Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, Wien, 1912.![]() Abb. 4. Bekohlungsanlage mit Drehkran. Das Bekohlen durch Umstürzen der Körbe mit Hand erfordert verhältnismäßig viel Zeit (etwa 4 Min. f. d. t) und führt dann, wenn mehrere Lokomotiven gleichzeitig zur Bekohlung eintreffen und die gefüllt bereitgestellten Körbe bereits aufgebraucht sind, zu Verzögerungen. Um sowohl das Bekohlen etwas zu beschleunigen als auch die Anzahl der Kohlenarbeiter möglichst gering zu halten, werden zum Heben der Körbe vom Boden auf Tenderhöhe verschiedene von Hand aus oder mechanisch betätigte Vorrichtungen verwendet, so z. B. auf den österreichischen Staatsbahnen ein Wippbaum und die in Abb. 2 dargestellte Einrichtung. An Stelle der Kohlenkörbe werden auch einrädrige Schubkarren zur Beförderung der Kohle vom Lagerplatz zur Verladestelle verwendet. Die Hebung der auf diese Weise zugeführten Kohle erfolgt durch Hochführen auf schiefen Ebenen, Hochschaufeln u. s. w. Auf den ungarischen Linien der Südbahn sind hierzu die in Abb. 3 dargestellten Förderräder System "Schilhan" mit gutem Erfolg in Verwendung. Diese Anlage besteht aus einem Rad von 5·5 m Durchmesser, das einen muldenförmig ausgebildeten und durch Schaufeln (2) in Zellen (3) geteilten Radkranz (1) besitzt. Die unten durch einen selbsttätigen Schüttapparat (a-g) in den Radkranz eingebrachte Kohle wird durch Drehung des Rades bis zu der am oberen Ende des Radgestelles (6, 7) drehbar befestigten Schüttrinne (10) gehoben und über diese auf die Lokomotiven befördert. Während der Hubbewegung wird die Kohle durch einen die gefüllten Zellen abschließenden Deckel (9) am Herausfallen gehindert. Zum Antrieb des Rades dient ein am Radgestell angeordneter Elektromotor (8). Die auf Rollen gelagerte Bekohlungsvorrichtung ist fahrbar und kann nach Einhebung auf die normalspurigen Gleise bedarfsweise den Aufstellungsplatz ändern. Die Leistungsfähigkeit der Einrichtung beträgt etwa 725 kg Kohle i. d. Min. bei einem Stromverbrauch von 0·75 Hektowatt für die geförderte Tonne Kohle. Derartige B. sind u. a. in Budapest, Szombathely und Nagykanizsa in Verwendung. Um größere Mengen Kohle in kürzerer Zeit ausgeben zu können, sind vielfach (vgl. Abb. 4) kleine vierrädrige, auf Schmalspurgleisen laufende Kohlenwagen (Hunde) mit 500 bis 1000 kg Fassungsraum in Gebrauch. Die Kohlenwagen werden auf dem ![]() Abb. 4. Bekohlungsanlage mit Drehkran. Das Bekohlen durch Umstürzen der Körbe mit Hand erfordert verhältnismäßig viel Zeit (etwa 4 Min. f. d. t) und führt dann, wenn mehrere Lokomotiven gleichzeitig zur Bekohlung eintreffen und die gefüllt bereitgestellten Körbe bereits aufgebraucht sind, zu Verzögerungen. Um sowohl das Bekohlen etwas zu beschleunigen als auch die Anzahl der Kohlenarbeiter möglichst gering zu halten, werden zum Heben der Körbe vom Boden auf Tenderhöhe verschiedene von Hand aus oder mechanisch betätigte Vorrichtungen verwendet, so z. B. auf den österreichischen Staatsbahnen ein Wippbaum und die in Abb. 2 dargestellte Einrichtung. An Stelle der Kohlenkörbe werden auch einrädrige Schubkarren zur Beförderung der Kohle vom Lagerplatz zur Verladestelle verwendet. Die Hebung der auf diese Weise zugeführten Kohle erfolgt durch Hochführen auf schiefen Ebenen, Hochschaufeln u. s. w. Auf den ungarischen Linien der Südbahn sind hierzu die in Abb. 3 dargestellten Förderräder System „Schilhan“ mit gutem Erfolg in Verwendung. Diese Anlage besteht aus einem Rad von 5·5 m Durchmesser, das einen muldenförmig ausgebildeten und durch Schaufeln (2) in Zellen (3) geteilten Radkranz (1) besitzt. Die unten durch einen selbsttätigen Schüttapparat (a–g) in den Radkranz eingebrachte Kohle wird durch Drehung des Rades bis zu der am oberen Ende des Radgestelles (6, 7) drehbar befestigten Schüttrinne (10) gehoben und über diese auf die Lokomotiven befördert. Während der Hubbewegung wird die Kohle durch einen die gefüllten Zellen abschließenden Deckel (9) am Herausfallen gehindert. Zum Antrieb des Rades dient ein am Radgestell angeordneter Elektromotor (8). Die auf Rollen gelagerte Bekohlungsvorrichtung ist fahrbar und kann nach Einhebung auf die normalspurigen Gleise bedarfsweise den Aufstellungsplatz ändern. Die Leistungsfähigkeit der Einrichtung beträgt etwa 725 kg Kohle i. d. Min. bei einem Stromverbrauch von 0·75 Hektowatt für die geförderte Tonne Kohle. Derartige B. sind u. a. in Budapest, Szombathely und Nagykanizsa in Verwendung. Um größere Mengen Kohle in kürzerer Zeit ausgeben zu können, sind vielfach (vgl. Abb. 4) kleine vierrädrige, auf Schmalspurgleisen laufende Kohlenwagen (Hunde) mit 500 bis 1000 kg Fassungsraum in Gebrauch. Die Kohlenwagen werden auf dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0129" n="120"/><lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen02_1912/figures/roell_eisenbahnwesen02_1912_figure-0031.jpg" rendition="#c"><head>Abb. 4. Bekohlungsanlage mit Drehkran.</head><lb/></figure><lb/> werden mit Rücksicht auf die geringen Anlagekosten vielfach nur <hi rendition="#g">Kohlenkörbe</hi> verwendet. 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[Abbildung Abb. 4. Bekohlungsanlage mit Drehkran.
]
werden mit Rücksicht auf die geringen Anlagekosten vielfach nur Kohlenkörbe verwendet. Die ungefähr 50 kg Kohle fassenden Körbe werden auf den Kohlenlagerplätzen oder unmittelbar aus den Zufuhrwagen von Hand aus gefüllt und auf 2·0–2·5 m hohen Kohlenverladebühnen, die meist transportabel sind und bei den jeweiligen Ausgabestellen aufgestellt werden, zur Entleerung bereitgestellt.
Das Bekohlen durch Umstürzen der Körbe mit Hand erfordert verhältnismäßig viel Zeit (etwa 4 Min. f. d. t) und führt dann, wenn mehrere Lokomotiven gleichzeitig zur Bekohlung eintreffen und die gefüllt bereitgestellten Körbe bereits aufgebraucht sind, zu Verzögerungen.
Um sowohl das Bekohlen etwas zu beschleunigen als auch die Anzahl der Kohlenarbeiter möglichst gering zu halten, werden zum Heben der Körbe vom Boden auf Tenderhöhe verschiedene von Hand aus oder mechanisch betätigte Vorrichtungen verwendet, so z. B. auf den österreichischen Staatsbahnen ein Wippbaum und die in Abb. 2 dargestellte Einrichtung. An Stelle der Kohlenkörbe werden auch einrädrige Schubkarren zur Beförderung der Kohle vom Lagerplatz zur Verladestelle verwendet. Die Hebung der auf diese Weise zugeführten Kohle erfolgt durch Hochführen auf schiefen Ebenen, Hochschaufeln u. s. w.
Auf den ungarischen Linien der Südbahn sind hierzu die in Abb. 3 dargestellten Förderräder System „Schilhan“ mit gutem Erfolg in Verwendung.
Diese Anlage besteht aus einem Rad von 5·5 m Durchmesser, das einen muldenförmig ausgebildeten und durch Schaufeln (2) in Zellen (3) geteilten Radkranz (1) besitzt. Die unten durch einen selbsttätigen Schüttapparat (a–g) in den Radkranz eingebrachte Kohle wird durch Drehung des Rades bis zu der am oberen Ende des Radgestelles (6, 7) drehbar befestigten Schüttrinne (10) gehoben und über diese auf die Lokomotiven befördert. Während der Hubbewegung wird die Kohle durch einen die gefüllten Zellen abschließenden Deckel (9) am Herausfallen gehindert. Zum Antrieb des Rades dient ein am Radgestell angeordneter Elektromotor (8). Die auf Rollen gelagerte Bekohlungsvorrichtung ist fahrbar und kann nach Einhebung auf die normalspurigen Gleise bedarfsweise den Aufstellungsplatz ändern. Die Leistungsfähigkeit der Einrichtung beträgt etwa 725 kg Kohle i. d. Min. bei einem Stromverbrauch von 0·75 Hektowatt für die geförderte Tonne Kohle. Derartige B. sind u. a. in Budapest, Szombathely und Nagykanizsa in Verwendung.
Um größere Mengen Kohle in kürzerer Zeit ausgeben zu können, sind vielfach (vgl. Abb. 4) kleine vierrädrige, auf Schmalspurgleisen laufende Kohlenwagen (Hunde) mit 500 bis 1000 kg Fassungsraum in Gebrauch. Die Kohlenwagen werden auf dem
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Zitationshilfe: | Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, Wien, 1912, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen02_1912/129>, abgerufen am 13.06.2024. |