Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



hafter. Darauf erzählte er mir seine Absichten
und gab mir einen Abriß von der Reise, die er zu
thun willens wäre: wobey er herzlich wünschte,
daß ich ihn hätte begleiten können.

Wir gingen um vier von einander. Er war
aber nicht wenig unzufrieden mit mir. Denn
wir hatten einige Unterredungen von solchen Din-
gen gehabt, woran er nicht gern gedenken mochte,
wie er sagte: nämlich von dem letzten Willen der
Fräulein Harlowe; von meiner Pflicht, das Te-
stament zu vollziehen; von einigen Papieren, die
ich dieser unvergleichlichen Fräulein, ich versiche-
re Jhre Gnaden, ohne unfreundschaftliche Ab-
sichten mitgetheilet hatte; wobey er auch darauf
bestand, daß ich ihm alle die Briefe, die er seit
seinen ersten Besuchen bey ihr an mich geschrie-
ben, zurückgeben sollte, welches ich ihm abschlug.

Er wollte mich noch einmal sehen, sagte er:
und es würde auf eine sehr üble Art seyn, wo ich
sein Verlangen nicht erfüllte. Jch empfahl ihm,
sich keine Hoffnung darauf zu machen. Damit
ich ihm aber nicht alles abschlüge, sagte ich ihm,
daß ich ihm eine Abschrift von dem Testament ge-
ben wollte: ob ich gleich versichert wäre, daß er,
wenn er es gelesen, wünschen würde, es nicht gese-
hen zu haben.

Jch bekam heute frühe um eilfe Bothschaft
von ihm, wodurch er mich bitten ließ, einen Ort
zu benennen, wo ich mit ihm, und Mowbrayen
und Tourvillen das letzte mal zu Mittage speisen
wollte: und bald hernach eine andere von dem

Obrist
D d d 2



hafter. Darauf erzaͤhlte er mir ſeine Abſichten
und gab mir einen Abriß von der Reiſe, die er zu
thun willens waͤre: wobey er herzlich wuͤnſchte,
daß ich ihn haͤtte begleiten koͤnnen.

Wir gingen um vier von einander. Er war
aber nicht wenig unzufrieden mit mir. Denn
wir hatten einige Unterredungen von ſolchen Din-
gen gehabt, woran er nicht gern gedenken mochte,
wie er ſagte: naͤmlich von dem letzten Willen der
Fraͤulein Harlowe; von meiner Pflicht, das Te-
ſtament zu vollziehen; von einigen Papieren, die
ich dieſer unvergleichlichen Fraͤulein, ich verſiche-
re Jhre Gnaden, ohne unfreundſchaftliche Ab-
ſichten mitgetheilet hatte; wobey er auch darauf
beſtand, daß ich ihm alle die Briefe, die er ſeit
ſeinen erſten Beſuchen bey ihr an mich geſchrie-
ben, zuruͤckgeben ſollte, welches ich ihm abſchlug.

Er wollte mich noch einmal ſehen, ſagte er:
und es wuͤrde auf eine ſehr uͤble Art ſeyn, wo ich
ſein Verlangen nicht erfuͤllte. Jch empfahl ihm,
ſich keine Hoffnung darauf zu machen. Damit
ich ihm aber nicht alles abſchluͤge, ſagte ich ihm,
daß ich ihm eine Abſchrift von dem Teſtament ge-
ben wollte: ob ich gleich verſichert waͤre, daß er,
wenn er es geleſen, wuͤnſchen wuͤrde, es nicht geſe-
hen zu haben.

Jch bekam heute fruͤhe um eilfe Bothſchaft
von ihm, wodurch er mich bitten ließ, einen Ort
zu benennen, wo ich mit ihm, und Mowbrayen
und Tourvillen das letzte mal zu Mittage ſpeiſen
wollte: und bald hernach eine andere von dem

Obriſt
D d d 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0793" n="787"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
hafter. Darauf erza&#x0364;hlte er mir &#x017F;eine Ab&#x017F;ichten<lb/>
und gab mir einen Abriß von der Rei&#x017F;e, die er zu<lb/>
thun willens wa&#x0364;re: wobey er herzlich wu&#x0364;n&#x017F;chte,<lb/>
daß ich ihn ha&#x0364;tte begleiten ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Wir gingen um vier von einander. Er war<lb/>
aber nicht wenig unzufrieden mit mir. Denn<lb/>
wir hatten einige Unterredungen von &#x017F;olchen Din-<lb/>
gen gehabt, woran er nicht gern gedenken mochte,<lb/>
wie er &#x017F;agte: na&#x0364;mlich von dem letzten Willen der<lb/>
Fra&#x0364;ulein Harlowe; von meiner Pflicht, das Te-<lb/>
&#x017F;tament zu vollziehen; von einigen Papieren, die<lb/>
ich die&#x017F;er unvergleichlichen Fra&#x0364;ulein, ich ver&#x017F;iche-<lb/>
re Jhre Gnaden, ohne unfreund&#x017F;chaftliche Ab-<lb/>
&#x017F;ichten mitgetheilet hatte; wobey er auch darauf<lb/>
be&#x017F;tand, daß ich ihm alle die Briefe, die er &#x017F;eit<lb/>
&#x017F;einen er&#x017F;ten Be&#x017F;uchen bey ihr an mich ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben, zuru&#x0364;ckgeben &#x017F;ollte, welches ich ihm ab&#x017F;chlug.</p><lb/>
          <p>Er wollte mich noch einmal &#x017F;ehen, &#x017F;agte er:<lb/>
und es wu&#x0364;rde auf eine &#x017F;ehr u&#x0364;ble Art &#x017F;eyn, wo ich<lb/>
&#x017F;ein Verlangen nicht erfu&#x0364;llte. Jch empfahl ihm,<lb/>
&#x017F;ich keine Hoffnung darauf zu machen. Damit<lb/>
ich ihm aber nicht alles ab&#x017F;chlu&#x0364;ge, &#x017F;agte ich ihm,<lb/>
daß ich ihm eine Ab&#x017F;chrift von dem Te&#x017F;tament ge-<lb/>
ben wollte: ob ich gleich ver&#x017F;ichert wa&#x0364;re, daß er,<lb/>
wenn er es gele&#x017F;en, wu&#x0364;n&#x017F;chen wu&#x0364;rde, es nicht ge&#x017F;e-<lb/>
hen zu haben.</p><lb/>
          <p>Jch bekam heute fru&#x0364;he um eilfe Both&#x017F;chaft<lb/>
von ihm, wodurch er mich bitten ließ, einen Ort<lb/>
zu benennen, wo ich mit ihm, und Mowbrayen<lb/>
und Tourvillen das letzte mal zu Mittage &#x017F;pei&#x017F;en<lb/>
wollte: und bald hernach eine andere von dem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d d 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Obri&#x017F;t</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[787/0793] hafter. Darauf erzaͤhlte er mir ſeine Abſichten und gab mir einen Abriß von der Reiſe, die er zu thun willens waͤre: wobey er herzlich wuͤnſchte, daß ich ihn haͤtte begleiten koͤnnen. Wir gingen um vier von einander. Er war aber nicht wenig unzufrieden mit mir. Denn wir hatten einige Unterredungen von ſolchen Din- gen gehabt, woran er nicht gern gedenken mochte, wie er ſagte: naͤmlich von dem letzten Willen der Fraͤulein Harlowe; von meiner Pflicht, das Te- ſtament zu vollziehen; von einigen Papieren, die ich dieſer unvergleichlichen Fraͤulein, ich verſiche- re Jhre Gnaden, ohne unfreundſchaftliche Ab- ſichten mitgetheilet hatte; wobey er auch darauf beſtand, daß ich ihm alle die Briefe, die er ſeit ſeinen erſten Beſuchen bey ihr an mich geſchrie- ben, zuruͤckgeben ſollte, welches ich ihm abſchlug. Er wollte mich noch einmal ſehen, ſagte er: und es wuͤrde auf eine ſehr uͤble Art ſeyn, wo ich ſein Verlangen nicht erfuͤllte. Jch empfahl ihm, ſich keine Hoffnung darauf zu machen. Damit ich ihm aber nicht alles abſchluͤge, ſagte ich ihm, daß ich ihm eine Abſchrift von dem Teſtament ge- ben wollte: ob ich gleich verſichert waͤre, daß er, wenn er es geleſen, wuͤnſchen wuͤrde, es nicht geſe- hen zu haben. Jch bekam heute fruͤhe um eilfe Bothſchaft von ihm, wodurch er mich bitten ließ, einen Ort zu benennen, wo ich mit ihm, und Mowbrayen und Tourvillen das letzte mal zu Mittage ſpeiſen wollte: und bald hernach eine andere von dem Obriſt D d d 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/793
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 787. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/793>, abgerufen am 10.06.2024.