Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912.

Bild:
<< vorherige Seite

bedrohten Europäer. Außerdem ist die Bahn Abfuhrlinie für Tee, von dem hier jährlich etwa 4000 t gewonnen werden. Man erreicht Darjeeling von Calcutta aus auf der Eastern-Bengal-Staatsbahn, die zunächst breitspurig (s = 1·67 m) bis Damookdeah an den Ganges und dann - nach seiner Überschreitung mittels Fähre - von dem am anderen Ufer gelegenen Sara Ghat mit 1 m Spur bis Siliguri führt.

Die D.-Bahn ist in den Jahren von 1879 bis 1881 als Privatbahn mit einem Kostenaufwand von 1,750.000 Rupien (= 2,300.000 M.) erbaut; infolge von baulichen Verbesserungen ist das Kapital auf 3,196.000 Rupien (= 4,200.000 M.) angewachsen, so daß die Baukosten von 1 km Bahnlinie etwa 51.000 M. betragen. Die Bahn, deren Lageplan in Abb. 233 dargestellt ist, folgt im allgemeinen der Bergstraße. Ihr Scheitelpunkt (s. Abb. 234), bis zu dem eine Höhe von 2130 m überwunden wird, liegt bei Station Ghoom etwa in km 76·2 auf 2250 m ü. d. Meere. Der Bahnlänge von 82 km steht eine Luftlinie von nur rund 37 km gegenüber. In den Luftlinien zwischen den einzelnen Stationen sind, wie Abb. 234 erkennen läßt, durchschnittliche Steigungen bis zu 160%0 vorhanden, die durch umfangreiche Längenentwicklungen mit mehreren Schleifen (s. Abb. 235) und Spitzkehren ermäßigt sind. Die Spitzkehren sind stets als doppelte angelegt, so daß die Lokomotiven, nachdem sie den Zug über den zwischen den beiden Kehren liegenden Teil heraufgedrückt haben, immer wieder an die


Abb. 234. Längenschnitt der Luftlinien zwischen den einzelnen Stationen der Darjeeling-Himalaya-Eisenbahn.

Abb. 235. Schleife der Darjeeling-Himalaya-Eisenbahn zwischen den Stationen Tindaria und Gybaree.
Spitze des Zuges gelangen. Infolge der großen Längenentwicklungen liegen 67% der ganzen Bahnlinie in Halbmessern von 61 m. Die früher vorhandenen kleinsten Halbmesser von 15 m sind inzwischen auf 18 m erhöht worden. Die zwischen Gegenkrümmungen vorhandenen Zwischengeraden sind nur wenig über 2 m lang. Die bei der ersten Anlage vorhandenen stärksten Steigungen von 52·6% (= 1 : 19) sind nachträglich ermäßigt worden und betragen ohne Rücksicht auf die Bogen in längeren Strecken 34·5%0 (= 1 : 29), auf kurze Längen 43·5%0 (= 1 : 23). Die ungünstige Linienführung der Bahn, die auch keine gleichmäßig durchgehende Steigung aufweist, war eine Folge ihrer Anschmiegung an die vorhandene Gebirgsstraße, die sich unter Ausnutzung der vielen kleinen Seitentäler in zahlreichen Kehren bergan

bedrohten Europäer. Außerdem ist die Bahn Abfuhrlinie für Tee, von dem hier jährlich etwa 4000 t gewonnen werden. Man erreicht Darjeeling von Calcutta aus auf der Eastern-Bengal-Staatsbahn, die zunächst breitspurig (s = 1·67 m) bis Damookdeah an den Ganges und dann – nach seiner Überschreitung mittels Fähre – von dem am anderen Ufer gelegenen Sara Ghat mit 1 m Spur bis Siliguri führt.

Die D.-Bahn ist in den Jahren von 1879 bis 1881 als Privatbahn mit einem Kostenaufwand von 1,750.000 Rupien (= 2,300.000 M.) erbaut; infolge von baulichen Verbesserungen ist das Kapital auf 3,196.000 Rupien (= 4,200.000 M.) angewachsen, so daß die Baukosten von 1 km Bahnlinie etwa 51.000 M. betragen. Die Bahn, deren Lageplan in Abb. 233 dargestellt ist, folgt im allgemeinen der Bergstraße. Ihr Scheitelpunkt (s. Abb. 234), bis zu dem eine Höhe von 2130 m überwunden wird, liegt bei Station Ghoom etwa in km 76·2 auf 2250 m ü. d. Meere. Der Bahnlänge von 82 km steht eine Luftlinie von nur rund 37 km gegenüber. In den Luftlinien zwischen den einzelnen Stationen sind, wie Abb. 234 erkennen läßt, durchschnittliche Steigungen bis zu 160 vorhanden, die durch umfangreiche Längenentwicklungen mit mehreren Schleifen (s. Abb. 235) und Spitzkehren ermäßigt sind. Die Spitzkehren sind stets als doppelte angelegt, so daß die Lokomotiven, nachdem sie den Zug über den zwischen den beiden Kehren liegenden Teil heraufgedrückt haben, immer wieder an die


Abb. 234. Längenschnitt der Luftlinien zwischen den einzelnen Stationen der Darjeeling-Himalaya-Eisenbahn.

Abb. 235. Schleife der Darjeeling-Himalaya-Eisenbahn zwischen den Stationen Tindaria und Gybaree.
Spitze des Zuges gelangen. Infolge der großen Längenentwicklungen liegen 67% der ganzen Bahnlinie in Halbmessern von ≦ 61 m. Die früher vorhandenen kleinsten Halbmesser von 15 m sind inzwischen auf 18 m erhöht worden. Die zwischen Gegenkrümmungen vorhandenen Zwischengeraden sind nur wenig über 2 m lang. Die bei der ersten Anlage vorhandenen stärksten Steigungen von 52·6% (= 1 : 19) sind nachträglich ermäßigt worden und betragen ohne Rücksicht auf die Bogen in längeren Strecken 34·5 (= 1 : 29), auf kurze Längen 43·5 (= 1 : 23). Die ungünstige Linienführung der Bahn, die auch keine gleichmäßig durchgehende Steigung aufweist, war eine Folge ihrer Anschmiegung an die vorhandene Gebirgsstraße, die sich unter Ausnutzung der vielen kleinen Seitentäler in zahlreichen Kehren bergan

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0275" n="261"/>
bedrohten Europäer. Außerdem ist die Bahn Abfuhrlinie für Tee, von dem hier jährlich etwa 4000 <hi rendition="#i">t</hi> gewonnen werden. Man erreicht Darjeeling von Calcutta aus auf der Eastern-Bengal-Staatsbahn, die zunächst breitspurig (<hi rendition="#i">s</hi> = 1·67 <hi rendition="#i">m</hi>) bis Damookdeah an den Ganges und dann &#x2013; nach seiner Überschreitung mittels Fähre &#x2013; von dem am anderen Ufer gelegenen Sara Ghat mit 1 <hi rendition="#i">m</hi> Spur bis Siliguri führt.</p><lb/>
          <p>Die D.-Bahn ist in den Jahren von 1879 bis 1881 als Privatbahn mit einem Kostenaufwand von 1,750.000 Rupien (= 2,300.000 M.) erbaut; infolge von baulichen Verbesserungen ist das Kapital auf 3,196.000 Rupien (= 4,200.000 M.) angewachsen, so daß die Baukosten von 1 <hi rendition="#i">km</hi> Bahnlinie etwa 51.000 M. betragen. Die Bahn, deren Lageplan in Abb. 233 dargestellt ist, folgt im allgemeinen der Bergstraße. Ihr Scheitelpunkt (s. Abb. 234), bis zu dem eine Höhe von 2130 <hi rendition="#i">m</hi> überwunden wird, liegt bei Station Ghoom etwa in <hi rendition="#i">km</hi> 76·2 auf 2250 <hi rendition="#i">m</hi> ü. d. Meere. Der Bahnlänge von 82 <hi rendition="#i">km</hi> steht eine Luftlinie von nur rund 37 <hi rendition="#i">km</hi> gegenüber. In den Luftlinien zwischen den einzelnen Stationen sind, wie Abb. 234 erkennen läßt, durchschnittliche Steigungen bis zu 160<hi rendition="#i">&#x2030;</hi> vorhanden, die durch umfangreiche Längenentwicklungen mit mehreren Schleifen (s. Abb. 235) und Spitzkehren ermäßigt sind. Die Spitzkehren sind stets als doppelte angelegt, so daß die Lokomotiven, nachdem sie den Zug über den zwischen den beiden Kehren liegenden Teil heraufgedrückt haben, immer wieder an die<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen03_1912/figures/roell_eisenbahnwesen03_1912_figure-0331.jpg" rendition="#c"><head>Abb. 234. Längenschnitt der Luftlinien zwischen den einzelnen Stationen der Darjeeling-Himalaya-Eisenbahn.</head><lb/></figure><lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/roell_eisenbahnwesen03_1912/figures/roell_eisenbahnwesen03_1912_figure-0332.jpg" rendition="#c"><head>Abb. 235. Schleife der Darjeeling-Himalaya-Eisenbahn zwischen den Stationen Tindaria und Gybaree.</head><lb/></figure><lb/>
Spitze des Zuges gelangen. Infolge der großen Längenentwicklungen liegen 67<hi rendition="#i">%</hi> der ganzen Bahnlinie in Halbmessern von &#x2266; 61 <hi rendition="#i">m.</hi> Die früher vorhandenen kleinsten Halbmesser von 15 <hi rendition="#i">m</hi> sind inzwischen auf 18 <hi rendition="#i">m</hi> erhöht worden. Die zwischen Gegenkrümmungen vorhandenen Zwischengeraden sind nur wenig über 2 <hi rendition="#i">m</hi> lang. Die bei der ersten Anlage vorhandenen stärksten Steigungen von 52·6<hi rendition="#i">%</hi> (= 1 : 19) sind nachträglich ermäßigt worden und betragen ohne Rücksicht auf die Bogen in längeren Strecken 34·5<hi rendition="#i">&#x2030;</hi> (= 1 : 29), auf kurze Längen 43·5<hi rendition="#i">&#x2030;</hi> (= 1 : 23). Die ungünstige Linienführung der Bahn, die auch keine gleichmäßig durchgehende Steigung aufweist, war eine Folge ihrer Anschmiegung an die vorhandene Gebirgsstraße, die sich unter Ausnutzung der vielen kleinen Seitentäler in zahlreichen Kehren bergan
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0275] bedrohten Europäer. Außerdem ist die Bahn Abfuhrlinie für Tee, von dem hier jährlich etwa 4000 t gewonnen werden. Man erreicht Darjeeling von Calcutta aus auf der Eastern-Bengal-Staatsbahn, die zunächst breitspurig (s = 1·67 m) bis Damookdeah an den Ganges und dann – nach seiner Überschreitung mittels Fähre – von dem am anderen Ufer gelegenen Sara Ghat mit 1 m Spur bis Siliguri führt. Die D.-Bahn ist in den Jahren von 1879 bis 1881 als Privatbahn mit einem Kostenaufwand von 1,750.000 Rupien (= 2,300.000 M.) erbaut; infolge von baulichen Verbesserungen ist das Kapital auf 3,196.000 Rupien (= 4,200.000 M.) angewachsen, so daß die Baukosten von 1 km Bahnlinie etwa 51.000 M. betragen. Die Bahn, deren Lageplan in Abb. 233 dargestellt ist, folgt im allgemeinen der Bergstraße. Ihr Scheitelpunkt (s. Abb. 234), bis zu dem eine Höhe von 2130 m überwunden wird, liegt bei Station Ghoom etwa in km 76·2 auf 2250 m ü. d. Meere. Der Bahnlänge von 82 km steht eine Luftlinie von nur rund 37 km gegenüber. In den Luftlinien zwischen den einzelnen Stationen sind, wie Abb. 234 erkennen läßt, durchschnittliche Steigungen bis zu 160‰ vorhanden, die durch umfangreiche Längenentwicklungen mit mehreren Schleifen (s. Abb. 235) und Spitzkehren ermäßigt sind. Die Spitzkehren sind stets als doppelte angelegt, so daß die Lokomotiven, nachdem sie den Zug über den zwischen den beiden Kehren liegenden Teil heraufgedrückt haben, immer wieder an die [Abbildung Abb. 234. Längenschnitt der Luftlinien zwischen den einzelnen Stationen der Darjeeling-Himalaya-Eisenbahn. ] [Abbildung Abb. 235. Schleife der Darjeeling-Himalaya-Eisenbahn zwischen den Stationen Tindaria und Gybaree. ] Spitze des Zuges gelangen. Infolge der großen Längenentwicklungen liegen 67% der ganzen Bahnlinie in Halbmessern von ≦ 61 m. Die früher vorhandenen kleinsten Halbmesser von 15 m sind inzwischen auf 18 m erhöht worden. Die zwischen Gegenkrümmungen vorhandenen Zwischengeraden sind nur wenig über 2 m lang. Die bei der ersten Anlage vorhandenen stärksten Steigungen von 52·6% (= 1 : 19) sind nachträglich ermäßigt worden und betragen ohne Rücksicht auf die Bogen in längeren Strecken 34·5‰ (= 1 : 29), auf kurze Längen 43·5‰ (= 1 : 23). Die ungünstige Linienführung der Bahn, die auch keine gleichmäßig durchgehende Steigung aufweist, war eine Folge ihrer Anschmiegung an die vorhandene Gebirgsstraße, die sich unter Ausnutzung der vielen kleinen Seitentäler in zahlreichen Kehren bergan

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T17:32:54Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T17:32:54Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Spaltenumbrüche sind nicht markiert. Wiederholungszeichen (") wurden aufgelöst. Komplexe Formeln und Tabellen sind als Grafiken wiedergegeben.

Die Abbildungen im Text stammen von zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912/275
Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 3. Berlin, Wien, 1912, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen03_1912/275>, abgerufen am 31.05.2024.