Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

Herr D. Knecht x) zu Rotenburg am
Necker, erfand die Art, einen Weinberg von
Schnittlingen oder ungestürzten Reben so an-
zulegen und zu warten daß er im zweyten Jah-
re schon einige Trauben, und im dritten schon
einen ergiebigen Herbst geben kann. Er lockert
tief auf, und ziehet Schnittlinge, d. i. Re-
ben, den Würzlingen vor; die Ruthen müssen
stark und recht reif seyn. Es muß ein Zoll vom
alten Holze mit den Ruthen abgeschnitten wer-
den, und man schneidet sie sodann unten glatt;
sie werden bis zur Setzzeit in den Boden ge-
bracht und eingeschlagen. Zur Setzzeit, die im
März fällt, schneidet man aus jeder Ruthe
nur eine Setzrebe 16--18 und 20 Zoll lang,
von ihrem untersten dicksten Theile an mit dem
alten Holze, und reinigt sie von allem Unrath.
Nun werden achtzehn bis zwanzig Zoll tiefe
Löcher dreyßig Fuß weit von einander ge-
macht; diese macht ein Mann, dem ein an-
derer folgt, und in jeden einen Schnittling senk-
recht hinein steckt, und sodann dieses Loch mit
Boden ausfüllt. Der Boden muß überall
sattsam anliegen, und das oberste Auge muß
er ganz mit Erde bedecken, daß es vor Sonne
und Wind beschirmt ist, daß nur das einzige
Auge vom Schoß treibt, die übrigen aber Wur-
zel fassen, und jenes Schoß recht stark und
kräftig werde. Außer den Schnittlingen wird

nichts
x) Ibid. p. 255.

Herr D. Knecht x) zu Rotenburg am
Necker, erfand die Art, einen Weinberg von
Schnittlingen oder ungeſtuͤrzten Reben ſo an-
zulegen und zu warten daß er im zweyten Jah-
re ſchon einige Trauben, und im dritten ſchon
einen ergiebigen Herbſt geben kann. Er lockert
tief auf, und ziehet Schnittlinge, d. i. Re-
ben, den Wuͤrzlingen vor; die Ruthen muͤſſen
ſtark und recht reif ſeyn. Es muß ein Zoll vom
alten Holze mit den Ruthen abgeſchnitten wer-
den, und man ſchneidet ſie ſodann unten glatt;
ſie werden bis zur Setzzeit in den Boden ge-
bracht und eingeſchlagen. Zur Setzzeit, die im
Maͤrz faͤllt, ſchneidet man aus jeder Ruthe
nur eine Setzrebe 16—18 und 20 Zoll lang,
von ihrem unterſten dickſten Theile an mit dem
alten Holze, und reinigt ſie von allem Unrath.
Nun werden achtzehn bis zwanzig Zoll tiefe
Loͤcher dreyßig Fuß weit von einander ge-
macht; dieſe macht ein Mann, dem ein an-
derer folgt, und in jeden einen Schnittling ſenk-
recht hinein ſteckt, und ſodann dieſes Loch mit
Boden ausfuͤllt. Der Boden muß uͤberall
ſattſam anliegen, und das oberſte Auge muß
er ganz mit Erde bedecken, daß es vor Sonne
und Wind beſchirmt iſt, daß nur das einzige
Auge vom Schoß treibt, die uͤbrigen aber Wur-
zel faſſen, und jenes Schoß recht ſtark und
kraͤftig werde. Außer den Schnittlingen wird

nichts
x) Ibid. p. 255.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0199" n="189"/>
          <p>Herr <hi rendition="#aq">D.</hi> Knecht <note place="foot" n="x)"><hi rendition="#aq">Ibid. p.</hi> 255.</note> zu Rotenburg am<lb/>
Necker, erfand die Art, einen Weinberg von<lb/>
Schnittlingen oder unge&#x017F;tu&#x0364;rzten Reben &#x017F;o an-<lb/>
zulegen und zu warten daß er im zweyten Jah-<lb/>
re &#x017F;chon einige Trauben, und im dritten &#x017F;chon<lb/>
einen ergiebigen Herb&#x017F;t geben kann. Er lockert<lb/>
tief auf, und ziehet Schnittlinge, d. i. Re-<lb/>
ben, den Wu&#x0364;rzlingen vor; die Ruthen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;tark und recht reif &#x017F;eyn. Es muß ein Zoll vom<lb/>
alten Holze mit den Ruthen abge&#x017F;chnitten wer-<lb/>
den, und man &#x017F;chneidet &#x017F;ie &#x017F;odann unten glatt;<lb/>
&#x017F;ie werden bis zur Setzzeit in den Boden ge-<lb/>
bracht und einge&#x017F;chlagen. Zur Setzzeit, die im<lb/>
Ma&#x0364;rz fa&#x0364;llt, &#x017F;chneidet man aus jeder Ruthe<lb/>
nur eine Setzrebe 16&#x2014;18 und 20 Zoll lang,<lb/>
von ihrem unter&#x017F;ten dick&#x017F;ten Theile an mit dem<lb/>
alten Holze, und reinigt &#x017F;ie von allem Unrath.<lb/>
Nun werden achtzehn bis zwanzig Zoll tiefe<lb/>
Lo&#x0364;cher dreyßig Fuß weit von einander ge-<lb/>
macht; die&#x017F;e macht ein Mann, dem ein an-<lb/>
derer folgt, und in jeden einen Schnittling &#x017F;enk-<lb/>
recht hinein &#x017F;teckt, und &#x017F;odann die&#x017F;es Loch mit<lb/>
Boden ausfu&#x0364;llt. Der Boden muß u&#x0364;berall<lb/>
&#x017F;att&#x017F;am anliegen, und das ober&#x017F;te Auge muß<lb/>
er ganz mit Erde bedecken, daß es vor Sonne<lb/>
und Wind be&#x017F;chirmt i&#x017F;t, daß nur das einzige<lb/>
Auge vom Schoß treibt, die u&#x0364;brigen aber Wur-<lb/>
zel fa&#x017F;&#x017F;en, und jenes Schoß recht &#x017F;tark und<lb/>
kra&#x0364;ftig werde. Außer den Schnittlingen wird<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nichts</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0199] Herr D. Knecht x) zu Rotenburg am Necker, erfand die Art, einen Weinberg von Schnittlingen oder ungeſtuͤrzten Reben ſo an- zulegen und zu warten daß er im zweyten Jah- re ſchon einige Trauben, und im dritten ſchon einen ergiebigen Herbſt geben kann. Er lockert tief auf, und ziehet Schnittlinge, d. i. Re- ben, den Wuͤrzlingen vor; die Ruthen muͤſſen ſtark und recht reif ſeyn. Es muß ein Zoll vom alten Holze mit den Ruthen abgeſchnitten wer- den, und man ſchneidet ſie ſodann unten glatt; ſie werden bis zur Setzzeit in den Boden ge- bracht und eingeſchlagen. Zur Setzzeit, die im Maͤrz faͤllt, ſchneidet man aus jeder Ruthe nur eine Setzrebe 16—18 und 20 Zoll lang, von ihrem unterſten dickſten Theile an mit dem alten Holze, und reinigt ſie von allem Unrath. Nun werden achtzehn bis zwanzig Zoll tiefe Loͤcher dreyßig Fuß weit von einander ge- macht; dieſe macht ein Mann, dem ein an- derer folgt, und in jeden einen Schnittling ſenk- recht hinein ſteckt, und ſodann dieſes Loch mit Boden ausfuͤllt. Der Boden muß uͤberall ſattſam anliegen, und das oberſte Auge muß er ganz mit Erde bedecken, daß es vor Sonne und Wind beſchirmt iſt, daß nur das einzige Auge vom Schoß treibt, die uͤbrigen aber Wur- zel faſſen, und jenes Schoß recht ſtark und kraͤftig werde. Außer den Schnittlingen wird nichts x) Ibid. p. 255.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/199
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/199>, abgerufen am 30.04.2024.