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Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.

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den Weibes Mühe und der Wehmütter Hülffe alle ümbsonst/ also/ daß ihre Frucht starb: Und sie muste drey Jahr lang schwerlich kranck liegen.

Endlich/ als es ein wenig besser worden/ hat sie angefangen/ herüm zu schleichen/ und siechete noch fünf und zwantzig Jahr/ und trug die todte Frucht bey ihr: Darüber sie endlich auch ihr Leben endete/ nach dem sie dieselbe acht und zwantzig gantzer Jahr in ihrem Leibe getragen.

Ihr Mann ließ sie eröffnen: Und da hat man befunden/ daß das Kind in hartesten Stein verwandelt war: Es ward heraus gezogen/ und grosses Wunder halben verwahret: Wie es viel Menschen gesehen haben/ wohl formiret/ als wenn es ein künstlicher Bildhauer in dieser Höhle hätte aus gehauen: Hatte seine Gliedmassen nach ihrer Proportion vollkommen/ und richtig/ wie das Alter eines Kindleins von neun Monden bey guter Nahrung erfodert.

Als es eröffnet wurde/ fand man/ daß das Hertz/ die Leber/ das Gehirn/ und andere Stücke auch sehr hart waren: Jedoch nicht so sehr/ wie die eusserlichen. Es ist ein Mägdlein. Dieser Leib ist weder der Fäule/ noch der Wurmstichigkeit unterworffen/ nichts anders/ als der härteste Stein/ den die Steinmetzen arbeiten könten.

Herr Johann Aliboux/ und Simon Prouvanckeres/ gelehrte Medici/ welche dieses steinerne Kind gesehen/ und diß Wunder mit ihren Hän-

den Weibes Mühe und der Wehmütter Hülffe alle ümbsonst/ also/ daß ihre Frucht starb: Und sie muste drey Jahr lang schwerlich kranck liegen.

Endlich/ als es ein wenig besser worden/ hat sie angefangen/ herüm zu schleichen/ und siechete noch fünf und zwantzig Jahr/ und trug die todte Frucht bey ihr: Darüber sie endlich auch ihr Leben endete/ nach dem sie dieselbe acht und zwantzig gantzer Jahr in ihrem Leibe getragen.

Ihr Mann ließ sie eröffnen: Und da hat man befunden/ daß das Kind in hartesten Stein verwandelt war: Es ward heraus gezogen/ und grosses Wunder halben verwahret: Wie es viel Menschen gesehen haben/ wohl formiret/ als wenn es ein künstlicher Bildhauer in dieser Höhle hätte aus gehauen: Hatte seine Gliedmassen nach ihrer Proportion vollkommen/ und richtig/ wie das Alter eines Kindleins von neun Monden bey guter Nahrung erfodert.

Als es eröffnet wurde/ fand man/ daß das Hertz/ die Leber/ das Gehirn/ und andere Stücke auch sehr hart waren: Jedoch nicht so sehr/ wie die eusserlichen. Es ist ein Mägdlein. Dieser Leib ist weder der Fäule/ noch der Wurmstichigkeit unterworffen/ nichts anders/ als der härteste Stein/ den die Steinmetzen arbeiten könten.

Herr Johann Aliboux/ und Simon Prouvanckeres/ gelehrte Medici/ welche dieses steinerne Kind gesehen/ und diß Wunder mit ihren Hän-

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[32/0052] den Weibes Mühe und der Wehmütter Hülffe alle ümbsonst/ also/ daß ihre Frucht starb: Und sie muste drey Jahr lang schwerlich kranck liegen. Endlich/ als es ein wenig besser worden/ hat sie angefangen/ herüm zu schleichen/ und siechete noch fünf und zwantzig Jahr/ und trug die todte Frucht bey ihr: Darüber sie endlich auch ihr Leben endete/ nach dem sie dieselbe acht und zwantzig gantzer Jahr in ihrem Leibe getragen. Ihr Mann ließ sie eröffnen: Und da hat man befunden/ daß das Kind in hartesten Stein verwandelt war: Es ward heraus gezogen/ und grosses Wunder halben verwahret: Wie es viel Menschen gesehen haben/ wohl formiret/ als wenn es ein künstlicher Bildhauer in dieser Höhle hätte aus gehauen: Hatte seine Gliedmassen nach ihrer Proportion vollkommen/ und richtig/ wie das Alter eines Kindleins von neun Monden bey guter Nahrung erfodert. Als es eröffnet wurde/ fand man/ daß das Hertz/ die Leber/ das Gehirn/ und andere Stücke auch sehr hart waren: Jedoch nicht so sehr/ wie die eusserlichen. Es ist ein Mägdlein. Dieser Leib ist weder der Fäule/ noch der Wurmstichigkeit unterworffen/ nichts anders/ als der härteste Stein/ den die Steinmetzen arbeiten könten. Herr Johann Aliboux/ und Simon Prouvanckeres/ gelehrte Medici/ welche dieses steinerne Kind gesehen/ und diß Wunder mit ihren Hän-

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Zitationshilfe: Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/52>, abgerufen am 30.04.2024.