Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.

Bild:
<< vorherige Seite

vorhin gantzer sechs Wochen lang nichts als Rettig-Suppen ohne Brodt gessen hätten.

Dieser Safft war so bitter und beissend/ daß ihnen das Leder im Maul davon abgieng/ und man kunte ihnen keine Sultze zurichten/ welche ihnen appetit erreget/ daß sie etwas anders gessen hätten.

Etliche wurden Mannes hoch in die Lust aufgehoben/ und geschwinde zu boden geworffen. Als nun etliche von ihren Freunden/ an der Zahl in die dreissig/ in dieses Kloster kommen waren/ sie zu besuchen/ und sich mit ihnen zu freuen / weil es das Ansehen hatte/ als wäre es mit ihnen besser worden/ und sie fast geheilet wären: Da fielen etliche der Nonnen plötzlich über Rücke von der Tafel / da sie sassen/ also daß sie nicht reden/ auch niemanden erkennen kunten: Die andern blieben ausgestreckt liegen/ als wären sie todt/ und hatten Arme und Beine ümbgekehret.

Eine unter denselbigen ward in die Höhe aufgehoben: Und ob schon die

vorhin gantzer sechs Wochen lang nichts als Rettig-Suppen ohne Brodt gessen hätten.

Dieser Safft war so bitter und beissend/ daß ihnen das Leder im Maul davon abgieng/ und man kunte ihnen keine Sultze zurichten/ welche ihnen appetit erreget/ daß sie etwas anders gessen hätten.

Etliche wurden Mannes hoch in die Lust aufgehoben/ und geschwinde zu boden geworffen. Als nun etliche von ihren Freunden/ an der Zahl in die dreissig/ in dieses Kloster kommen waren/ sie zu besuchen/ und sich mit ihnen zu freuen / weil es das Ansehen hatte/ als wäre es mit ihnen besser worden/ und sie fast geheilet wären: Da fielen etliche der Nonnen plötzlich über Rücke von der Tafel / da sie sassen/ also daß sie nicht reden/ auch niemanden erkennen kunten: Die andern blieben ausgestreckt liegen/ als wären sie todt/ und hatten Arme und Beine ümbgekehret.

Eine unter denselbigen ward in die Höhe aufgehoben: Und ob schon die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0349" n="325"/>
vorhin                      gantzer sechs Wochen lang nichts als Rettig-Suppen ohne Brodt gessen hätten.</p>
        <p>Dieser Safft war so bitter und beissend/ daß ihnen das Leder im Maul davon                      abgieng/ und man kunte ihnen keine Sultze zurichten/ welche ihnen appetit                      erreget/ daß sie etwas anders gessen hätten.</p>
        <p>Etliche wurden Mannes hoch in die Lust aufgehoben/ und geschwinde zu boden                      geworffen. Als nun etliche von ihren Freunden/ an der Zahl in die dreissig/ in                      dieses Kloster kommen waren/ sie zu besuchen/ und sich mit ihnen zu freuen /                      weil es das Ansehen hatte/ als wäre es mit ihnen besser worden/ und sie fast                      geheilet wären: Da fielen etliche der Nonnen plötzlich über Rücke von der Tafel                     / da sie sassen/ also daß sie nicht reden/ auch niemanden erkennen kunten: Die                      andern blieben ausgestreckt liegen/ als wären sie todt/ und hatten Arme und                      Beine ümbgekehret.</p>
        <p>Eine unter denselbigen ward in die Höhe aufgehoben: Und ob schon die
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[325/0349] vorhin gantzer sechs Wochen lang nichts als Rettig-Suppen ohne Brodt gessen hätten. Dieser Safft war so bitter und beissend/ daß ihnen das Leder im Maul davon abgieng/ und man kunte ihnen keine Sultze zurichten/ welche ihnen appetit erreget/ daß sie etwas anders gessen hätten. Etliche wurden Mannes hoch in die Lust aufgehoben/ und geschwinde zu boden geworffen. Als nun etliche von ihren Freunden/ an der Zahl in die dreissig/ in dieses Kloster kommen waren/ sie zu besuchen/ und sich mit ihnen zu freuen / weil es das Ansehen hatte/ als wäre es mit ihnen besser worden/ und sie fast geheilet wären: Da fielen etliche der Nonnen plötzlich über Rücke von der Tafel / da sie sassen/ also daß sie nicht reden/ auch niemanden erkennen kunten: Die andern blieben ausgestreckt liegen/ als wären sie todt/ und hatten Arme und Beine ümbgekehret. Eine unter denselbigen ward in die Höhe aufgehoben: Und ob schon die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/349
Zitationshilfe: Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/349>, abgerufen am 09.05.2024.