Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

de noch itzt sind, in diesen Zeiten schon Spu-
ren von einer nicht unbeträchtlichen Pferdezucht.
Auch in andern Deutschen Landen geben die
Jagd- und Forstordnungen uns oft die deutlich-
sten Spuren, daß man die Pferde- und Vieh-
zucht überhaupt als ein ansehnliches Nahrungs-
geschäft betrieben, weil man häufig darinne
Verordnungen wegen derselben mit machte.
Aber alles dieses war nicht hinreichend für die-
sen Theil der Viehzucht, und eben so wenig für
das ganze Nahrungsgeschäft, um dasselbe zu
einem hohen Grade der Vollkommenheit im
ganzen Lande zu bringen, und den einzelnen
Provinzen National- und Provinzial-Racen zu
geben. Man sahe in Ansehung der Pferde
meist nur darauf, daß man die Schönheiten
allein besaß, ohne sie gemeinnützig, auch selbst
ohne Nachtheil der Besitzer zu machen; man
sahe zu viel blos auf seltene und rare Farben,
oder Zeichnungen. Eben dieses geschah in dem
Bayerischen, Sächsischen, Brandenburgischen,
Würtembergischen und fast an allen deutschen
Höfen.

Man hielt häufig in dem Oesterreichischen be-
sondere Gestütmeister, die von den Bereutern
unterschieden waren. Dieses dauerte bis in die
neuern Zeiten, und ist an einigen Orten noch.
Bey diesen Einrichtungen wurde immer die
Sache nicht gemeinnützig; und nur wenige Pro-
vinzen Deutschlands können sich einer guten
Landpferdezucht in den damaligen Zeiten rüh-

men.

de noch itzt ſind, in dieſen Zeiten ſchon Spu-
ren von einer nicht unbetraͤchtlichen Pferdezucht.
Auch in andern Deutſchen Landen geben die
Jagd- und Forſtordnungen uns oft die deutlich-
ſten Spuren, daß man die Pferde- und Vieh-
zucht uͤberhaupt als ein anſehnliches Nahrungs-
geſchaͤft betrieben, weil man haͤufig darinne
Verordnungen wegen derſelben mit machte.
Aber alles dieſes war nicht hinreichend fuͤr die-
ſen Theil der Viehzucht, und eben ſo wenig fuͤr
das ganze Nahrungsgeſchaͤft, um daſſelbe zu
einem hohen Grade der Vollkommenheit im
ganzen Lande zu bringen, und den einzelnen
Provinzen National- und Provinzial-Raçen zu
geben. Man ſahe in Anſehung der Pferde
meiſt nur darauf, daß man die Schoͤnheiten
allein beſaß, ohne ſie gemeinnuͤtzig, auch ſelbſt
ohne Nachtheil der Beſitzer zu machen; man
ſahe zu viel blos auf ſeltene und rare Farben,
oder Zeichnungen. Eben dieſes geſchah in dem
Bayeriſchen, Saͤchſiſchen, Brandenburgiſchen,
Wuͤrtembergiſchen und faſt an allen deutſchen
Hoͤfen.

Man hielt haͤufig in dem Oeſterreichiſchen be-
ſondere Geſtuͤtmeiſter, die von den Bereutern
unterſchieden waren. Dieſes dauerte bis in die
neuern Zeiten, und iſt an einigen Orten noch.
Bey dieſen Einrichtungen wurde immer die
Sache nicht gemeinnuͤtzig; und nur wenige Pro-
vinzen Deutſchlands koͤnnen ſich einer guten
Landpferdezucht in den damaligen Zeiten ruͤh-

men.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0224" n="198"/>
de noch itzt &#x017F;ind, in die&#x017F;en Zeiten &#x017F;chon Spu-<lb/>
ren von einer nicht unbetra&#x0364;chtlichen Pferdezucht.<lb/>
Auch in andern Deut&#x017F;chen Landen geben die<lb/>
Jagd- und For&#x017F;tordnungen uns oft die deutlich-<lb/>
&#x017F;ten Spuren, daß man die Pferde- und Vieh-<lb/>
zucht u&#x0364;berhaupt als ein an&#x017F;ehnliches Nahrungs-<lb/>
ge&#x017F;cha&#x0364;ft betrieben, weil man ha&#x0364;ufig darinne<lb/>
Verordnungen wegen der&#x017F;elben mit machte.<lb/>
Aber alles die&#x017F;es war nicht hinreichend fu&#x0364;r die-<lb/>
&#x017F;en Theil der Viehzucht, und eben &#x017F;o wenig fu&#x0364;r<lb/>
das ganze Nahrungsge&#x017F;cha&#x0364;ft, um da&#x017F;&#x017F;elbe zu<lb/>
einem hohen Grade der Vollkommenheit im<lb/>
ganzen Lande zu bringen, und den einzelnen<lb/>
Provinzen National- und Provinzial-Ra<hi rendition="#aq">ç</hi>en zu<lb/>
geben. Man &#x017F;ahe in An&#x017F;ehung der Pferde<lb/>
mei&#x017F;t nur darauf, daß man die Scho&#x0364;nheiten<lb/>
allein be&#x017F;aß, ohne &#x017F;ie gemeinnu&#x0364;tzig, auch &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
ohne Nachtheil der Be&#x017F;itzer zu machen; man<lb/>
&#x017F;ahe zu viel blos auf &#x017F;eltene und rare Farben,<lb/>
oder Zeichnungen. Eben die&#x017F;es ge&#x017F;chah in dem<lb/>
Bayeri&#x017F;chen, Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen, Brandenburgi&#x017F;chen,<lb/>
Wu&#x0364;rtembergi&#x017F;chen und fa&#x017F;t an allen deut&#x017F;chen<lb/>
Ho&#x0364;fen.</p><lb/>
        <p>Man hielt ha&#x0364;ufig in dem Oe&#x017F;terreichi&#x017F;chen be-<lb/>
&#x017F;ondere Ge&#x017F;tu&#x0364;tmei&#x017F;ter, die von den Bereutern<lb/>
unter&#x017F;chieden waren. Die&#x017F;es dauerte bis in die<lb/>
neuern Zeiten, und i&#x017F;t an einigen Orten noch.<lb/>
Bey die&#x017F;en Einrichtungen wurde immer die<lb/>
Sache nicht gemeinnu&#x0364;tzig; und nur wenige Pro-<lb/>
vinzen Deut&#x017F;chlands ko&#x0364;nnen &#x017F;ich einer guten<lb/>
Landpferdezucht in den damaligen Zeiten ru&#x0364;h-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">men.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0224] de noch itzt ſind, in dieſen Zeiten ſchon Spu- ren von einer nicht unbetraͤchtlichen Pferdezucht. Auch in andern Deutſchen Landen geben die Jagd- und Forſtordnungen uns oft die deutlich- ſten Spuren, daß man die Pferde- und Vieh- zucht uͤberhaupt als ein anſehnliches Nahrungs- geſchaͤft betrieben, weil man haͤufig darinne Verordnungen wegen derſelben mit machte. Aber alles dieſes war nicht hinreichend fuͤr die- ſen Theil der Viehzucht, und eben ſo wenig fuͤr das ganze Nahrungsgeſchaͤft, um daſſelbe zu einem hohen Grade der Vollkommenheit im ganzen Lande zu bringen, und den einzelnen Provinzen National- und Provinzial-Raçen zu geben. Man ſahe in Anſehung der Pferde meiſt nur darauf, daß man die Schoͤnheiten allein beſaß, ohne ſie gemeinnuͤtzig, auch ſelbſt ohne Nachtheil der Beſitzer zu machen; man ſahe zu viel blos auf ſeltene und rare Farben, oder Zeichnungen. Eben dieſes geſchah in dem Bayeriſchen, Saͤchſiſchen, Brandenburgiſchen, Wuͤrtembergiſchen und faſt an allen deutſchen Hoͤfen. Man hielt haͤufig in dem Oeſterreichiſchen be- ſondere Geſtuͤtmeiſter, die von den Bereutern unterſchieden waren. Dieſes dauerte bis in die neuern Zeiten, und iſt an einigen Orten noch. Bey dieſen Einrichtungen wurde immer die Sache nicht gemeinnuͤtzig; und nur wenige Pro- vinzen Deutſchlands koͤnnen ſich einer guten Landpferdezucht in den damaligen Zeiten ruͤh- men.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/224
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/224>, abgerufen am 27.04.2024.