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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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Freundschaft und jeder möglichen Achtung versichert sein." 1) In
der Depesche an. Keyserling ging sie weiter ins Einzelne ein.
"Danken Sie", schrieb sie, "meinen Freunden für die mir zu-
gesandten Denkschriften und für das Vertrauen, welches sie mir
bezeigen, und versichern Sie dieselben, daß sie auf meine Freund-
schaft und meine Unterstützung vollkommen rechnen können.
Ich kenne sie als die Freunde Rußlands und im Besondern
die meinigen. Sie können den Fürsten Czartoryski als Ant-
wort sagen, daß auch ich wünschen würde, die Republik
aus der Anarchie zu ziehen
, in der sie sich unglücklicher-
weise befindet, und daß ich sicher meine Freunde mit Geld
und Truppen unterstützen werde, um sie aufrechtzuhalten: aber
vor allem möchte ich wissen, wie viel Geld und wie viel
Truppen nothwendig sein werden, ob die Conföderation gegen
den König oder die Mißbräuche gerichtet sein soll, auf welche
Art und wann man sie ins Leben rufen, und wer sich an die
Spitze stellen will." 2)

Aus dieser Antwort glaubten die Czartoryski mit vollem
Recht folgern zu dürfen, daß Katharina ihrer Idee nicht ent-
gegen sei, noch bei Lebzeiten des Königs zu einer Conföderation
zu schreiten, deren Ziel nicht die Absetzung des Königs, sondern
die Reform der Mißbräuche sei 3). Sie reichten daher am
12. Februar eine neue Denkschrift ein, in welcher sie den Plan
der Conföderation entwickelten, an deren Spitze sie sich selbst
stellen würden. Sie würden zu August III. sprechen wie Gram-
mont zu Ludwig XIV.: "Wir führen im Dienst Ihrer Ma-
jestät gegen Mazarin Krieg." Zur Ausführung baten sie um
Bereithaltung von Waffen aller Art für etwa 15,000 Mann
in Smolensk und in Kiew, und um 50,000 Dukaten, um als
Kern der Erhebung und zu ihrem persönlichen Schutz in den
nächsten drei Monaten ein kleines Corps ausrüsten zu können.
Dieser Denkschrift sandten sie am 2. April ein neues Schreiben

1) Stanisl. Poniat., Mem. Posen. p. 76--77.
2) Schmitt a. a. O., S. 326.
3) Sie sagen dies selbst in ihrem Memorial vom 21. August 1763
in der Bibl. Ossol. VIII, 15.

Freundſchaft und jeder möglichen Achtung verſichert ſein.“ 1) In
der Depeſche an. Keyſerling ging ſie weiter ins Einzelne ein.
„Danken Sie“, ſchrieb ſie, „meinen Freunden für die mir zu-
geſandten Denkſchriften und für das Vertrauen, welches ſie mir
bezeigen, und verſichern Sie dieſelben, daß ſie auf meine Freund-
ſchaft und meine Unterſtützung vollkommen rechnen können.
Ich kenne ſie als die Freunde Rußlands und im Beſondern
die meinigen. Sie können den Fürſten Czartoryski als Ant-
wort ſagen, daß auch ich wünſchen würde, die Republik
aus der Anarchie zu ziehen
, in der ſie ſich unglücklicher-
weiſe befindet, und daß ich ſicher meine Freunde mit Geld
und Truppen unterſtützen werde, um ſie aufrechtzuhalten: aber
vor allem möchte ich wiſſen, wie viel Geld und wie viel
Truppen nothwendig ſein werden, ob die Conföderation gegen
den König oder die Mißbräuche gerichtet ſein ſoll, auf welche
Art und wann man ſie ins Leben rufen, und wer ſich an die
Spitze ſtellen will.“ 2)

Aus dieſer Antwort glaubten die Czartoryski mit vollem
Recht folgern zu dürfen, daß Katharina ihrer Idee nicht ent-
gegen ſei, noch bei Lebzeiten des Königs zu einer Conföderation
zu ſchreiten, deren Ziel nicht die Abſetzung des Königs, ſondern
die Reform der Mißbräuche ſei 3). Sie reichten daher am
12. Februar eine neue Denkſchrift ein, in welcher ſie den Plan
der Conföderation entwickelten, an deren Spitze ſie ſich ſelbſt
ſtellen würden. Sie würden zu Auguſt III. ſprechen wie Gram-
mont zu Ludwig XIV.: „Wir führen im Dienſt Ihrer Ma-
jeſtät gegen Mazarin Krieg.“ Zur Ausführung baten ſie um
Bereithaltung von Waffen aller Art für etwa 15,000 Mann
in Smolensk und in Kiew, und um 50,000 Dukaten, um als
Kern der Erhebung und zu ihrem perſönlichen Schutz in den
nächſten drei Monaten ein kleines Corps ausrüſten zu können.
Dieſer Denkſchrift ſandten ſie am 2. April ein neues Schreiben

1) Stanisl. Poniat., Mém. Posen. p. 76—77.
2) Schmitt a. a. O., S. 326.
3) Sie ſagen dies ſelbſt in ihrem Memorial vom 21. Auguſt 1763
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[181/0195] Freundſchaft und jeder möglichen Achtung verſichert ſein.“ 1) In der Depeſche an. Keyſerling ging ſie weiter ins Einzelne ein. „Danken Sie“, ſchrieb ſie, „meinen Freunden für die mir zu- geſandten Denkſchriften und für das Vertrauen, welches ſie mir bezeigen, und verſichern Sie dieſelben, daß ſie auf meine Freund- ſchaft und meine Unterſtützung vollkommen rechnen können. Ich kenne ſie als die Freunde Rußlands und im Beſondern die meinigen. Sie können den Fürſten Czartoryski als Ant- wort ſagen, daß auch ich wünſchen würde, die Republik aus der Anarchie zu ziehen, in der ſie ſich unglücklicher- weiſe befindet, und daß ich ſicher meine Freunde mit Geld und Truppen unterſtützen werde, um ſie aufrechtzuhalten: aber vor allem möchte ich wiſſen, wie viel Geld und wie viel Truppen nothwendig ſein werden, ob die Conföderation gegen den König oder die Mißbräuche gerichtet ſein ſoll, auf welche Art und wann man ſie ins Leben rufen, und wer ſich an die Spitze ſtellen will.“ 2) Aus dieſer Antwort glaubten die Czartoryski mit vollem Recht folgern zu dürfen, daß Katharina ihrer Idee nicht ent- gegen ſei, noch bei Lebzeiten des Königs zu einer Conföderation zu ſchreiten, deren Ziel nicht die Abſetzung des Königs, ſondern die Reform der Mißbräuche ſei 3). Sie reichten daher am 12. Februar eine neue Denkſchrift ein, in welcher ſie den Plan der Conföderation entwickelten, an deren Spitze ſie ſich ſelbſt ſtellen würden. Sie würden zu Auguſt III. ſprechen wie Gram- mont zu Ludwig XIV.: „Wir führen im Dienſt Ihrer Ma- jeſtät gegen Mazarin Krieg.“ Zur Ausführung baten ſie um Bereithaltung von Waffen aller Art für etwa 15,000 Mann in Smolensk und in Kiew, und um 50,000 Dukaten, um als Kern der Erhebung und zu ihrem perſönlichen Schutz in den nächſten drei Monaten ein kleines Corps ausrüſten zu können. Dieſer Denkſchrift ſandten ſie am 2. April ein neues Schreiben 1) Stanisl. Poniat., Mém. Posen. p. 76—77. 2) Schmitt a. a. O., S. 326. 3) Sie ſagen dies ſelbſt in ihrem Memorial vom 21. Auguſt 1763 in der Bibl. Ossol. VIII, 15.

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/195>, abgerufen am 27.05.2024.