geschlecht.
Unsere Nymphen sagen, es hätte ihnen bloß an der Zeit gefehlt, alles abzuschreiben, was meiner Rache werth gewesen wäre. Jch muß mich be- mühen, den Brief selbst in die Hände zu bekommen. Jch kriege den Nahmen eines Verführers und
sonst
geſinnet iſt. Dorcas ſoll gewonnen werden. Es ſoll einer von meinen Briefen geſtohlen werden. Siehſt du, Bruder?
Sie iſt ſehr unruhig daruͤber, daß ich geſucht habe, einen von ihren Briefen zu bekommen. Sie glaubt, wenn ich wuͤßte, daß ſie ſo frey von mir ſchriebe, ſo duͤrfte ſie keinen Fuß allein uͤber die Schwelle ſetzen. Sie mag ihre Leib-Wache in Bereit- ſchaft halten!
Jch bin der Anfuͤhrer von einer Bande abſcheulicher Boͤſewichter, (ſie laͤugnet nicht, daß ſie dich und deine Freunde meinet) die un- ſchuldige Frauenzimmer zu verfuͤhren ſu- chen, und Gewalt gebrauchen, einander in Sicherheit zu ſetzen. Was ſagſt du dazu?
Sie wundert ſich nicht uͤber ihre nieder- geſchlagenen und tiefſinnigen Gedancken, die ihr bey der Flucht, zu der ſie gezwungen und verleitet iſt, beyfallen. Du wirſt doch nun aufhoͤren zu predigen.
Sie troͤſtet ſie damit, daß ſie eine War- nung und ein Vorbild fuͤr ihr gantzes Ge- ſchlecht ſeyn werde. Jch erwarte hiefuͤr ein Danckſagungs-Schreiben von dem gantzen ſchoͤnen Geſchlecht.
Unſere Nymphen ſagen, es haͤtte ihnen bloß an der Zeit gefehlt, alles abzuſchreiben, was meiner Rache werth geweſen waͤre. Jch muß mich be- muͤhen, den Brief ſelbſt in die Haͤnde zu bekommen. Jch kriege den Nahmen eines Verfuͤhrers und
ſonſt
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[202/0208]
geſinnet iſt. Dorcas ſoll gewonnen werden.
Es ſoll einer von meinen Briefen geſtohlen
werden. Siehſt du, Bruder?
Sie iſt ſehr unruhig daruͤber, daß ich
geſucht habe, einen von ihren Briefen zu
bekommen. Sie glaubt, wenn ich wuͤßte,
daß ſie ſo frey von mir ſchriebe, ſo duͤrfte
ſie keinen Fuß allein uͤber die Schwelle
ſetzen. Sie mag ihre Leib-Wache in Bereit-
ſchaft halten!
Jch bin der Anfuͤhrer von einer Bande
abſcheulicher Boͤſewichter, (ſie laͤugnet nicht,
daß ſie dich und deine Freunde meinet) die un-
ſchuldige Frauenzimmer zu verfuͤhren ſu-
chen, und Gewalt gebrauchen, einander in
Sicherheit zu ſetzen. Was ſagſt du dazu?
Sie wundert ſich nicht uͤber ihre nieder-
geſchlagenen und tiefſinnigen Gedancken,
die ihr bey der Flucht, zu der ſie gezwungen
und verleitet iſt, beyfallen. Du wirſt doch
nun aufhoͤren zu predigen.
Sie troͤſtet ſie damit, daß ſie eine War-
nung und ein Vorbild fuͤr ihr gantzes Ge-
ſchlecht ſeyn werde. Jch erwarte hiefuͤr ein
Danckſagungs-Schreiben von dem gantzen ſchoͤnen
Geſchlecht.
Unſere Nymphen ſagen, es haͤtte ihnen bloß an
der Zeit gefehlt, alles abzuſchreiben, was meiner
Rache werth geweſen waͤre. Jch muß mich be-
muͤhen, den Brief ſelbſt in die Haͤnde zu bekommen.
Jch kriege den Nahmen eines Verfuͤhrers und
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/208>, abgerufen am 16.05.2024.
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