Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

In den sächsischen, und vornehmlich den meiß-
nischen und naumburgischen Gegenden, legten
theils Bischöfe, theils Klostervoigte, theils
auch weltliche Herren dergleichen an, und der
Weinbau in den meißnischen und thüringi-
schen Gegenden blühet schon seit 5 bis 6 Jahr-
hunderten. Im 15, 16 und 17ten Jahr-
hundert aber gediehe er zu einer ausgebreite-
tern Vollkommenheit, und weiterem Umfan-
ge. So wurden im 16ten und 17ten Jahr-
hunderte ganze Gegenden, z. B. die Rauschel-
oder Gorenberge im Amte Schweinitz, von
lauter Rheinischen, die Cossabauder Berge
aber an der Elbe zwischen Meißen und Dres-
den von lauter Würtenbergischen Rebstöcken
angelegt, auch jede Sorte nach ihrer Landes-
art fortgebaut, und zu diesem Behuf gelernte
Rebleute oder Winzer aus diesen Gegenden
nach Sachsen gezogen. Um den Meißnischen
machte sich besonders in den alten Zeiten Bi-
schof Conrad, ein geborner Franke, verdient;
nach ihm aber das Geschlecht derer von Mil-
titz, die diese Würde auch führten. Seit dem
Jahre 1373 sind die meisten Weine im Ober-
theil des Landes Meißen gepflanzet worden.
In diesem Jahre wurde ein Graf von Kirch-
berg Bischof zu Meißen, welcher die Wein-
berge zu Cotzenbrode und Mogeln angelegt,
ferner zu Oberwarte, Goßlitz, Liebethal und
Nussen e). Churfürst August, dessen Kennt-

nisse
e) S. Albini meißn. Land- und Bergchronik p. 309.

In den ſaͤchſiſchen, und vornehmlich den meiß-
niſchen und naumburgiſchen Gegenden, legten
theils Biſchoͤfe, theils Kloſtervoigte, theils
auch weltliche Herren dergleichen an, und der
Weinbau in den meißniſchen und thuͤringi-
ſchen Gegenden bluͤhet ſchon ſeit 5 bis 6 Jahr-
hunderten. Im 15, 16 und 17ten Jahr-
hundert aber gediehe er zu einer ausgebreite-
tern Vollkommenheit, und weiterem Umfan-
ge. So wurden im 16ten und 17ten Jahr-
hunderte ganze Gegenden, z. B. die Rauſchel-
oder Gorenberge im Amte Schweinitz, von
lauter Rheiniſchen, die Coſſabauder Berge
aber an der Elbe zwiſchen Meißen und Dres-
den von lauter Wuͤrtenbergiſchen Rebſtoͤcken
angelegt, auch jede Sorte nach ihrer Landes-
art fortgebaut, und zu dieſem Behuf gelernte
Rebleute oder Winzer aus dieſen Gegenden
nach Sachſen gezogen. Um den Meißniſchen
machte ſich beſonders in den alten Zeiten Bi-
ſchof Conrad, ein geborner Franke, verdient;
nach ihm aber das Geſchlecht derer von Mil-
titz, die dieſe Wuͤrde auch fuͤhrten. Seit dem
Jahre 1373 ſind die meiſten Weine im Ober-
theil des Landes Meißen gepflanzet worden.
In dieſem Jahre wurde ein Graf von Kirch-
berg Biſchof zu Meißen, welcher die Wein-
berge zu Cotzenbrode und Mogeln angelegt,
ferner zu Oberwarte, Goßlitz, Liebethal und
Nuſſen e). Churfuͤrſt Auguſt, deſſen Kennt-

niſſe
e) S. Albini meißn. Land- und Bergchronik p. 309.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0162" n="152"/>
In den &#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen, und vornehmlich den meiß-<lb/>
ni&#x017F;chen und naumburgi&#x017F;chen Gegenden, legten<lb/>
theils Bi&#x017F;cho&#x0364;fe, theils Klo&#x017F;tervoigte, theils<lb/>
auch weltliche Herren dergleichen an, und der<lb/>
Weinbau in den meißni&#x017F;chen und thu&#x0364;ringi-<lb/>
&#x017F;chen Gegenden blu&#x0364;het &#x017F;chon &#x017F;eit 5 bis 6 Jahr-<lb/>
hunderten. Im 15, 16 und 17ten Jahr-<lb/>
hundert aber gediehe er zu einer ausgebreite-<lb/>
tern Vollkommenheit, und weiterem Umfan-<lb/>
ge. So wurden im 16ten und 17ten Jahr-<lb/>
hunderte ganze Gegenden, z. B. die Rau&#x017F;chel-<lb/>
oder Gorenberge im Amte Schweinitz, von<lb/>
lauter Rheini&#x017F;chen, die Co&#x017F;&#x017F;abauder Berge<lb/>
aber an der Elbe zwi&#x017F;chen Meißen und Dres-<lb/>
den von lauter Wu&#x0364;rtenbergi&#x017F;chen Reb&#x017F;to&#x0364;cken<lb/>
angelegt, auch jede Sorte nach ihrer Landes-<lb/>
art fortgebaut, und zu die&#x017F;em Behuf gelernte<lb/>
Rebleute oder Winzer aus die&#x017F;en Gegenden<lb/>
nach Sach&#x017F;en gezogen. Um den Meißni&#x017F;chen<lb/>
machte &#x017F;ich be&#x017F;onders in den alten Zeiten Bi-<lb/>
&#x017F;chof Conrad, ein geborner Franke, verdient;<lb/>
nach ihm aber das Ge&#x017F;chlecht derer von Mil-<lb/>
titz, die die&#x017F;e Wu&#x0364;rde auch fu&#x0364;hrten. Seit dem<lb/>
Jahre 1373 &#x017F;ind die mei&#x017F;ten Weine im Ober-<lb/>
theil des Landes Meißen gepflanzet worden.<lb/>
In die&#x017F;em Jahre wurde ein Graf von Kirch-<lb/>
berg Bi&#x017F;chof zu Meißen, welcher die Wein-<lb/>
berge zu Cotzenbrode und Mogeln angelegt,<lb/>
ferner zu Oberwarte, Goßlitz, Liebethal und<lb/>
Nu&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="e)">S. Albini meißn. Land- und Bergchronik <hi rendition="#aq">p.</hi> 309.</note>. Churfu&#x0364;r&#x017F;t Augu&#x017F;t, de&#x017F;&#x017F;en Kennt-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ni&#x017F;&#x017F;e</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0162] In den ſaͤchſiſchen, und vornehmlich den meiß- niſchen und naumburgiſchen Gegenden, legten theils Biſchoͤfe, theils Kloſtervoigte, theils auch weltliche Herren dergleichen an, und der Weinbau in den meißniſchen und thuͤringi- ſchen Gegenden bluͤhet ſchon ſeit 5 bis 6 Jahr- hunderten. Im 15, 16 und 17ten Jahr- hundert aber gediehe er zu einer ausgebreite- tern Vollkommenheit, und weiterem Umfan- ge. So wurden im 16ten und 17ten Jahr- hunderte ganze Gegenden, z. B. die Rauſchel- oder Gorenberge im Amte Schweinitz, von lauter Rheiniſchen, die Coſſabauder Berge aber an der Elbe zwiſchen Meißen und Dres- den von lauter Wuͤrtenbergiſchen Rebſtoͤcken angelegt, auch jede Sorte nach ihrer Landes- art fortgebaut, und zu dieſem Behuf gelernte Rebleute oder Winzer aus dieſen Gegenden nach Sachſen gezogen. Um den Meißniſchen machte ſich beſonders in den alten Zeiten Bi- ſchof Conrad, ein geborner Franke, verdient; nach ihm aber das Geſchlecht derer von Mil- titz, die dieſe Wuͤrde auch fuͤhrten. Seit dem Jahre 1373 ſind die meiſten Weine im Ober- theil des Landes Meißen gepflanzet worden. In dieſem Jahre wurde ein Graf von Kirch- berg Biſchof zu Meißen, welcher die Wein- berge zu Cotzenbrode und Mogeln angelegt, ferner zu Oberwarte, Goßlitz, Liebethal und Nuſſen e). Churfuͤrſt Auguſt, deſſen Kennt- niſſe e) S. Albini meißn. Land- und Bergchronik p. 309.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/162
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/162>, abgerufen am 30.04.2024.