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Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.

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Erste Handelung.
grosse Königinn sich nicht schämet Jhre so
vollenkommene eigene Spraache zu einer
Schlavinnen aller anderen/ sonderlich aber
der Französischen zu machen/ Gott gebe nur/
daß dieses nicht ein Vorbild sei der künfftigen
Dienstbarkeit/ in welche dein mächtiges Kö-
nigreich durch die gahr zu grosse Verehrung
fremder und außländischer Völker dörffte
gerahten!
Teutschland. Siehe da/ ein neüer Prophet!
O grosser Fantast! O grand fol! Du ma-
chest dir ja wahrlich all zu vergebliche Sorge!
weissest du nicht/ daß meine Macht so groß ist/
daß kein Volk unter der Sonnen auch nur in
seine Gedanken darff nehmen/ sich mir zu wie-
dersetzen/ ja die gantze vereinigte Welt würde
sich fürchten/ Teutschland anzugreiffen. Was
du aber von der Perfection der Teutschen
Spraache daher parlirest/ darüber muß Jch
wahrlich von Hertzen lachen: Jch wolte par
ma foy,
lieber alles Teutsche vergessen/ als
nicht auch etwas Französisches/ Jtaliänisches
und Spanisches dabei schwätzen können/ es
stehet ja nichtes nobler noch amiabler, als
wenn man zu zeiten in seinen Discoursen al-
lerhand fremde Wöhrter mit untermischet/
sol-
C iij
Erſte Handelung.
groſſe Koͤniginn ſich nicht ſchaͤmet Jhre ſo
vollenkommene eigene Spraache zu einer
Schlavinnen aller anderen/ ſonderlich aber
der Franzoͤſiſchen zu machen/ Gott gebe nur/
daß dieſes nicht ein Vorbild ſei der kuͤnfftigen
Dienſtbarkeit/ in welche dein maͤchtiges Koͤ-
nigreich durch die gahr zu groſſe Verehrung
fremder und außlaͤndiſcher Voͤlker doͤrffte
gerahten!
Teutſchland. Siehe da/ ein neuͤer Prophet!
O groſſer Fantaſt! O grand fol! Du ma-
cheſt dir ja wahrlich all zu vergebliche Sorge!
weiſſeſt du nicht/ daß meine Macht ſo groß iſt/
daß kein Volk unter der Sonnen auch nur in
ſeine Gedanken darff nehmen/ ſich mir zu wie-
derſetzen/ ja die gantze vereinigte Welt wuͤrde
ſich fuͤrchten/ Teutſchland anzugreiffen. Was
du aber von der Perfection der Teutſchen
Spraache daher parlireſt/ daruͤber muß Jch
wahrlich von Hertzen lachen: Jch wolte par
ma foy,
lieber alles Teutſche vergeſſen/ als
nicht auch etwas Franzoͤſiſches/ Jtaliaͤniſches
und Spaniſches dabei ſchwaͤtzen koͤnnen/ es
ſtehet ja nichtes nobler noch amiabler, als
wenn man zu zeiten in ſeinen Diſcourſen al-
lerhand fremde Woͤhrter mit untermiſchet/
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[35/0103] Erſte Handelung. groſſe Koͤniginn ſich nicht ſchaͤmet Jhre ſo vollenkommene eigene Spraache zu einer Schlavinnen aller anderen/ ſonderlich aber der Franzoͤſiſchen zu machen/ Gott gebe nur/ daß dieſes nicht ein Vorbild ſei der kuͤnfftigen Dienſtbarkeit/ in welche dein maͤchtiges Koͤ- nigreich durch die gahr zu groſſe Verehrung fremder und außlaͤndiſcher Voͤlker doͤrffte gerahten! Teutſchland. Siehe da/ ein neuͤer Prophet! O groſſer Fantaſt! O grand fol! Du ma- cheſt dir ja wahrlich all zu vergebliche Sorge! weiſſeſt du nicht/ daß meine Macht ſo groß iſt/ daß kein Volk unter der Sonnen auch nur in ſeine Gedanken darff nehmen/ ſich mir zu wie- derſetzen/ ja die gantze vereinigte Welt wuͤrde ſich fuͤrchten/ Teutſchland anzugreiffen. Was du aber von der Perfection der Teutſchen Spraache daher parlireſt/ daruͤber muß Jch wahrlich von Hertzen lachen: Jch wolte par ma foy, lieber alles Teutſche vergeſſen/ als nicht auch etwas Franzoͤſiſches/ Jtaliaͤniſches und Spaniſches dabei ſchwaͤtzen koͤnnen/ es ſtehet ja nichtes nobler noch amiabler, als wenn man zu zeiten in ſeinen Diſcourſen al- lerhand fremde Woͤhrter mit untermiſchet/ ſol- C iij

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Zitationshilfe: Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/103>, abgerufen am 14.05.2024.