Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.

Bild:
<< vorherige Seite

Das kam daher/ daß ein Nachbar eine Ratte gefangen/ und ihr ein Schellichen angehänget/ die andern damit zu verjagen.

Dieser Frauen/ da sie schwanger ist/ begegnet gehlingen gedachte Ratte: Darüber erschrickt sie also/ daß ihre Leibesfrucht die gantze Gestalt davon nimt / durch eine wunder- und sonderbahre heftige Einbildung.

Er erzehlete auch/ daß er zu Wittenberg einen Mann gesehen/ welcher ein Todten-Antlitz gehabt: Darüm daß seine Mutter/ als sie mit ihm schwanger gangen / sich über einen Todten entsetzet/ und habe durch ihre Einbildung eine solche Farbe ihrem Kindlein eingedruckt. Ibidem.

XXXVII.

Denckwürdiges Artheil.

EIn Welscher Edelman/ sehr reich/ und in grossen Gnaden bey dem Groß-Fürsten zu Florentz Alexandro de Medicis, verliebte sich in eine ehrliche und schöne Jungfrau/ die aber arm/ und von geringem Stande war/ nehmlich eines Müllers Tochter auf dem Lande/ nicht fern von Florentz: Dieselbe versuchte er auf allerley Mittel zu Fall zu bringen/ aber alles vergeblich: Denn das Mägdlein hielt ihre Ehre sehr feste und theur.

Endlich/ von seiner hefftigen Passion getrieben/ nahm er Leute/ die seinem Willen folgeten/ zu

Das kam daher/ daß ein Nachbar eine Ratte gefangen/ und ihr ein Schellichen angehänget/ die andern damit zu verjagen.

Dieser Frauen/ da sie schwanger ist/ begegnet gehlingen gedachte Ratte: Darüber erschrickt sie also/ daß ihre Leibesfrucht die gantze Gestalt davon nimt / durch eine wunder- und sonderbahre heftige Einbildung.

Er erzehlete auch/ daß er zu Wittenberg einen Mann gesehen/ welcher ein Todten-Antlitz gehabt: Darüm daß seine Mutter/ als sie mit ihm schwanger gangen / sich über einen Todten entsetzet/ und habe durch ihre Einbildung eine solche Farbe ihrem Kindlein eingedruckt. Ibidem.

XXXVII.

Denckwürdiges Artheil.

EIn Welscher Edelman/ sehr reich/ und in grossen Gnaden bey dem Groß-Fürsten zu Florentz Alexandro de Medicis, verliebte sich in eine ehrliche und schöne Jungfrau/ die aber arm/ und von geringem Stande war/ nehmlich eines Müllers Tochter auf dem Lande/ nicht fern von Florentz: Dieselbe versuchte er auf allerley Mittel zu Fall zu bringen/ aber alles vergeblich: Denn das Mägdlein hielt ihre Ehre sehr feste und theur.

Endlich/ von seiner hefftigen Passion getrieben/ nahm er Leute/ die seinem Willen folgeten/ zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0094" n="74"/>
        <p>Das kam daher/ daß ein Nachbar eine Ratte gefangen/ und ihr ein Schellichen                      angehänget/ die andern damit zu verjagen.</p>
        <p>Dieser Frauen/ da sie schwanger ist/ begegnet gehlingen gedachte Ratte: Darüber                      erschrickt sie also/ daß ihre Leibesfrucht die gantze Gestalt davon nimt /                      durch eine wunder- und sonderbahre heftige Einbildung.</p>
        <p>Er erzehlete auch/ daß er zu Wittenberg einen Mann gesehen/ welcher ein                      Todten-Antlitz gehabt: Darüm daß seine Mutter/ als sie mit ihm schwanger gangen                     / sich über einen Todten entsetzet/ und habe durch ihre Einbildung eine solche                      Farbe ihrem Kindlein eingedruckt. Ibidem.</p>
        <p>XXXVII.</p>
        <p>Denckwürdiges Artheil.</p>
        <p>EIn Welscher Edelman/ sehr reich/ und in grossen Gnaden bey dem Groß-Fürsten zu                      Florentz Alexandro de Medicis, verliebte sich in eine ehrliche und schöne                      Jungfrau/ die aber arm/ und von geringem Stande war/ nehmlich eines Müllers                      Tochter auf dem Lande/ nicht fern von Florentz: Dieselbe versuchte er auf                      allerley Mittel zu Fall zu bringen/ aber alles vergeblich: Denn das Mägdlein                      hielt ihre Ehre sehr feste und theur.</p>
        <p>Endlich/ von seiner hefftigen Passion getrieben/ nahm er Leute/ die seinem                      Willen folgeten/ zu
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0094] Das kam daher/ daß ein Nachbar eine Ratte gefangen/ und ihr ein Schellichen angehänget/ die andern damit zu verjagen. Dieser Frauen/ da sie schwanger ist/ begegnet gehlingen gedachte Ratte: Darüber erschrickt sie also/ daß ihre Leibesfrucht die gantze Gestalt davon nimt / durch eine wunder- und sonderbahre heftige Einbildung. Er erzehlete auch/ daß er zu Wittenberg einen Mann gesehen/ welcher ein Todten-Antlitz gehabt: Darüm daß seine Mutter/ als sie mit ihm schwanger gangen / sich über einen Todten entsetzet/ und habe durch ihre Einbildung eine solche Farbe ihrem Kindlein eingedruckt. Ibidem. XXXVII. Denckwürdiges Artheil. EIn Welscher Edelman/ sehr reich/ und in grossen Gnaden bey dem Groß-Fürsten zu Florentz Alexandro de Medicis, verliebte sich in eine ehrliche und schöne Jungfrau/ die aber arm/ und von geringem Stande war/ nehmlich eines Müllers Tochter auf dem Lande/ nicht fern von Florentz: Dieselbe versuchte er auf allerley Mittel zu Fall zu bringen/ aber alles vergeblich: Denn das Mägdlein hielt ihre Ehre sehr feste und theur. Endlich/ von seiner hefftigen Passion getrieben/ nahm er Leute/ die seinem Willen folgeten/ zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/94
Zitationshilfe: Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/94>, abgerufen am 30.04.2024.