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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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eines und das andere zum Interesse des Landes-
Herrn auskundschaffen sollen, bessere Gelegen-
heit, manches zu erfahren, denn die grösten
Staats Ministres. Nachdem er nun von ei-
nigen Veränderungen avertiret wird, nachdem
muß er seine Sachen darnach anstellen.

§. 10. Es muß ein Landes-Herr die Grän-
tzen seines Landes von derjenigen Seite, da er
nicht allein den mächtigsten, sondern auch unru-
higsten Nachbar hat am besten verwahren, da-
fern sie nicht von Natur durch hohe Felsen, wil-
de und steile Gebürge und andere unwegsame
Oerter bereits fortificiret worden. Dero-
wegen muß er gute Gräntz-Festungen anlegen
lassen, und dieselben nicht allein zu Kriegs-son-
dern auch Friedens-Zeiten mit allen benöthig-
ten Requisitis versehen.

§. 11. Ein Landes-Herr thut wohl, wenn er
die benachbarten Potentaten bißweilen selbst
besuchet, um das gute Vernehmen entweder zu
unterhalten, oder denjenigen differentien, so
sich etwa unter ihnen ereignen könten, beyzeiten
vorzubeugen, ehe sie noch in eine völlige Flam-
me ausschlagen. Es ist eine Persöhnliche
Unterredung der Potentaten ein Mittel gewe-
sen, daß gewisse Mißhelligkeiten, die sonst wohl
zu einem hefftigen und blutigen Kriege ausge-
schlagen wären, hierdurch gütlich beygeleget

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eines und das andere zum Intereſſe des Landes-
Herrn auskundſchaffen ſollen, beſſere Gelegen-
heit, manches zu erfahren, denn die groͤſten
Staats Miniſtres. Nachdem er nun von ei-
nigen Veraͤnderungen avertiret wird, nachdem
muß er ſeine Sachen darnach anſtellen.

§. 10. Es muß ein Landes-Herr die Graͤn-
tzen ſeines Landes von derjenigen Seite, da er
nicht allein den maͤchtigſten, ſondern auch unru-
higſten Nachbar hat am beſten verwahren, da-
fern ſie nicht von Natur durch hohe Felſen, wil-
de und ſteile Gebuͤrge und andere unwegſame
Oerter bereits fortificiret worden. Dero-
wegen muß er gute Graͤntz-Feſtungen anlegen
laſſen, und dieſelben nicht allein zu Kriegs-ſon-
dern auch Friedens-Zeiten mit allen benoͤthig-
ten Requiſitis verſehen.

§. 11. Ein Landes-Herr thut wohl, wenn er
die benachbarten Potentaten bißweilen ſelbſt
beſuchet, um das gute Vernehmen entweder zu
unterhalten, oder denjenigen differentien, ſo
ſich etwa unter ihnen ereignen koͤnten, beyzeiten
vorzubeugen, ehe ſie noch in eine voͤllige Flam-
me ausſchlagen. Es iſt eine Perſoͤhnliche
Unterredung der Potentaten ein Mittel gewe-
ſen, daß gewiſſe Mißhelligkeiten, die ſonſt wohl
zu einem hefftigen und blutigen Kriege ausge-
ſchlagen waͤren, hierdurch guͤtlich beygeleget

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[1383/1403] eines und das andere zum Intereſſe des Landes- Herrn auskundſchaffen ſollen, beſſere Gelegen- heit, manches zu erfahren, denn die groͤſten Staats Miniſtres. Nachdem er nun von ei- nigen Veraͤnderungen avertiret wird, nachdem muß er ſeine Sachen darnach anſtellen. §. 10. Es muß ein Landes-Herr die Graͤn- tzen ſeines Landes von derjenigen Seite, da er nicht allein den maͤchtigſten, ſondern auch unru- higſten Nachbar hat am beſten verwahren, da- fern ſie nicht von Natur durch hohe Felſen, wil- de und ſteile Gebuͤrge und andere unwegſame Oerter bereits fortificiret worden. Dero- wegen muß er gute Graͤntz-Feſtungen anlegen laſſen, und dieſelben nicht allein zu Kriegs-ſon- dern auch Friedens-Zeiten mit allen benoͤthig- ten Requiſitis verſehen. §. 11. Ein Landes-Herr thut wohl, wenn er die benachbarten Potentaten bißweilen ſelbſt beſuchet, um das gute Vernehmen entweder zu unterhalten, oder denjenigen differentien, ſo ſich etwa unter ihnen ereignen koͤnten, beyzeiten vorzubeugen, ehe ſie noch in eine voͤllige Flam- me ausſchlagen. Es iſt eine Perſoͤhnliche Unterredung der Potentaten ein Mittel gewe- ſen, daß gewiſſe Mißhelligkeiten, die ſonſt wohl zu einem hefftigen und blutigen Kriege ausge- ſchlagen waͤren, hierdurch guͤtlich beygeleget wor- S s s s 4

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1403>, abgerufen am 09.06.2024.