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Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 5. Berlin, Wien, 1914.

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glühender Kohlenteilchen aus der Lokomotive zu begegnen. Über ihre Anlage bestehen in einzelnen Ländern eingehende Vorschriften, so u. a. in Preußen (Erlaß vom 13. Februar 1905 und 3. Oktober 1905) s. Sicherheitsstreifen.


Feuersichere Lagerung von Flüssigkeiten. Infolge des stets zunehmenden Verbrauchs feuergefährlicher Flüssigkeiten als Krafterzeugungsmittel für die gewerblichen
Abb. 76.
Abb. 77.


Abb. 78.
und industriellen Betriebe, ferner für Verkehrsmittel ist eine gegen Verbrennung und Explosion gesicherte Unterbringung größerer Mengen derartiger Stoffe auch im Eisenbahnbetriebe von Bedeutung.

Eine Explosion oder ein Brand des Benzins kann entstehen, wenn zu Benzingasen Luft in solcher Menge zutritt, daß die Mischung Explosionsfähigkeit erhält.

Im Gegensatz zu Benzol, das einen einheitlichen, aus Steinkohlenteer gewonnenen Körper von bestimmten physikalischen und chemischen Eigenschaften darstellt, ist das dem Erdöl entstammende Benzin ein Gemenge verschiedener Flüssigkeiten, das bei einem spec. Gewicht von 0·69 bis 0·72 zwischen 60 und 90°C siedet, aber schon bei gewöhnlicher Temperatur, ja weit unter 0° entflammbare Dämpfe entweichen läßt. Wenn nun Benzindämpfe sich mit Luft derart mischen, daß die Luftmenge das 95 bis 97fache beträgt, so ist dieses Gemisch explosiv. Ein derartiges Gemisch kann nun auf verschiedene Weise zur Entzündung und Explosion kommen. Abgesehen von den Entzündungen durch Feuer oder Funken, spielen die Fälle von Selbstentzündung eine nicht unwesentliche Rolle. (Die großen Tankbrände und Explosionen in Brexen 1909 und Berlin-Rummelsburg 1910 sind auf derartige Selbstentzündungen zurückzuführen.) Neuere Untersuchungen haben ergeben, daß es sich dabei wahrscheinlich um Funkenbildung im Innern der Tanks, durch Reibungselektrizität entstanden, handelt.

Die Aufgabe bei Lagerung von Benzin und ähnlichen brennbaren Flüssigkeiten, wie Benzol, Spiritus, Äther, Schwefelkohlenstoff, Terpentinöl, Petroleum und Petroleum- sowie Steinkohlenteerdestillaten besteht darin, die Möglichkeit des Brandes auszuschließen, also den Zutritt von Luft, daher von Sauerstoff, zu diesen Flüssigkeiten zu verhindern. Wenn man in den Gefäßen, in denen Benzin aufbewahrt wird, und aus denen und in die man es füllt, der Luft den Sauerstoff nimmt, oder statt dieser Luft Gase verwendet, die keine Verbrennung unterhalten können, wie Stickstoff, Kohlensäure, Ammoniak, auch Kohlenoxyd, und ferner dafür sorgt, daß das nichtoxydierende Gas zwangsläufig in die Gefäße eingeführt wird, so ist eine Verbrennung der Benzindämpfe und damit des Benzins ausgeschlossen.

glühender Kohlenteilchen aus der Lokomotive zu begegnen. Über ihre Anlage bestehen in einzelnen Ländern eingehende Vorschriften, so u. a. in Preußen (Erlaß vom 13. Februar 1905 und 3. Oktober 1905) s. Sicherheitsstreifen.


Feuersichere Lagerung von Flüssigkeiten. Infolge des stets zunehmenden Verbrauchs feuergefährlicher Flüssigkeiten als Krafterzeugungsmittel für die gewerblichen
Abb. 76.
Abb. 77.


Abb. 78.
und industriellen Betriebe, ferner für Verkehrsmittel ist eine gegen Verbrennung und Explosion gesicherte Unterbringung größerer Mengen derartiger Stoffe auch im Eisenbahnbetriebe von Bedeutung.

Eine Explosion oder ein Brand des Benzins kann entstehen, wenn zu Benzingasen Luft in solcher Menge zutritt, daß die Mischung Explosionsfähigkeit erhält.

Im Gegensatz zu Benzol, das einen einheitlichen, aus Steinkohlenteer gewonnenen Körper von bestimmten physikalischen und chemischen Eigenschaften darstellt, ist das dem Erdöl entstammende Benzin ein Gemenge verschiedener Flüssigkeiten, das bei einem spec. Gewicht von 0·69 bis 0·72 zwischen 60 und 90°C siedet, aber schon bei gewöhnlicher Temperatur, ja weit unter 0° entflammbare Dämpfe entweichen läßt. Wenn nun Benzindämpfe sich mit Luft derart mischen, daß die Luftmenge das 95 bis 97fache beträgt, so ist dieses Gemisch explosiv. Ein derartiges Gemisch kann nun auf verschiedene Weise zur Entzündung und Explosion kommen. Abgesehen von den Entzündungen durch Feuer oder Funken, spielen die Fälle von Selbstentzündung eine nicht unwesentliche Rolle. (Die großen Tankbrände und Explosionen in Brexen 1909 und Berlin-Rummelsburg 1910 sind auf derartige Selbstentzündungen zurückzuführen.) Neuere Untersuchungen haben ergeben, daß es sich dabei wahrscheinlich um Funkenbildung im Innern der Tanks, durch Reibungselektrizität entstanden, handelt.

Die Aufgabe bei Lagerung von Benzin und ähnlichen brennbaren Flüssigkeiten, wie Benzol, Spiritus, Äther, Schwefelkohlenstoff, Terpentinöl, Petroleum und Petroleum- sowie Steinkohlenteerdestillaten besteht darin, die Möglichkeit des Brandes auszuschließen, also den Zutritt von Luft, daher von Sauerstoff, zu diesen Flüssigkeiten zu verhindern. Wenn man in den Gefäßen, in denen Benzin aufbewahrt wird, und aus denen und in die man es füllt, der Luft den Sauerstoff nimmt, oder statt dieser Luft Gase verwendet, die keine Verbrennung unterhalten können, wie Stickstoff, Kohlensäure, Ammoniak, auch Kohlenoxyd, und ferner dafür sorgt, daß das nichtoxydierende Gas zwangsläufig in die Gefäße eingeführt wird, so ist eine Verbrennung der Benzindämpfe und damit des Benzins ausgeschlossen.

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[74/0082] glühender Kohlenteilchen aus der Lokomotive zu begegnen. Über ihre Anlage bestehen in einzelnen Ländern eingehende Vorschriften, so u. a. in Preußen (Erlaß vom 13. Februar 1905 und 3. Oktober 1905) s. Sicherheitsstreifen. Feuersichere Lagerung von Flüssigkeiten. Infolge des stets zunehmenden Verbrauchs feuergefährlicher Flüssigkeiten als Krafterzeugungsmittel für die gewerblichen [Abbildung Abb. 76. ] [Abbildung Abb. 77. ] [Abbildung Abb. 78. ] und industriellen Betriebe, ferner für Verkehrsmittel ist eine gegen Verbrennung und Explosion gesicherte Unterbringung größerer Mengen derartiger Stoffe auch im Eisenbahnbetriebe von Bedeutung. Eine Explosion oder ein Brand des Benzins kann entstehen, wenn zu Benzingasen Luft in solcher Menge zutritt, daß die Mischung Explosionsfähigkeit erhält. Im Gegensatz zu Benzol, das einen einheitlichen, aus Steinkohlenteer gewonnenen Körper von bestimmten physikalischen und chemischen Eigenschaften darstellt, ist das dem Erdöl entstammende Benzin ein Gemenge verschiedener Flüssigkeiten, das bei einem spec. Gewicht von 0·69 bis 0·72 zwischen 60 und 90°C siedet, aber schon bei gewöhnlicher Temperatur, ja weit unter 0° entflammbare Dämpfe entweichen läßt. Wenn nun Benzindämpfe sich mit Luft derart mischen, daß die Luftmenge das 95 bis 97fache beträgt, so ist dieses Gemisch explosiv. Ein derartiges Gemisch kann nun auf verschiedene Weise zur Entzündung und Explosion kommen. Abgesehen von den Entzündungen durch Feuer oder Funken, spielen die Fälle von Selbstentzündung eine nicht unwesentliche Rolle. (Die großen Tankbrände und Explosionen in Brexen 1909 und Berlin-Rummelsburg 1910 sind auf derartige Selbstentzündungen zurückzuführen.) Neuere Untersuchungen haben ergeben, daß es sich dabei wahrscheinlich um Funkenbildung im Innern der Tanks, durch Reibungselektrizität entstanden, handelt. Die Aufgabe bei Lagerung von Benzin und ähnlichen brennbaren Flüssigkeiten, wie Benzol, Spiritus, Äther, Schwefelkohlenstoff, Terpentinöl, Petroleum und Petroleum- sowie Steinkohlenteerdestillaten besteht darin, die Möglichkeit des Brandes auszuschließen, also den Zutritt von Luft, daher von Sauerstoff, zu diesen Flüssigkeiten zu verhindern. Wenn man in den Gefäßen, in denen Benzin aufbewahrt wird, und aus denen und in die man es füllt, der Luft den Sauerstoff nimmt, oder statt dieser Luft Gase verwendet, die keine Verbrennung unterhalten können, wie Stickstoff, Kohlensäure, Ammoniak, auch Kohlenoxyd, und ferner dafür sorgt, daß das nichtoxydierende Gas zwangsläufig in die Gefäße eingeführt wird, so ist eine Verbrennung der Benzindämpfe und damit des Benzins ausgeschlossen.

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Zitationshilfe: Röll, [Victor] von (Hrsg.): Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. 2. Aufl. Bd. 5. Berlin, Wien, 1914, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roell_eisenbahnwesen05_1914/82>, abgerufen am 13.06.2024.