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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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zu der Zeit, da Jhr Licht, wegen der Verdunke-
lung bey mir, desto heller scheinet, einer theuren
Freundinn Quaal verursachen muß, der ich sonst,
mit dem größten Ergötzen, Freude zu machen
suchte; und wenn ich zu gleicher Zeit die gute
Meynung, worinn dieselbe bey allen stehet, zu
verringern Gelegenheit geben soll, weil sie meine
gekränkte Ehre gegen die geschäfftigen Zungen
liebloser Tadeler vertheidiget! - -

Dieß ist es, was mich oft beweget, die Wor-
te meines bewunderten Kreuzträgers in seinen
Klagen, mit sehr geringer Veränderung, zu wie-
derholen: "O! daß es mit mir noch so wäre,
"wie in den vergangenen Monaten, wie in denen
"Tagen, da Gott mich bewahrte! Da sein Licht
"über mein Haupt schien, und ich bey seinem
"Lichte durch die Finsterniß wandelte! Wie in
"den Tagen meiner Kindheit - - da der All-
"mächtige noch mit mir war; da ich in meines
"Vaters Hause lebte;
da ich meine Tritte mit
"Butter wusch, und der Fels Oel für mich strö-
"mete!"

Sie legen mir Jhre Gründe vor, welche durch
die Meynung Jhrer geehrten Fr. Mutter ver-
stärket werden, warum ich an Herrn Lovelacen als
einen Ehegatten gedenken sollte (*).

Jch habe auch Jhren Brief vom 13ten vor
mir (**), der die Nachricht von dem Besuch, den

Vor-
(*) Siehe den vorhergehenden Brief.
(**) Man sehe den XXXIV Brief dieses Theils.



zu der Zeit, da Jhr Licht, wegen der Verdunke-
lung bey mir, deſto heller ſcheinet, einer theuren
Freundinn Quaal verurſachen muß, der ich ſonſt,
mit dem groͤßten Ergoͤtzen, Freude zu machen
ſuchte; und wenn ich zu gleicher Zeit die gute
Meynung, worinn dieſelbe bey allen ſtehet, zu
verringern Gelegenheit geben ſoll, weil ſie meine
gekraͤnkte Ehre gegen die geſchaͤfftigen Zungen
liebloſer Tadeler vertheidiget! ‒ ‒

Dieß iſt es, was mich oft beweget, die Wor-
te meines bewunderten Kreuztraͤgers in ſeinen
Klagen, mit ſehr geringer Veraͤnderung, zu wie-
derholen: „O! daß es mit mir noch ſo waͤre,
„wie in den vergangenen Monaten, wie in denen
„Tagen, da Gott mich bewahrte! Da ſein Licht
„uͤber mein Haupt ſchien, und ich bey ſeinem
„Lichte durch die Finſterniß wandelte! Wie in
„den Tagen meiner Kindheit ‒ ‒ da der All-
„maͤchtige noch mit mir war; da ich in meines
„Vaters Hauſe lebte;
da ich meine Tritte mit
„Butter wuſch, und der Fels Oel fuͤr mich ſtroͤ-
„mete!“

Sie legen mir Jhre Gruͤnde vor, welche durch
die Meynung Jhrer geehrten Fr. Mutter ver-
ſtaͤrket werden, warum ich an Herrn Lovelacen als
einen Ehegatten gedenken ſollte (*).

Jch habe auch Jhren Brief vom 13ten vor
mir (**), der die Nachricht von dem Beſuch, den

Vor-
(*) Siehe den vorhergehenden Brief.
(**) Man ſehe den XXXIV Brief dieſes Theils.
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[480/0486] zu der Zeit, da Jhr Licht, wegen der Verdunke- lung bey mir, deſto heller ſcheinet, einer theuren Freundinn Quaal verurſachen muß, der ich ſonſt, mit dem groͤßten Ergoͤtzen, Freude zu machen ſuchte; und wenn ich zu gleicher Zeit die gute Meynung, worinn dieſelbe bey allen ſtehet, zu verringern Gelegenheit geben ſoll, weil ſie meine gekraͤnkte Ehre gegen die geſchaͤfftigen Zungen liebloſer Tadeler vertheidiget! ‒ ‒ Dieß iſt es, was mich oft beweget, die Wor- te meines bewunderten Kreuztraͤgers in ſeinen Klagen, mit ſehr geringer Veraͤnderung, zu wie- derholen: „O! daß es mit mir noch ſo waͤre, „wie in den vergangenen Monaten, wie in denen „Tagen, da Gott mich bewahrte! Da ſein Licht „uͤber mein Haupt ſchien, und ich bey ſeinem „Lichte durch die Finſterniß wandelte! Wie in „den Tagen meiner Kindheit ‒ ‒ da der All- „maͤchtige noch mit mir war; da ich in meines „Vaters Hauſe lebte; da ich meine Tritte mit „Butter wuſch, und der Fels Oel fuͤr mich ſtroͤ- „mete!“ Sie legen mir Jhre Gruͤnde vor, welche durch die Meynung Jhrer geehrten Fr. Mutter ver- ſtaͤrket werden, warum ich an Herrn Lovelacen als einen Ehegatten gedenken ſollte (*). Jch habe auch Jhren Brief vom 13ten vor mir (**), der die Nachricht von dem Beſuch, den Vor- (*) Siehe den vorhergehenden Brief. (**) Man ſehe den XXXIV Brief dieſes Theils.

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/486>, abgerufen am 28.04.2024.