Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.

Bild:
<< vorherige Seite

sagte/ es wäre ihm nicht gar recht/ und befinde sich beschwehret/ daß er diesen Tag solte helffen ein Bluturtheil fällen.

Als er aus der Messe wieder heimkommen/ sagte man ihm/ er hätte zum Frühstücke einen Kalbeskopf/ davon er gern esse.

Als er ihn nun gern sehen wolte/ machte er den Schranck auf/ darinnen der Kopf stunde: Aber aus grosser Furcht und Schrecken/ fieng er an zu klagen/ vnd fragen: Wer einen Menschenkopf da hinein geschlossen hätte? Sein Weib redete ihm freundlich zu/ wie daß er sich irrete: Er hielte an sich/ aß geschwinde / gieng in die Rahtsstube/ und satzte sich an seine Stelle.

Als es nun an ihn kam/ daß er solte seine Meinung sagen/ erklärete er sich / daß nach den Gesetzen der Mörder solte enthäupter werden: Und darauf stunde er auf/ und fieng an: Er hätte eben diese Lebensstraffe selber verdienet. Uber diß erzehlete er nach der Länge alle Umbstände seiner begangenen Mordthat in dem Hause seines seeligen Herrn/ und alles/ was darauf erfolget wäre: Baht mit gefaltenen Händen/ daß die Gerichtliche Obrigkeit Ihn nicht wolte mit einer schändlichern Straffe/ als mit der Enthäuptung abstraffen.

Etliche meineten/ eine Melancholey bewegete ihn also zu reden: Riehten ihm/ er solte in sein Haus gehen/ und sich den Aertzten in die Cur ge-

sagte/ es wäre ihm nicht gar recht/ und befinde sich beschwehret/ daß er diesen Tag solte helffen ein Bluturtheil fällen.

Als er aus der Messe wieder heimkommen/ sagte man ihm/ er hätte zum Frühstücke einen Kalbeskopf/ davon er gern esse.

Als er ihn nun gern sehen wolte/ machte er den Schranck auf/ darinnen der Kopf stunde: Aber aus grosser Furcht und Schrecken/ fieng er an zu klagen/ vnd fragen: Wer einen Menschenkopf da hinein geschlossen hätte? Sein Weib redete ihm freundlich zu/ wie daß er sich irrete: Er hielte an sich/ aß geschwinde / gieng in die Rahtsstube/ und satzte sich an seine Stelle.

Als es nun an ihn kam/ daß er solte seine Meinung sagen/ erklärete er sich / daß nach den Gesetzen der Mörder solte enthäupter werden: Und darauf stunde er auf/ und fieng an: Er hätte eben diese Lebensstraffe selber verdienet. Uber diß erzehlete er nach der Länge alle Umbstände seiner begangenen Mordthat in dem Hause seines seeligen Herrn/ und alles/ was darauf erfolget wäre: Baht mit gefaltenen Händen/ daß die Gerichtliche Obrigkeit Ihn nicht wolte mit einer schändlichern Straffe/ als mit der Enthäuptung abstraffen.

Etliche meineten/ eine Melancholey bewegete ihn also zu reden: Riehten ihm/ er solte in sein Haus gehen/ und sich den Aertzten in die Cur ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0059" n="39"/>
sagte/ es wäre ihm nicht gar recht/ und                      befinde sich beschwehret/ daß er diesen Tag solte helffen ein Bluturtheil                      fällen.</p>
        <p>Als er aus der Messe wieder heimkommen/ sagte man ihm/ er hätte zum Frühstücke                      einen Kalbeskopf/ davon er gern esse.</p>
        <p>Als er ihn nun gern sehen wolte/ machte er den Schranck auf/ darinnen der Kopf                      stunde: Aber aus grosser Furcht und Schrecken/ fieng er an zu klagen/ vnd                      fragen: Wer einen Menschenkopf da hinein geschlossen hätte? Sein Weib redete ihm                      freundlich zu/ wie daß er sich irrete: Er hielte an sich/ aß geschwinde /                      gieng in die Rahtsstube/ und satzte sich an seine Stelle.</p>
        <p>Als es nun an ihn kam/ daß er solte seine Meinung sagen/ erklärete er sich /                      daß nach den Gesetzen der Mörder solte enthäupter werden: Und darauf stunde er                      auf/ und fieng an: Er hätte eben diese Lebensstraffe selber verdienet. Uber diß                      erzehlete er nach der Länge alle Umbstände seiner begangenen Mordthat in dem                      Hause seines seeligen Herrn/ und alles/ was darauf erfolget wäre: Baht mit                      gefaltenen Händen/ daß die Gerichtliche Obrigkeit Ihn nicht wolte mit einer                      schändlichern Straffe/ als mit der Enthäuptung abstraffen.</p>
        <p>Etliche meineten/ eine Melancholey bewegete ihn also zu reden: Riehten ihm/ er                      solte in sein Haus gehen/ und sich den Aertzten in die Cur ge-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0059] sagte/ es wäre ihm nicht gar recht/ und befinde sich beschwehret/ daß er diesen Tag solte helffen ein Bluturtheil fällen. Als er aus der Messe wieder heimkommen/ sagte man ihm/ er hätte zum Frühstücke einen Kalbeskopf/ davon er gern esse. Als er ihn nun gern sehen wolte/ machte er den Schranck auf/ darinnen der Kopf stunde: Aber aus grosser Furcht und Schrecken/ fieng er an zu klagen/ vnd fragen: Wer einen Menschenkopf da hinein geschlossen hätte? Sein Weib redete ihm freundlich zu/ wie daß er sich irrete: Er hielte an sich/ aß geschwinde / gieng in die Rahtsstube/ und satzte sich an seine Stelle. Als es nun an ihn kam/ daß er solte seine Meinung sagen/ erklärete er sich / daß nach den Gesetzen der Mörder solte enthäupter werden: Und darauf stunde er auf/ und fieng an: Er hätte eben diese Lebensstraffe selber verdienet. Uber diß erzehlete er nach der Länge alle Umbstände seiner begangenen Mordthat in dem Hause seines seeligen Herrn/ und alles/ was darauf erfolget wäre: Baht mit gefaltenen Händen/ daß die Gerichtliche Obrigkeit Ihn nicht wolte mit einer schändlichern Straffe/ als mit der Enthäuptung abstraffen. Etliche meineten/ eine Melancholey bewegete ihn also zu reden: Riehten ihm/ er solte in sein Haus gehen/ und sich den Aertzten in die Cur ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/59
Zitationshilfe: Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/59>, abgerufen am 30.04.2024.