Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite



len: und hatte sehr üble Gedancken von
mir.

Mit Erlaubniß, lassen sie uns gleich verneh-
men, worin ihre Commißion bestehet? denn es
scheinet eine Commißion zu seyn.

Es ist eine Commißion: und ich glaubte, sie
würde allen mit einander angenehm seyn, sonst hät-
te ich mich nicht damit bemenget.

Vielleicht haben sie recht, wenn ich nur wüßte,
was ihnen aufgetragen ist. Darf ich aber vorher
eine Frage thun? Kennen sie den Obristen Mor-
den?

Nein! ich kenne ihn nicht von Ansehen. Jch
habe zwar meinen Freund, den Herrn Johann
Harlowe,
öfters sehr vortheilhaft von ihm reden
hören, und ich weiß, daß ihnen beyden die Ausrich-
tung eines gewissen Testaments aufgetragen ist.

Jch dachte Anfangs, der Obriste wäre hier an-
gelanget, und sie möchten vielleicht ein Freund von
ihm seyn, durch dessen Hülfe er uns auf eine an-
genehme Weise überfallen wollte.

Wenn der Obriste Morden in England wä-
re, so müßte Herr Harlowe es wissen, und als-
denn würde ich es gewiß auch wissen.

Gut! Allein haben sie etwas von dem Herrn
Harlowe an mich auszurichten?

Jch will ihnen alles in der größesten Kürtze
sagen. Jch muß aber vorher eine Frage thun,
die gewiß nicht aus Neugier geschiehet, darauf ich
aber eine Antwort haben muß, ehe ich mehr sagen

kann.



len: und hatte ſehr uͤble Gedancken von
mir.

Mit Erlaubniß, laſſen ſie uns gleich verneh-
men, worin ihre Commißion beſtehet? denn es
ſcheinet eine Commißion zu ſeyn.

Es iſt eine Commißion: und ich glaubte, ſie
wuͤrde allen mit einander angenehm ſeyn, ſonſt haͤt-
te ich mich nicht damit bemenget.

Vielleicht haben ſie recht, wenn ich nur wuͤßte,
was ihnen aufgetragen iſt. Darf ich aber vorher
eine Frage thun? Kennen ſie den Obriſten Mor-
den?

Nein! ich kenne ihn nicht von Anſehen. Jch
habe zwar meinen Freund, den Herrn Johann
Harlowe,
oͤfters ſehr vortheilhaft von ihm reden
hoͤren, und ich weiß, daß ihnen beyden die Ausrich-
tung eines gewiſſen Teſtaments aufgetragen iſt.

Jch dachte Anfangs, der Obriſte waͤre hier an-
gelanget, und ſie moͤchten vielleicht ein Freund von
ihm ſeyn, durch deſſen Huͤlfe er uns auf eine an-
genehme Weiſe uͤberfallen wollte.

Wenn der Obriſte Morden in England waͤ-
re, ſo muͤßte Herr Harlowe es wiſſen, und als-
denn wuͤrde ich es gewiß auch wiſſen.

Gut! Allein haben ſie etwas von dem Herrn
Harlowe an mich auszurichten?

Jch will ihnen alles in der groͤßeſten Kuͤrtze
ſagen. Jch muß aber vorher eine Frage thun,
die gewiß nicht aus Neugier geſchiehet, darauf ich
aber eine Antwort haben muß, ehe ich mehr ſagen

kann.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p> <hi rendition="#et">
              <pb facs="#f0348" n="342"/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <hi rendition="#fr">len: und hatte &#x017F;ehr u&#x0364;ble Gedancken von<lb/>
mir.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>Mit Erlaubniß, la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie uns gleich verneh-<lb/>
men, worin ihre Commißion be&#x017F;tehet? denn es<lb/>
&#x017F;cheinet eine Commißion zu &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t eine Commißion: und ich glaubte, &#x017F;ie<lb/>
wu&#x0364;rde allen mit einander angenehm &#x017F;eyn, &#x017F;on&#x017F;t ha&#x0364;t-<lb/>
te ich mich nicht damit bemenget.</p><lb/>
          <p>Vielleicht haben &#x017F;ie recht, wenn ich nur wu&#x0364;ßte,<lb/>
was ihnen aufgetragen i&#x017F;t. Darf ich aber vorher<lb/>
eine Frage thun? Kennen &#x017F;ie den Obri&#x017F;ten <hi rendition="#fr">Mor-<lb/>
den?</hi></p><lb/>
          <p>Nein! ich kenne ihn nicht von An&#x017F;ehen. Jch<lb/>
habe zwar meinen Freund, den Herrn <hi rendition="#fr">Johann<lb/>
Harlowe,</hi> o&#x0364;fters &#x017F;ehr vortheilhaft von ihm reden<lb/>
ho&#x0364;ren, und ich weiß, daß ihnen beyden die Ausrich-<lb/>
tung eines gewi&#x017F;&#x017F;en Te&#x017F;taments aufgetragen i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Jch dachte Anfangs, der Obri&#x017F;te wa&#x0364;re hier an-<lb/>
gelanget, und &#x017F;ie mo&#x0364;chten vielleicht ein Freund von<lb/>
ihm &#x017F;eyn, durch de&#x017F;&#x017F;en Hu&#x0364;lfe er uns auf eine an-<lb/>
genehme Wei&#x017F;e u&#x0364;berfallen wollte.</p><lb/>
          <p>Wenn der Obri&#x017F;te <hi rendition="#fr">Morden</hi> in England wa&#x0364;-<lb/>
re, &#x017F;o mu&#x0364;ßte Herr <hi rendition="#fr">Harlowe</hi> es wi&#x017F;&#x017F;en, und als-<lb/>
denn wu&#x0364;rde ich es gewiß auch wi&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Gut! Allein haben &#x017F;ie etwas von dem Herrn<lb/><hi rendition="#fr">Harlowe</hi> an mich auszurichten?</p><lb/>
          <p>Jch will ihnen alles in der gro&#x0364;ße&#x017F;ten Ku&#x0364;rtze<lb/>
&#x017F;agen. Jch muß aber vorher eine Frage thun,<lb/>
die gewiß nicht aus Neugier ge&#x017F;chiehet, darauf ich<lb/>
aber eine Antwort haben muß, ehe ich mehr &#x017F;agen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kann.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[342/0348] len: und hatte ſehr uͤble Gedancken von mir. Mit Erlaubniß, laſſen ſie uns gleich verneh- men, worin ihre Commißion beſtehet? denn es ſcheinet eine Commißion zu ſeyn. Es iſt eine Commißion: und ich glaubte, ſie wuͤrde allen mit einander angenehm ſeyn, ſonſt haͤt- te ich mich nicht damit bemenget. Vielleicht haben ſie recht, wenn ich nur wuͤßte, was ihnen aufgetragen iſt. Darf ich aber vorher eine Frage thun? Kennen ſie den Obriſten Mor- den? Nein! ich kenne ihn nicht von Anſehen. Jch habe zwar meinen Freund, den Herrn Johann Harlowe, oͤfters ſehr vortheilhaft von ihm reden hoͤren, und ich weiß, daß ihnen beyden die Ausrich- tung eines gewiſſen Teſtaments aufgetragen iſt. Jch dachte Anfangs, der Obriſte waͤre hier an- gelanget, und ſie moͤchten vielleicht ein Freund von ihm ſeyn, durch deſſen Huͤlfe er uns auf eine an- genehme Weiſe uͤberfallen wollte. Wenn der Obriſte Morden in England waͤ- re, ſo muͤßte Herr Harlowe es wiſſen, und als- denn wuͤrde ich es gewiß auch wiſſen. Gut! Allein haben ſie etwas von dem Herrn Harlowe an mich auszurichten? Jch will ihnen alles in der groͤßeſten Kuͤrtze ſagen. Jch muß aber vorher eine Frage thun, die gewiß nicht aus Neugier geſchiehet, darauf ich aber eine Antwort haben muß, ehe ich mehr ſagen kann.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/348
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/348>, abgerufen am 31.05.2024.