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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Suffragii habe, ja es ist dieser nur allein befugt,
denen Wahl- und Churfürsten-Tägen beyzu-
wohnen, indem diese Conventa lediglich in An-
sehung der Ertz-Aemter gehalten werden. Es
ist ungewiß, wer in diesem Fall bey den Reichs-
und Deputations-Tägen erscheinen soll. Es
hat zwar das Ansehen als ob das Recht des
Suffragii und der Session dem Agnaten zukä-
me, der vermöge der güldenen Bulle Vormund
ist, indem auch dieses der Churfürstl. Praeroga-
tiv
gemäß, daß die Chur-Fürsten auff den
Reichs-Tägen ein besonder Collegium consti-
tui
ren. Da aber die Churfürsten dieses Recht
nicht Krafft ihrer Ertz-Aemter exerciren, son-
dern als Fürsten und Reichs-Stände, so ihnen
mit den übrigen Ständen gemeinschafftlich, so
ist zu behaupten, daß auff diesen Comitiis, die
im Testament gegebene Vormünder und zwar
alleine das Recht des Suffragii haben, wenn
der Agnate nicht auch zugleich im Testament
mit gegeben ist, weil dieses nicht eine Hand-
lung eines Churfürstl. officii ist, sondern der
gemeinen Reichs-Stände. Jst aber der
Agnate zugleich im Testament mit zum Vor-
mund declarirt, so ist kein Zweiffel, daß ihm
auch die Vormundschafft der Lande zustehe.

§. 19. Es haben zwar einige zweiffeln wol-
len, ob auch Fürstl. Personen andere privat-

Leute



Suffragii habe, ja es iſt dieſer nur allein befugt,
denen Wahl- und Churfuͤrſten-Taͤgen beyzu-
wohnen, indem dieſe Conventa lediglich in An-
ſehung der Ertz-Aemter gehalten werden. Es
iſt ungewiß, wer in dieſem Fall bey den Reichs-
und Deputations-Taͤgen erſcheinen ſoll. Es
hat zwar das Anſehen als ob das Recht des
Suffragii und der Seſſion dem Agnaten zukaͤ-
me, der vermoͤge der guͤldenen Bulle Vormund
iſt, indem auch dieſes der Churfuͤrſtl. Præroga-
tiv
gemaͤß, daß die Chur-Fuͤrſten auff den
Reichs-Taͤgen ein beſonder Collegium conſti-
tui
ren. Da aber die Churfuͤrſten dieſes Recht
nicht Krafft ihrer Ertz-Aemter exerciren, ſon-
dern als Fuͤrſten und Reichs-Staͤnde, ſo ihnen
mit den uͤbrigen Staͤnden gemeinſchafftlich, ſo
iſt zu behaupten, daß auff dieſen Comitiis, die
im Teſtament gegebene Vormuͤnder und zwar
alleine das Recht des Suffragii haben, wenn
der Agnate nicht auch zugleich im Teſtament
mit gegeben iſt, weil dieſes nicht eine Hand-
lung eines Churfuͤrſtl. officii iſt, ſondern der
gemeinen Reichs-Staͤnde. Jſt aber der
Agnate zugleich im Teſtament mit zum Vor-
mund declarirt, ſo iſt kein Zweiffel, daß ihm
auch die Vormundſchafft der Lande zuſtehe.

§. 19. Es haben zwar einige zweiffeln wol-
len, ob auch Fuͤrſtl. Perſonen andere privat-

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[236/0256] Suffragii habe, ja es iſt dieſer nur allein befugt, denen Wahl- und Churfuͤrſten-Taͤgen beyzu- wohnen, indem dieſe Conventa lediglich in An- ſehung der Ertz-Aemter gehalten werden. Es iſt ungewiß, wer in dieſem Fall bey den Reichs- und Deputations-Taͤgen erſcheinen ſoll. Es hat zwar das Anſehen als ob das Recht des Suffragii und der Seſſion dem Agnaten zukaͤ- me, der vermoͤge der guͤldenen Bulle Vormund iſt, indem auch dieſes der Churfuͤrſtl. Præroga- tiv gemaͤß, daß die Chur-Fuͤrſten auff den Reichs-Taͤgen ein beſonder Collegium conſti- tuiren. Da aber die Churfuͤrſten dieſes Recht nicht Krafft ihrer Ertz-Aemter exerciren, ſon- dern als Fuͤrſten und Reichs-Staͤnde, ſo ihnen mit den uͤbrigen Staͤnden gemeinſchafftlich, ſo iſt zu behaupten, daß auff dieſen Comitiis, die im Teſtament gegebene Vormuͤnder und zwar alleine das Recht des Suffragii haben, wenn der Agnate nicht auch zugleich im Teſtament mit gegeben iſt, weil dieſes nicht eine Hand- lung eines Churfuͤrſtl. officii iſt, ſondern der gemeinen Reichs-Staͤnde. Jſt aber der Agnate zugleich im Teſtament mit zum Vor- mund declarirt, ſo iſt kein Zweiffel, daß ihm auch die Vormundſchafft der Lande zuſtehe. §. 19. Es haben zwar einige zweiffeln wol- len, ob auch Fuͤrſtl. Perſonen andere privat- Leute

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/256>, abgerufen am 28.04.2024.