Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

15ten und 16ten Jahrhunderte gewesen, kann
uns eine Weinberechnung, so wie überhaupt
die vorzüglichen Nachrichten, in dem schwäbi-
schen Magazin einige Begriffe geben. Man
ließ schon damals ihn nicht wild auf die Erde
hinwachsen, noch an Bäumen auflaufen, wie
die Alten häufig thaten, und es noch in eini-
gen asiatischen Gegenden geschiehet, sondern
man baute ihn an Pfählen; man hackete,
um dadurch die Erde immer locker zu erhal-
ten, und kannte also schon damals die Vor-
theile des fleißigen Behackens; man schnitt
und felgete.

Der Tagelohn für die Weingärtner war
damals folgender: von Petri bis Galli wur-
de für jeden Tag zu schneiden gegeben 12
Pfennige, zu hacken 16 Pfennige, zu pfäh-
len 16 Pfennige, zu binden 12 Pfennige,
zu brechen 12 Pfennige, zu felgen, und was
man mit der Haue schafft, 16 Pfennige, zu
heften 12 Pfennige, und mit allem Hand-
werk 12 Pfennige, nach Galli bis St. Petri
täglich 12 Pfennige, man schaffe mit der
Haue oder sonsten, was man wolle. Ueber-
haupt muß in dem 15ten und 16ten Jahr-
hunderte in diesen Gegenden der Weinbau ein-
träglich geworden seyn, weil wir finden, daß
um diese Zeit viele Getreideäcker in Weinland
verwandelt worden; und weil die meisten Ab-
gaben in den ältern Zeiten an Früchten gelie-
fert wurden, so blieben die Lieferungen von

Früch-
K 3

15ten und 16ten Jahrhunderte geweſen, kann
uns eine Weinberechnung, ſo wie uͤberhaupt
die vorzuͤglichen Nachrichten, in dem ſchwaͤbi-
ſchen Magazin einige Begriffe geben. Man
ließ ſchon damals ihn nicht wild auf die Erde
hinwachſen, noch an Baͤumen auflaufen, wie
die Alten haͤufig thaten, und es noch in eini-
gen aſiatiſchen Gegenden geſchiehet, ſondern
man baute ihn an Pfaͤhlen; man hackete,
um dadurch die Erde immer locker zu erhal-
ten, und kannte alſo ſchon damals die Vor-
theile des fleißigen Behackens; man ſchnitt
und felgete.

Der Tagelohn fuͤr die Weingaͤrtner war
damals folgender: von Petri bis Galli wur-
de fuͤr jeden Tag zu ſchneiden gegeben 12
Pfennige, zu hacken 16 Pfennige, zu pfaͤh-
len 16 Pfennige, zu binden 12 Pfennige,
zu brechen 12 Pfennige, zu felgen, und was
man mit der Haue ſchafft, 16 Pfennige, zu
heften 12 Pfennige, und mit allem Hand-
werk 12 Pfennige, nach Galli bis St. Petri
taͤglich 12 Pfennige, man ſchaffe mit der
Haue oder ſonſten, was man wolle. Ueber-
haupt muß in dem 15ten und 16ten Jahr-
hunderte in dieſen Gegenden der Weinbau ein-
traͤglich geworden ſeyn, weil wir finden, daß
um dieſe Zeit viele Getreideaͤcker in Weinland
verwandelt worden; und weil die meiſten Ab-
gaben in den aͤltern Zeiten an Fruͤchten gelie-
fert wurden, ſo blieben die Lieferungen von

Fruͤch-
K 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0159" n="149"/>
15ten und 16ten Jahrhunderte gewe&#x017F;en, kann<lb/>
uns eine Weinberechnung, &#x017F;o wie u&#x0364;berhaupt<lb/>
die vorzu&#x0364;glichen Nachrichten, in dem &#x017F;chwa&#x0364;bi-<lb/>
&#x017F;chen Magazin einige Begriffe geben. Man<lb/>
ließ &#x017F;chon damals ihn nicht wild auf die Erde<lb/>
hinwach&#x017F;en, noch an Ba&#x0364;umen auflaufen, wie<lb/>
die Alten ha&#x0364;ufig thaten, und es noch in eini-<lb/>
gen a&#x017F;iati&#x017F;chen Gegenden ge&#x017F;chiehet, &#x017F;ondern<lb/>
man baute ihn an Pfa&#x0364;hlen; man hackete,<lb/>
um dadurch die Erde immer locker zu erhal-<lb/>
ten, und kannte al&#x017F;o &#x017F;chon damals die Vor-<lb/>
theile des fleißigen Behackens; man &#x017F;chnitt<lb/>
und felgete.</p><lb/>
        <p>Der Tagelohn fu&#x0364;r die Weinga&#x0364;rtner war<lb/>
damals folgender: von Petri bis Galli wur-<lb/>
de fu&#x0364;r jeden Tag zu &#x017F;chneiden gegeben 12<lb/>
Pfennige, zu hacken 16 Pfennige, zu pfa&#x0364;h-<lb/>
len 16 Pfennige, zu binden 12 Pfennige,<lb/>
zu brechen 12 Pfennige, zu felgen, und was<lb/>
man mit der Haue &#x017F;chafft, 16 Pfennige, zu<lb/>
heften 12 Pfennige, und mit allem Hand-<lb/>
werk 12 Pfennige, nach Galli bis St. Petri<lb/>
ta&#x0364;glich 12 Pfennige, man &#x017F;chaffe mit der<lb/>
Haue oder &#x017F;on&#x017F;ten, was man wolle. Ueber-<lb/>
haupt muß in dem 15ten und 16ten Jahr-<lb/>
hunderte in die&#x017F;en Gegenden der Weinbau ein-<lb/>
tra&#x0364;glich geworden &#x017F;eyn, weil wir finden, daß<lb/>
um die&#x017F;e Zeit viele Getreidea&#x0364;cker in Weinland<lb/>
verwandelt worden; und weil die mei&#x017F;ten Ab-<lb/>
gaben in den a&#x0364;ltern Zeiten an Fru&#x0364;chten gelie-<lb/>
fert wurden, &#x017F;o blieben die Lieferungen von<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Fru&#x0364;ch-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0159] 15ten und 16ten Jahrhunderte geweſen, kann uns eine Weinberechnung, ſo wie uͤberhaupt die vorzuͤglichen Nachrichten, in dem ſchwaͤbi- ſchen Magazin einige Begriffe geben. Man ließ ſchon damals ihn nicht wild auf die Erde hinwachſen, noch an Baͤumen auflaufen, wie die Alten haͤufig thaten, und es noch in eini- gen aſiatiſchen Gegenden geſchiehet, ſondern man baute ihn an Pfaͤhlen; man hackete, um dadurch die Erde immer locker zu erhal- ten, und kannte alſo ſchon damals die Vor- theile des fleißigen Behackens; man ſchnitt und felgete. Der Tagelohn fuͤr die Weingaͤrtner war damals folgender: von Petri bis Galli wur- de fuͤr jeden Tag zu ſchneiden gegeben 12 Pfennige, zu hacken 16 Pfennige, zu pfaͤh- len 16 Pfennige, zu binden 12 Pfennige, zu brechen 12 Pfennige, zu felgen, und was man mit der Haue ſchafft, 16 Pfennige, zu heften 12 Pfennige, und mit allem Hand- werk 12 Pfennige, nach Galli bis St. Petri taͤglich 12 Pfennige, man ſchaffe mit der Haue oder ſonſten, was man wolle. Ueber- haupt muß in dem 15ten und 16ten Jahr- hunderte in dieſen Gegenden der Weinbau ein- traͤglich geworden ſeyn, weil wir finden, daß um dieſe Zeit viele Getreideaͤcker in Weinland verwandelt worden; und weil die meiſten Ab- gaben in den aͤltern Zeiten an Fruͤchten gelie- fert wurden, ſo blieben die Lieferungen von Fruͤch- K 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/159
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/159>, abgerufen am 26.04.2024.