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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, Wien, 1912.

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Achsbelastung (wight per axle; charge de l'essieu; carico della sala) oder Achsdruck ist der durch irgend eine Gewichteinheit (Kilogramm, Tonne oder engl. Pfund) gegebene Druck, den ein unter einem Eisenbahnfahrzeuge eingebundenes Räderpaar im Stillstande auf die Schienen ausübt.

An Stelle des Ausdruckes A. (Achsdruck) wird auch das Wort Radbelastung oder Raddruck angewendet, was dem Zahlenwerte nach die Hälfte der A. oder des Achsdruckes angibt.

Mit Rücksicht auf die Sicherheit darf die A. nur jene Höhe erreichen, die mit der Widerstandsfähigkeit von Oberbau und Brücken in Einklang ist.

Zur informativen Beurteilung des für einen gegebenen Oberbau zulässigen höchsten Raddruckes (halber Achsdruck) genügt die empirische Formel: Raddruck in Tonnen gleich Schienengewicht in Kilogramm pro laufenden Meter, geteilt durch 5.

Da nach der Entwicklung des Eisenbahnwesens nicht auf allen Teilstrecken der großen Verwaltungen gleich starker Oberbau liegt, sind die von den Verwaltungen für ihr Netz herausgegebenen Tabellen über die auf den einzelnen Linien zulässigen größten Achsdrücke ein wichtiger Dienstbehelf für den Verkehr. Die diesbezüglichen Daten für alle dem Vereine deutscher Eisenbahnverwaltungen beigetretenen Bahnen sind enthalten im "Verzeichnis der auf den Vereinsbahnstrecken zulässigen größten festen Radstände und Raddrücke für Eisenbahnfahrzeuge". Für die im internationalen Eisenbahnverkehr zugelassenen Wagen (technische Einheit im Eisenbahnwesen, Bern) gilt das Buch "Maximalradstand, Maximalraddruck und Lademaß der im internationalen Eisenbahnverkehr zugelassenen Wagen".

Weitere Angaben über die Höhe des größten Raddruckes für die zum Übergange auf die Bahnen des VDEV. geeigneten Fahrzeuge enthalten die §§ 64 und 6 der "Technischen Vereinbarungen über den Bau und die Betriebseinrichtungen der Haupt- und Nebenbahnen".

Wesentlich höhere Achsdrücke als in Österreich, 141/2 t, und auf einigen reichsdeutschen Bahnen, 16 bis 18 t, sind für Lokomotiven zulässig in Frankreich und Belgien 18 bis 19 t, in England 18 bis 20 t und in Amerika 20 bis 27 t.

Eine nicht unwesentliche Erhöhung erfährt bei Lokomotiven der ruhende Raddruck durch die Fliehkraft, die aus jenem Teil des Gegengewichtes resultiert, das zum teilweisen Ausgleich der hin- und hergehenden Massen vorgesehen wurde. Die Größe dieser Fliehkraft ist nach § 102 der "Technischen Vereinbarungen" mit 15% des ruhenden Raddruckes begrenzt.

Noch größere Werte als die periodisch, bei jeder Radumdrehung, auftretende Vermehrung und Verminderung des Raddruckes durch die Fliehkraft erreicht die Vermehrung oder Verminderung des Raddruckes, die bedingt ist durch die Schienenstöße und die unvermeidlichen lokalen Gleisunebenheiten. Diese Überlastungen und Entlastungen können 30-35% des ruhenden Raddruckes erreichen.

Gölsdorf.


Achsbrüche (breaking of axle-trees; ruptures des essieux; rotture delle sale) an im Betrieb befindlichen Eisenbahnfahrzeugen können die schwersten Unfälle verursachen. In der Statistik des VDEV. wird eine vollständige Materialtrennung als Achsbruch, eine unvollständige Trennung als Achsanbruch bezeichnet.

A. sind meist die Folge längere Zeit bestehender vorgeschrittener Anbrüche, die unter der Einwirkung ungünstiger Umstände zum vollständigen Bruch führen. - Ohne vorherige Anbrüche kommen A. bei schlechtem Oberbau, schlechter Kurvenleitung, namentlich bei sehr hartem, bei phosphorreichem, überhitztem oder verbranntem Material vor.

Stummelbrüche auch infolge von Heißlaufen.

(Für Achsen soll ein Material mit einem Phosphorgehalt von über 0·04% nicht verwendet werden.) Zu große Belastungen oder zu geringe Abmessungen sind selten unmittelbare Veranlassung zu A.

Die Bahnverwaltungen sind daher bemüht, durch besonders gutes, widerstandsfähiges und fehlerfreies Material der Achsen, hinreichende Stärke, richtig gewählte Formen möglichst glatte Laufflächen der Achsstummel, sorgfältige und häufige Untersuchungen der Achsen sowie durch Beachtung von allem, was zur Verhütung oder Auffindung von Achsanbrüchen (s. d.) führt, A. zu verhindern.

Es zeigt sich in den letzten Jahren eine stete Abnahme der Brüche im Vergleich zu der im Betrieb vorhandenen Anzahl Achsen.

Immerhin sind die meisten Brüche noch bei Lokomotiv- und Tenderachsen zu verzeichnen.

Nach den Angaben der vom deutschen Reichs-Eisenbahnamt veröffentlichten "Statistik der im Betrieb befindlichen Eisenbahnen Deutschlands" kamen im Rechnungsjahre 1909 bei Lokomotiven und Tendern 71 A. (d. s. 0·10 auf je 1 Million Nutzkilometer) und bei Wagen aller Art 34 A. (d. s. 0·01 auf je 10 Millionen Achskilometer) vor.

Bezüglich der Bruchstellen ist zu bemerken, daß diese in dem Achsschenkel, in der Nabe

Achsbelastung (wight per axle; charge de l'essieu; carico della sala) oder Achsdruck ist der durch irgend eine Gewichteinheit (Kilogramm, Tonne oder engl. Pfund) gegebene Druck, den ein unter einem Eisenbahnfahrzeuge eingebundenes Räderpaar im Stillstande auf die Schienen ausübt.

An Stelle des Ausdruckes A. (Achsdruck) wird auch das Wort Radbelastung oder Raddruck angewendet, was dem Zahlenwerte nach die Hälfte der A. oder des Achsdruckes angibt.

Mit Rücksicht auf die Sicherheit darf die A. nur jene Höhe erreichen, die mit der Widerstandsfähigkeit von Oberbau und Brücken in Einklang ist.

Zur informativen Beurteilung des für einen gegebenen Oberbau zulässigen höchsten Raddruckes (halber Achsdruck) genügt die empirische Formel: Raddruck in Tonnen gleich Schienengewicht in Kilogramm pro laufenden Meter, geteilt durch 5.

Da nach der Entwicklung des Eisenbahnwesens nicht auf allen Teilstrecken der großen Verwaltungen gleich starker Oberbau liegt, sind die von den Verwaltungen für ihr Netz herausgegebenen Tabellen über die auf den einzelnen Linien zulässigen größten Achsdrücke ein wichtiger Dienstbehelf für den Verkehr. Die diesbezüglichen Daten für alle dem Vereine deutscher Eisenbahnverwaltungen beigetretenen Bahnen sind enthalten im „Verzeichnis der auf den Vereinsbahnstrecken zulässigen größten festen Radstände und Raddrücke für Eisenbahnfahrzeuge“. Für die im internationalen Eisenbahnverkehr zugelassenen Wagen (technische Einheit im Eisenbahnwesen, Bern) gilt das Buch „Maximalradstand, Maximalraddruck und Lademaß der im internationalen Eisenbahnverkehr zugelassenen Wagen“.

Weitere Angaben über die Höhe des größten Raddruckes für die zum Übergange auf die Bahnen des VDEV. geeigneten Fahrzeuge enthalten die §§ 64 und 6 der „Technischen Vereinbarungen über den Bau und die Betriebseinrichtungen der Haupt- und Nebenbahnen“.

Wesentlich höhere Achsdrücke als in Österreich, 141/2 t, und auf einigen reichsdeutschen Bahnen, 16 bis 18 t, sind für Lokomotiven zulässig in Frankreich und Belgien 18 bis 19 t, in England 18 bis 20 t und in Amerika 20 bis 27 t.

Eine nicht unwesentliche Erhöhung erfährt bei Lokomotiven der ruhende Raddruck durch die Fliehkraft, die aus jenem Teil des Gegengewichtes resultiert, das zum teilweisen Ausgleich der hin- und hergehenden Massen vorgesehen wurde. Die Größe dieser Fliehkraft ist nach § 102 der „Technischen Vereinbarungen“ mit 15% des ruhenden Raddruckes begrenzt.

Noch größere Werte als die periodisch, bei jeder Radumdrehung, auftretende Vermehrung und Verminderung des Raddruckes durch die Fliehkraft erreicht die Vermehrung oder Verminderung des Raddruckes, die bedingt ist durch die Schienenstöße und die unvermeidlichen lokalen Gleisunebenheiten. Diese Überlastungen und Entlastungen können 30–35% des ruhenden Raddruckes erreichen.

Gölsdorf.


Achsbrüche (breaking of axle-trees; ruptures des essieux; rotture delle sale) an im Betrieb befindlichen Eisenbahnfahrzeugen können die schwersten Unfälle verursachen. In der Statistik des VDEV. wird eine vollständige Materialtrennung als Achsbruch, eine unvollständige Trennung als Achsanbruch bezeichnet.

A. sind meist die Folge längere Zeit bestehender vorgeschrittener Anbrüche, die unter der Einwirkung ungünstiger Umstände zum vollständigen Bruch führen. – Ohne vorherige Anbrüche kommen A. bei schlechtem Oberbau, schlechter Kurvenleitung, namentlich bei sehr hartem, bei phosphorreichem, überhitztem oder verbranntem Material vor.

Stummelbrüche auch infolge von Heißlaufen.

(Für Achsen soll ein Material mit einem Phosphorgehalt von über 0·04% nicht verwendet werden.) Zu große Belastungen oder zu geringe Abmessungen sind selten unmittelbare Veranlassung zu A.

Die Bahnverwaltungen sind daher bemüht, durch besonders gutes, widerstandsfähiges und fehlerfreies Material der Achsen, hinreichende Stärke, richtig gewählte Formen möglichst glatte Laufflächen der Achsstummel, sorgfältige und häufige Untersuchungen der Achsen sowie durch Beachtung von allem, was zur Verhütung oder Auffindung von Achsanbrüchen (s. d.) führt, A. zu verhindern.

Es zeigt sich in den letzten Jahren eine stete Abnahme der Brüche im Vergleich zu der im Betrieb vorhandenen Anzahl Achsen.

Immerhin sind die meisten Brüche noch bei Lokomotiv- und Tenderachsen zu verzeichnen.

Nach den Angaben der vom deutschen Reichs-Eisenbahnamt veröffentlichten „Statistik der im Betrieb befindlichen Eisenbahnen Deutschlands“ kamen im Rechnungsjahre 1909 bei Lokomotiven und Tendern 71 A. (d. s. 0·10 auf je 1 Million Nutzkilometer) und bei Wagen aller Art 34 A. (d. s. 0·01 auf je 10 Millionen Achskilometer) vor.

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[83/0091] Achsbelastung (wight per axle; charge de l'essieu; carico della sala) oder Achsdruck ist der durch irgend eine Gewichteinheit (Kilogramm, Tonne oder engl. Pfund) gegebene Druck, den ein unter einem Eisenbahnfahrzeuge eingebundenes Räderpaar im Stillstande auf die Schienen ausübt. An Stelle des Ausdruckes A. (Achsdruck) wird auch das Wort Radbelastung oder Raddruck angewendet, was dem Zahlenwerte nach die Hälfte der A. oder des Achsdruckes angibt. Mit Rücksicht auf die Sicherheit darf die A. nur jene Höhe erreichen, die mit der Widerstandsfähigkeit von Oberbau und Brücken in Einklang ist. Zur informativen Beurteilung des für einen gegebenen Oberbau zulässigen höchsten Raddruckes (halber Achsdruck) genügt die empirische Formel: Raddruck in Tonnen gleich Schienengewicht in Kilogramm pro laufenden Meter, geteilt durch 5. Da nach der Entwicklung des Eisenbahnwesens nicht auf allen Teilstrecken der großen Verwaltungen gleich starker Oberbau liegt, sind die von den Verwaltungen für ihr Netz herausgegebenen Tabellen über die auf den einzelnen Linien zulässigen größten Achsdrücke ein wichtiger Dienstbehelf für den Verkehr. Die diesbezüglichen Daten für alle dem Vereine deutscher Eisenbahnverwaltungen beigetretenen Bahnen sind enthalten im „Verzeichnis der auf den Vereinsbahnstrecken zulässigen größten festen Radstände und Raddrücke für Eisenbahnfahrzeuge“. Für die im internationalen Eisenbahnverkehr zugelassenen Wagen (technische Einheit im Eisenbahnwesen, Bern) gilt das Buch „Maximalradstand, Maximalraddruck und Lademaß der im internationalen Eisenbahnverkehr zugelassenen Wagen“. Weitere Angaben über die Höhe des größten Raddruckes für die zum Übergange auf die Bahnen des VDEV. geeigneten Fahrzeuge enthalten die §§ 64 und 6 der „Technischen Vereinbarungen über den Bau und die Betriebseinrichtungen der Haupt- und Nebenbahnen“. Wesentlich höhere Achsdrücke als in Österreich, 141/2 t, und auf einigen reichsdeutschen Bahnen, 16 bis 18 t, sind für Lokomotiven zulässig in Frankreich und Belgien 18 bis 19 t, in England 18 bis 20 t und in Amerika 20 bis 27 t. Eine nicht unwesentliche Erhöhung erfährt bei Lokomotiven der ruhende Raddruck durch die Fliehkraft, die aus jenem Teil des Gegengewichtes resultiert, das zum teilweisen Ausgleich der hin- und hergehenden Massen vorgesehen wurde. Die Größe dieser Fliehkraft ist nach § 102 der „Technischen Vereinbarungen“ mit 15% des ruhenden Raddruckes begrenzt. Noch größere Werte als die periodisch, bei jeder Radumdrehung, auftretende Vermehrung und Verminderung des Raddruckes durch die Fliehkraft erreicht die Vermehrung oder Verminderung des Raddruckes, die bedingt ist durch die Schienenstöße und die unvermeidlichen lokalen Gleisunebenheiten. Diese Überlastungen und Entlastungen können 30–35% des ruhenden Raddruckes erreichen. Gölsdorf. Achsbrüche (breaking of axle-trees; ruptures des essieux; rotture delle sale) an im Betrieb befindlichen Eisenbahnfahrzeugen können die schwersten Unfälle verursachen. In der Statistik des VDEV. wird eine vollständige Materialtrennung als Achsbruch, eine unvollständige Trennung als Achsanbruch bezeichnet. A. sind meist die Folge längere Zeit bestehender vorgeschrittener Anbrüche, die unter der Einwirkung ungünstiger Umstände zum vollständigen Bruch führen. – Ohne vorherige Anbrüche kommen A. bei schlechtem Oberbau, schlechter Kurvenleitung, namentlich bei sehr hartem, bei phosphorreichem, überhitztem oder verbranntem Material vor. Stummelbrüche auch infolge von Heißlaufen. (Für Achsen soll ein Material mit einem Phosphorgehalt von über 0·04% nicht verwendet werden.) Zu große Belastungen oder zu geringe Abmessungen sind selten unmittelbare Veranlassung zu A. Die Bahnverwaltungen sind daher bemüht, durch besonders gutes, widerstandsfähiges und fehlerfreies Material der Achsen, hinreichende Stärke, richtig gewählte Formen möglichst glatte Laufflächen der Achsstummel, sorgfältige und häufige Untersuchungen der Achsen sowie durch Beachtung von allem, was zur Verhütung oder Auffindung von Achsanbrüchen (s. d.) führt, A. zu verhindern. Es zeigt sich in den letzten Jahren eine stete Abnahme der Brüche im Vergleich zu der im Betrieb vorhandenen Anzahl Achsen. Immerhin sind die meisten Brüche noch bei Lokomotiv- und Tenderachsen zu verzeichnen. Nach den Angaben der vom deutschen Reichs-Eisenbahnamt veröffentlichten „Statistik der im Betrieb befindlichen Eisenbahnen Deutschlands“ kamen im Rechnungsjahre 1909 bei Lokomotiven und Tendern 71 A. (d. s. 0·10 auf je 1 Million Nutzkilometer) und bei Wagen aller Art 34 A. (d. s. 0·01 auf je 10 Millionen Achskilometer) vor. Bezüglich der Bruchstellen ist zu bemerken, daß diese in dem Achsschenkel, in der Nabe

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Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, Wien, 1912, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen01_1912/91>, abgerufen am 31.05.2024.