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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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die Soldaten sich mit der Hauswirths-Kost am
wenigsten begnügen lassen, sondern meistentheils
thun, was sie nur wollen. Gleichwie aber die
Unterthanen hierdurch im Grunde ausgezehret,
und in einen solchen Stand gesetzet werden, daß
sie weder ihrem Hauswesen mehr vorstehen, noch
die ihrem Landes-Herrn schuldige Praestanda auf-
bringen können, die Regenten hingegen diese
Früchte davon einsammlen, daß ihnen ihre eige-
nen Revenües vorsetzlich geschwächet werden.
Also ist solchen gantz leichte abzuhelffen, wenn
die Einquartierungen und Marche so eingerichtet
werden, daß sie, so viel möglich, keinen Strich
Landes mehr als den andern berühren, denen
Soldaten aber über die richtige Lehnung ein
mehrers als das blosse Dach und Fach bey de-
nen Einquartierungen und Marchen nicht zuge-
standen, oder ihnen höchstens über die Haus-
manns-Kost nichts angewiesen;, die Officirer
hingegen, die hierinnen nicht gnugsame Ordro
halten, zu Ersetzung alles Schadens alsofort ange-
halten, und hierüber mit der Verjagung annoch
absonderlich bestrafft werden, dergleichen auch
bey denen Excessen, wenn sie nicht inne gehalten
würden, billig zu observiren ist. Vid. Leibs IVte
Probe IV. Cap. p. 53.

§. 24. Es ist sehr wohl gethan, wenn die Lan-
des-Fürsten anbefehlen, daß, wenn die Trouppen

ein-



die Soldaten ſich mit der Hauswirths-Koſt am
wenigſten begnuͤgen laſſen, ſondern meiſtentheils
thun, was ſie nur wollen. Gleichwie aber die
Unterthanen hierdurch im Grunde ausgezehret,
und in einen ſolchen Stand geſetzet werden, daß
ſie weder ihrem Hausweſen mehr vorſtehen, noch
die ihrem Landes-Herrn ſchuldige Præſtanda auf-
bringen koͤnnen, die Regenten hingegen dieſe
Fruͤchte davon einſammlen, daß ihnen ihre eige-
nen Revenües vorſetzlich geſchwaͤchet werden.
Alſo iſt ſolchen gantz leichte abzuhelffen, wenn
die Einquartierungen und Marche ſo eingerichtet
werden, daß ſie, ſo viel moͤglich, keinen Strich
Landes mehr als den andern beruͤhren, denen
Soldaten aber uͤber die richtige Lehnung ein
mehrers als das bloſſe Dach und Fach bey de-
nen Einquartierungen und Marchen nicht zuge-
ſtanden, oder ihnen hoͤchſtens uͤber die Haus-
manns-Koſt nichts angewieſen;, die Officirer
hingegen, die hierinnen nicht gnugſame Ordro
halten, zu Erſetzung alles Schadens alſofort ange-
halten, und hieruͤber mit der Verjagung annoch
abſonderlich beſtrafft werden, dergleichen auch
bey denen Exceſſen, wenn ſie nicht inne gehalten
wuͤrden, billig zu obſerviren iſt. Vid. Leibs IVte
Probe IV. Cap. p. 53.

§. 24. Es iſt ſehr wohl gethan, wenn die Lan-
des-Fuͤrſten anbefehlen, daß, wenn die Trouppen

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[1408/1428] die Soldaten ſich mit der Hauswirths-Koſt am wenigſten begnuͤgen laſſen, ſondern meiſtentheils thun, was ſie nur wollen. Gleichwie aber die Unterthanen hierdurch im Grunde ausgezehret, und in einen ſolchen Stand geſetzet werden, daß ſie weder ihrem Hausweſen mehr vorſtehen, noch die ihrem Landes-Herrn ſchuldige Præſtanda auf- bringen koͤnnen, die Regenten hingegen dieſe Fruͤchte davon einſammlen, daß ihnen ihre eige- nen Revenües vorſetzlich geſchwaͤchet werden. Alſo iſt ſolchen gantz leichte abzuhelffen, wenn die Einquartierungen und Marche ſo eingerichtet werden, daß ſie, ſo viel moͤglich, keinen Strich Landes mehr als den andern beruͤhren, denen Soldaten aber uͤber die richtige Lehnung ein mehrers als das bloſſe Dach und Fach bey de- nen Einquartierungen und Marchen nicht zuge- ſtanden, oder ihnen hoͤchſtens uͤber die Haus- manns-Koſt nichts angewieſen;, die Officirer hingegen, die hierinnen nicht gnugſame Ordro halten, zu Erſetzung alles Schadens alſofort ange- halten, und hieruͤber mit der Verjagung annoch abſonderlich beſtrafft werden, dergleichen auch bey denen Exceſſen, wenn ſie nicht inne gehalten wuͤrden, billig zu obſerviren iſt. Vid. Leibs IVte Probe IV. Cap. p. 53. §. 24. Es iſt ſehr wohl gethan, wenn die Lan- des-Fuͤrſten anbefehlen, daß, wenn die Trouppen ein-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1428>, abgerufen am 09.06.2024.