Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite


beziehen könnte? Wäre alsdenn einer von den-
selben nicht in diesem, der für den ihrigen ausge-
geben werden soll: so würde ich zu Pferde und zu
Fuße
in die Flucht geschlagen seyn, wie der Lord
M. sich in einem ähnlichen Falle ausdrücken
dürfte.

Es ist verteufelt hart, und gleichwohl habe
ich es mir selbst zu danken, daß ich mich aller
dieser Qvaal und Mühe unterziehen muß! War-
um denn? fragst du. O Bruder, um eines
Sieges willen, den ich gegenwärtig höher schä-
tze, als eine kayserliche Krone. - - Frage nicht,
wie viel ich ihn nach Verlauf eines Monats
achten werde. Was ist selbst eine kayserliche
Krone, wenn jemand schon dazu gewöhnet ist?

Fräulein Howe hatte wohl Ursache ihres
Briefes wegen besorgt zu seyn. Jhre angeneh-
me Freundinn aber hat Ursache, nach dem, was ich
aus demselben beybehalten habe, sich an der Vor-
stellung zu vergnügen, daß er nicht in meine Hän-
de gefallen ist.

Nun muß ich alle meine Künste anwenden,
daß ich den Brief, der von der Fräulein Howe
erwartet wird, auffange. Dieser wird ihr ver-
muthlich einen sichern Aufenthalt, und einen Ort,
da sie außer meiner Kundschaft sey, anweisen sol-
len. Frau Townsend muß sie in diesem Fall,
sonder Zweifel, verstohlnerweise, wie ihre Waa-
ren, wegführen. Jch hoffe, der Bösewicht,
wie ich so oft unter diesen beyden Mägdchen heiße,

wird


beziehen koͤnnte? Waͤre alsdenn einer von den-
ſelben nicht in dieſem, der fuͤr den ihrigen ausge-
geben werden ſoll: ſo wuͤrde ich zu Pferde und zu
Fuße
in die Flucht geſchlagen ſeyn, wie der Lord
M. ſich in einem aͤhnlichen Falle ausdruͤcken
duͤrfte.

Es iſt verteufelt hart, und gleichwohl habe
ich es mir ſelbſt zu danken, daß ich mich aller
dieſer Qvaal und Muͤhe unterziehen muß! War-
um denn? fragſt du. O Bruder, um eines
Sieges willen, den ich gegenwaͤrtig hoͤher ſchaͤ-
tze, als eine kayſerliche Krone. ‒ ‒ Frage nicht,
wie viel ich ihn nach Verlauf eines Monats
achten werde. Was iſt ſelbſt eine kayſerliche
Krone, wenn jemand ſchon dazu gewoͤhnet iſt?

Fraͤulein Howe hatte wohl Urſache ihres
Briefes wegen beſorgt zu ſeyn. Jhre angeneh-
me Freundinn aber hat Urſache, nach dem, was ich
aus demſelben beybehalten habe, ſich an der Vor-
ſtellung zu vergnuͤgen, daß er nicht in meine Haͤn-
de gefallen iſt.

Nun muß ich alle meine Kuͤnſte anwenden,
daß ich den Brief, der von der Fraͤulein Howe
erwartet wird, auffange. Dieſer wird ihr ver-
muthlich einen ſichern Aufenthalt, und einen Ort,
da ſie außer meiner Kundſchaft ſey, anweiſen ſol-
len. Frau Townſend muß ſie in dieſem Fall,
ſonder Zweifel, verſtohlnerweiſe, wie ihre Waa-
ren, wegfuͤhren. Jch hoffe, der Boͤſewicht,
wie ich ſo oft unter dieſen beyden Maͤgdchen heiße,

wird
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0374" n="368"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>beziehen ko&#x0364;nnte? Wa&#x0364;re alsdenn einer von den-<lb/>
&#x017F;elben nicht in die&#x017F;em, der fu&#x0364;r den ihrigen ausge-<lb/>
geben werden &#x017F;oll: &#x017F;o wu&#x0364;rde ich <hi rendition="#fr">zu Pferde und zu<lb/>
Fuße</hi> in die Flucht ge&#x017F;chlagen &#x017F;eyn, wie der Lord<lb/>
M. &#x017F;ich in einem a&#x0364;hnlichen Falle ausdru&#x0364;cken<lb/>
du&#x0364;rfte.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t verteufelt hart, und gleichwohl habe<lb/>
ich es mir &#x017F;elb&#x017F;t zu danken, daß ich mich aller<lb/>
die&#x017F;er Qvaal und Mu&#x0364;he unterziehen muß! War-<lb/>
um denn? frag&#x017F;t du. O Bruder, um eines<lb/>
Sieges willen, den ich <hi rendition="#fr">gegenwa&#x0364;rtig</hi> ho&#x0364;her &#x017F;cha&#x0364;-<lb/>
tze, als eine kay&#x017F;erliche Krone. &#x2012; &#x2012; Frage nicht,<lb/>
wie viel ich ihn <hi rendition="#fr">nach Verlauf eines Monats</hi><lb/>
achten werde. Was i&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t eine kay&#x017F;erliche<lb/>
Krone, wenn jemand &#x017F;chon dazu gewo&#x0364;hnet i&#x017F;t?</p><lb/>
          <p>Fra&#x0364;ulein Howe hatte wohl Ur&#x017F;ache ihres<lb/>
Briefes wegen be&#x017F;orgt zu &#x017F;eyn. Jhre angeneh-<lb/>
me Freundinn aber hat Ur&#x017F;ache, nach dem, was ich<lb/>
aus dem&#x017F;elben beybehalten habe, &#x017F;ich an der Vor-<lb/>
&#x017F;tellung zu vergnu&#x0364;gen, daß er nicht in meine Ha&#x0364;n-<lb/>
de gefallen i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Nun muß ich alle meine Ku&#x0364;n&#x017F;te anwenden,<lb/>
daß ich den Brief, der von der Fra&#x0364;ulein Howe<lb/>
erwartet wird, auffange. Die&#x017F;er wird ihr ver-<lb/>
muthlich einen &#x017F;ichern Aufenthalt, und einen Ort,<lb/>
da &#x017F;ie außer meiner Kund&#x017F;chaft &#x017F;ey, anwei&#x017F;en &#x017F;ol-<lb/>
len. Frau Town&#x017F;end muß &#x017F;ie in die&#x017F;em Fall,<lb/>
&#x017F;onder Zweifel, ver&#x017F;tohlnerwei&#x017F;e, wie ihre Waa-<lb/>
ren, wegfu&#x0364;hren. Jch hoffe, der <hi rendition="#fr">Bo&#x0364;&#x017F;ewicht,</hi><lb/>
wie ich &#x017F;o oft unter die&#x017F;en beyden Ma&#x0364;gdchen heiße,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wird</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[368/0374] beziehen koͤnnte? Waͤre alsdenn einer von den- ſelben nicht in dieſem, der fuͤr den ihrigen ausge- geben werden ſoll: ſo wuͤrde ich zu Pferde und zu Fuße in die Flucht geſchlagen ſeyn, wie der Lord M. ſich in einem aͤhnlichen Falle ausdruͤcken duͤrfte. Es iſt verteufelt hart, und gleichwohl habe ich es mir ſelbſt zu danken, daß ich mich aller dieſer Qvaal und Muͤhe unterziehen muß! War- um denn? fragſt du. O Bruder, um eines Sieges willen, den ich gegenwaͤrtig hoͤher ſchaͤ- tze, als eine kayſerliche Krone. ‒ ‒ Frage nicht, wie viel ich ihn nach Verlauf eines Monats achten werde. Was iſt ſelbſt eine kayſerliche Krone, wenn jemand ſchon dazu gewoͤhnet iſt? Fraͤulein Howe hatte wohl Urſache ihres Briefes wegen beſorgt zu ſeyn. Jhre angeneh- me Freundinn aber hat Urſache, nach dem, was ich aus demſelben beybehalten habe, ſich an der Vor- ſtellung zu vergnuͤgen, daß er nicht in meine Haͤn- de gefallen iſt. Nun muß ich alle meine Kuͤnſte anwenden, daß ich den Brief, der von der Fraͤulein Howe erwartet wird, auffange. Dieſer wird ihr ver- muthlich einen ſichern Aufenthalt, und einen Ort, da ſie außer meiner Kundſchaft ſey, anweiſen ſol- len. Frau Townſend muß ſie in dieſem Fall, ſonder Zweifel, verſtohlnerweiſe, wie ihre Waa- ren, wegfuͤhren. Jch hoffe, der Boͤſewicht, wie ich ſo oft unter dieſen beyden Maͤgdchen heiße, wird

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/374
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/374>, abgerufen am 05.05.2024.