Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

gen in selbigem; daher bekommen die Wellenstöße
immer die Richtung des zu solcher Zeit herrschen-
den Windes. Oft aber haben auch die Windstöße
mancherlei, ja den vorgenannten ganz entgegen-
gesetzte, Richtungen. Daher entstehen die Kiesel-
winde, wie man sie zu nennen pflegt. Sie äußern
aber ihre Gewalt nicht blos seitwärts umher, son-
dern auch auf- und niederwärts, immer dahin wo
sie den wenigsten Widerstand finden.

Eben diesen Winden, welche von oben nieder
wirken, ist wol besonders die Größe der Wellen mit
zuzuschreiben, indem sie gleichsam wie Keile in das
Wasser eindringen, und es seitwärts und in die
Höhe zwängen. Ist die in die Höhe getriebene
Menge Wassers groß, und also auch schwer, ist
ferner die Kraft, mit welcher der Wind seitwärts
treibt, auch sehr ansehnlich, so müssen die Wellen
nothwendig sehr heftig an das ihnen Widerstehende
anschlagen. Die Stärke des Windes, und seine
Geschwindigkeit zu messen, hat man Anemome-
ter
erfunden, von denen jedoch auch noch bezwei-
felt wird, ob sie den gehörigen Grad von Genauig-
keit haben, so daß man bei praktischen Arbeiten,
nach ihren Angaben sicher und mit Nutzen verfah-
ren könne. Sie weitläuftig hier anzuführen, ist
gegen den Zweck dieser Schrift; überdies hat fast je-
des Handbuch der Naturlehre welche aufzuweisen.


§. 30.

gen in ſelbigem; daher bekommen die Wellenſtoͤße
immer die Richtung des zu ſolcher Zeit herrſchen-
den Windes. Oft aber haben auch die Windſtoͤße
mancherlei, ja den vorgenannten ganz entgegen-
geſetzte, Richtungen. Daher entſtehen die Kieſel-
winde, wie man ſie zu nennen pflegt. Sie aͤußern
aber ihre Gewalt nicht blos ſeitwaͤrts umher, ſon-
dern auch auf- und niederwaͤrts, immer dahin wo
ſie den wenigſten Widerſtand finden.

Eben dieſen Winden, welche von oben nieder
wirken, iſt wol beſonders die Groͤße der Wellen mit
zuzuſchreiben, indem ſie gleichſam wie Keile in das
Waſſer eindringen, und es ſeitwaͤrts und in die
Hoͤhe zwaͤngen. Iſt die in die Hoͤhe getriebene
Menge Waſſers groß, und alſo auch ſchwer, iſt
ferner die Kraft, mit welcher der Wind ſeitwaͤrts
treibt, auch ſehr anſehnlich, ſo muͤſſen die Wellen
nothwendig ſehr heftig an das ihnen Widerſtehende
anſchlagen. Die Staͤrke des Windes, und ſeine
Geſchwindigkeit zu meſſen, hat man Anemome-
ter
erfunden, von denen jedoch auch noch bezwei-
felt wird, ob ſie den gehoͤrigen Grad von Genauig-
keit haben, ſo daß man bei praktiſchen Arbeiten,
nach ihren Angaben ſicher und mit Nutzen verfah-
ren koͤnne. Sie weitlaͤuftig hier anzufuͤhren, iſt
gegen den Zweck dieſer Schrift; uͤberdies hat faſt je-
des Handbuch der Naturlehre welche aufzuweiſen.


§. 30.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0063" n="53"/>
gen in &#x017F;elbigem; daher bekommen die Wellen&#x017F;to&#x0364;ße<lb/>
immer die Richtung des zu &#x017F;olcher Zeit herr&#x017F;chen-<lb/>
den Windes. Oft aber haben auch die Wind&#x017F;to&#x0364;ße<lb/>
mancherlei, ja den vorgenannten ganz entgegen-<lb/>
ge&#x017F;etzte, Richtungen. Daher ent&#x017F;tehen die Kie&#x017F;el-<lb/>
winde, wie man &#x017F;ie zu nennen pflegt. Sie a&#x0364;ußern<lb/>
aber ihre Gewalt nicht blos &#x017F;eitwa&#x0364;rts umher, &#x017F;on-<lb/>
dern auch auf- und niederwa&#x0364;rts, immer dahin wo<lb/>
&#x017F;ie den wenig&#x017F;ten Wider&#x017F;tand finden.</p><lb/>
            <p>Eben die&#x017F;en Winden, welche von oben nieder<lb/>
wirken, i&#x017F;t wol be&#x017F;onders die Gro&#x0364;ße der Wellen mit<lb/>
zuzu&#x017F;chreiben, indem &#x017F;ie gleich&#x017F;am wie Keile in das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er eindringen, und es &#x017F;eitwa&#x0364;rts und in die<lb/>
Ho&#x0364;he zwa&#x0364;ngen. I&#x017F;t die in die Ho&#x0364;he getriebene<lb/>
Menge Wa&#x017F;&#x017F;ers groß, und al&#x017F;o auch &#x017F;chwer, i&#x017F;t<lb/>
ferner die Kraft, mit welcher der Wind &#x017F;eitwa&#x0364;rts<lb/>
treibt, auch &#x017F;ehr an&#x017F;ehnlich, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Wellen<lb/>
nothwendig &#x017F;ehr heftig an das ihnen Wider&#x017F;tehende<lb/>
an&#x017F;chlagen. Die Sta&#x0364;rke des Windes, und &#x017F;eine<lb/>
Ge&#x017F;chwindigkeit zu me&#x017F;&#x017F;en, hat man <hi rendition="#g">Anemome-<lb/>
ter</hi> erfunden, von denen jedoch auch noch bezwei-<lb/>
felt wird, ob &#x017F;ie den geho&#x0364;rigen Grad von Genauig-<lb/>
keit haben, &#x017F;o daß man bei prakti&#x017F;chen Arbeiten,<lb/>
nach ihren Angaben &#x017F;icher und mit Nutzen verfah-<lb/>
ren ko&#x0364;nne. Sie weitla&#x0364;uftig hier anzufu&#x0364;hren, i&#x017F;t<lb/>
gegen den Zweck die&#x017F;er Schrift; u&#x0364;berdies hat fa&#x017F;t je-<lb/>
des Handbuch der Naturlehre welche aufzuwei&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 30.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0063] gen in ſelbigem; daher bekommen die Wellenſtoͤße immer die Richtung des zu ſolcher Zeit herrſchen- den Windes. Oft aber haben auch die Windſtoͤße mancherlei, ja den vorgenannten ganz entgegen- geſetzte, Richtungen. Daher entſtehen die Kieſel- winde, wie man ſie zu nennen pflegt. Sie aͤußern aber ihre Gewalt nicht blos ſeitwaͤrts umher, ſon- dern auch auf- und niederwaͤrts, immer dahin wo ſie den wenigſten Widerſtand finden. Eben dieſen Winden, welche von oben nieder wirken, iſt wol beſonders die Groͤße der Wellen mit zuzuſchreiben, indem ſie gleichſam wie Keile in das Waſſer eindringen, und es ſeitwaͤrts und in die Hoͤhe zwaͤngen. Iſt die in die Hoͤhe getriebene Menge Waſſers groß, und alſo auch ſchwer, iſt ferner die Kraft, mit welcher der Wind ſeitwaͤrts treibt, auch ſehr anſehnlich, ſo muͤſſen die Wellen nothwendig ſehr heftig an das ihnen Widerſtehende anſchlagen. Die Staͤrke des Windes, und ſeine Geſchwindigkeit zu meſſen, hat man Anemome- ter erfunden, von denen jedoch auch noch bezwei- felt wird, ob ſie den gehoͤrigen Grad von Genauig- keit haben, ſo daß man bei praktiſchen Arbeiten, nach ihren Angaben ſicher und mit Nutzen verfah- ren koͤnne. Sie weitlaͤuftig hier anzufuͤhren, iſt gegen den Zweck dieſer Schrift; uͤberdies hat faſt je- des Handbuch der Naturlehre welche aufzuweiſen. §. 30.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798/63
Zitationshilfe: Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798/63>, abgerufen am 29.04.2024.