Th. I. Bl. 299. L. 10. nach den Worten: geschonet haben müsse.
Am allerwenigsten kann ich Jhre Anmer- kungen über meine Mutter vertragen. Wie wenn ihre Sanftmuth nicht soll- te belohnet werden? Giebt denn der Mangel der Belohnung oder Erkenntlichkeit uns ein Recht, das aus der Acht zu lassen, was wir für unsre Pflicht halten? Eben meines Vaters Lebhaftigkeit war es, die ihm zuerst einen Platz in ihrem Herzen verschaffte, und dieselbe Lebhaftig- keit, wenn sie auf ihn selbst würket, macht ihn, wie ich schon angemerkt habe, so ungeduldig, wenn die schmerzhafte Krankheit ihn befällt. Er hat meine Mutter allezeit geliebet; und sollte es nicht zu entschuldigen, oder vielmehr zu lo-
ben
Zusätze zur Cl. A
Zuſaͤtze Zur Geſchichte der Clariſſa.
Th. I. Bl. 299. L. 10. nach den Worten: geſchonet haben muͤſſe.
Am allerwenigſten kann ich Jhre Anmer- kungen uͤber meine Mutter vertragen. Wie wenn ihre Sanftmuth nicht ſoll- te belohnet werden? Giebt denn der Mangel der Belohnung oder Erkenntlichkeit uns ein Recht, das aus der Acht zu laſſen, was wir fuͤr unſre Pflicht halten? Eben meines Vaters Lebhaftigkeit war es, die ihm zuerſt einen Platz in ihrem Herzen verſchaffte, und dieſelbe Lebhaftig- keit, wenn ſie auf ihn ſelbſt wuͤrket, macht ihn, wie ich ſchon angemerkt habe, ſo ungeduldig, wenn die ſchmerzhafte Krankheit ihn befaͤllt. Er hat meine Mutter allezeit geliebet; und ſollte es nicht zu entſchuldigen, oder vielmehr zu lo-
ben
Zuſaͤtze zur Cl. A
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[[1]/0009]
Zuſaͤtze
Zur Geſchichte der Clariſſa.
Th. I. Bl. 299. L. 10. nach den Worten:
geſchonet haben muͤſſe.
Am allerwenigſten kann ich Jhre Anmer-
kungen uͤber meine Mutter vertragen.
Wie wenn ihre Sanftmuth nicht ſoll-
te belohnet werden? Giebt denn der Mangel
der Belohnung oder Erkenntlichkeit uns ein
Recht, das aus der Acht zu laſſen, was wir
fuͤr unſre Pflicht halten? Eben meines Vaters
Lebhaftigkeit war es, die ihm zuerſt einen Platz in
ihrem Herzen verſchaffte, und dieſelbe Lebhaftig-
keit, wenn ſie auf ihn ſelbſt wuͤrket, macht ihn,
wie ich ſchon angemerkt habe, ſo ungeduldig,
wenn die ſchmerzhafte Krankheit ihn befaͤllt. Er
hat meine Mutter allezeit geliebet; und ſollte
es nicht zu entſchuldigen, oder vielmehr zu lo-
ben
Zuſaͤtze zur Cl. A
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/9>, abgerufen am 28.04.2024.
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