Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

N001
die Bauern, die die Wege ausbesserten, hatten zu ih- N002
rem Schutze hier und da Feuer angezündet, um die N003
sie sich mit den Köpfen drängten, wenn sie nicht an- N004
derweitig gebraucht wurden, und lieber den Rauch N005
des Feuers ertrugen, um nur vor den Mücken ge- N006
schützt zu sein 1).

N001
Anstehendes Gestein war im Ganzen an dem Wege N002
nur wenig zu sehen. Das Gestein, dessen man sich zum N003
Ausbessern der Strasse an der Tura bediente, war ein sehr N004
quarzreicher Talkschiefer, den wir aber nicht an Ort und N005
Stelle gesehen haben. Die Ufer sind bei dem Ueber- N006
gange über die Tura nur flach, und hervorspringende N007
Felsen finden sich auch später an der linken Seite, N008
wo der Weg entlang geht, nicht, wenngleich sie sich N009
am rechten Ufer bald recht schroff und steil erheben. N010
Schon bei Nechoroschkowa, der ersten 40 Werst von N011
Nischne-Turinsk entfernten Station, hatten auch diese N012
sich wieder gesenkt; die Ufer waren beide flach, be- N013
standen jedoch, wie das Bette des Flusses, nur aus N014
Felsen von massiger und wulstförmiger Bildung. Das N015
Gestein war ein Syenit von mittlerm Korn, der aus N016
graulichweissem Feldspath, ebenso gefärbtem Albit, N017
graulichschwarzer Hornblende und grünlichschwarzem N018
Glimmer bestand. Wegen der gleichen Farbe war in N019
diesem Gestein der Albit nur bei genauer Betrachtung

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Die Bauern müssen in diesen menschenleeren Gegenden zur N002
Ausbesserung der Wege oft von weiter Ferne herkommen. Sie hal- N003
ten sich dann so lange in der Nähe der Wege auf, bis sie mit ihrem N004
Districte fertig sind, und bauen sich deshalb kleine Hütten zur Seite N005
des Weges, die sie aus Stangen zusammenschlagen, und auf eine ei- N006
genthümliche Weise durch Platten von Birkenrinde von mehr als N007
Quadratfuss-Grösse decken. Der Birkenrinde bedienen sie sich auch N008
noch zu manchen andern Zwecken, namentlich zur Verfertigung von N009
Trinkgeschirren, und schälen dazu die Stämme von Birken meistens N010
einige Fuss über der Wurzel, und gewöhnlich nur auf etwa 1 Fuss N011
Breite ab, ohne sie, wie man sagt, durch diese Behandlung zu Grunde N012
zu richten.

N001
die Bauern, die die Wege ausbesserten, hatten zu ih- N002
rem Schutze hier und da Feuer angezündet, um die N003
sie sich mit den Köpfen drängten, wenn sie nicht an- N004
derweitig gebraucht wurden, und lieber den Rauch N005
des Feuers ertrugen, um nur vor den Mücken ge- N006
schützt zu sein 1).

N001
Anstehendes Gestein war im Ganzen an dem Wege N002
nur wenig zu sehen. Das Gestein, dessen man sich zum N003
Ausbessern der Strasse an der Tura bediente, war ein sehr N004
quarzreicher Talkschiefer, den wir aber nicht an Ort und N005
Stelle gesehen haben. Die Ufer sind bei dem Ueber- N006
gange über die Tura nur flach, und hervorspringende N007
Felsen finden sich auch später an der linken Seite, N008
wo der Weg entlang geht, nicht, wenngleich sie sich N009
am rechten Ufer bald recht schroff und steil erheben. N010
Schon bei Nechoroschkowa, der ersten 40 Werst von N011
Nischne-Turinsk entfernten Station, hatten auch diese N012
sich wieder gesenkt; die Ufer waren beide flach, be- N013
standen jedoch, wie das Bette des Flusses, nur aus N014
Felsen von massiger und wulstförmiger Bildung. Das N015
Gestein war ein Syenit von mittlerm Korn, der aus N016
graulichweissem Feldspath, ebenso gefärbtem Albit, N017
graulichschwarzer Hornblende und grünlichschwarzem N018
Glimmer bestand. Wegen der gleichen Farbe war in N019
diesem Gestein der Albit nur bei genauer Betrachtung

[footnote reference]
[footnote reference] N001
1) Die Bauern müssen in diesen menschenleeren Gegenden zur N002
Ausbesserung der Wege oft von weiter Ferne herkommen. Sie hal- N003
ten sich dann so lange in der Nähe der Wege auf, bis sie mit ihrem N004
Districte fertig sind, und bauen sich deshalb kleine Hütten zur Seite N005
des Weges, die sie aus Stangen zusammenschlagen, und auf eine ei- N006
genthümliche Weise durch Platten von Birkenrinde von mehr als N007
Quadratfuss-Grösse decken. Der Birkenrinde bedienen sie sich auch N008
noch zu manchen andern Zwecken, namentlich zur Verfertigung von N009
Trinkgeschirren, und schälen dazu die Stämme von Birken meistens N010
einige Fuss über der Wurzel, und gewöhnlich nur auf etwa 1 Fuss N011
Breite ab, ohne sie, wie man sagt, durch diese Behandlung zu Grunde N012
zu richten.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0422" xml:id="img_0422" n="388"/>
        <p><lb n="N001"/>
die Bauern, die die Wege ausbesserten, hatten zu ih-             <lb n="N002"/>
rem Schutze hier und da Feuer angezündet, um die             <lb n="N003"/>
sie sich mit den Köpfen drängten, wenn sie nicht an-             <lb n="N004"/>
derweitig gebraucht wurden, und lieber den Rauch             <lb n="N005"/>
des Feuers ertrugen, um nur vor den Mücken ge-             <lb n="N006"/>
schützt zu sein 1).</p>
        <p><lb n="N001"/>
Anstehendes Gestein war im Ganzen an dem Wege             <lb n="N002"/>
nur wenig zu sehen. Das Gestein, dessen man sich zum             <lb n="N003"/>
Ausbessern der Strasse an der Tura bediente, war ein sehr             <lb n="N004"/>
quarzreicher Talkschiefer, den wir aber nicht an Ort und             <lb n="N005"/>
Stelle gesehen haben. Die Ufer sind bei dem Ueber-             <lb n="N006"/>
gange über die Tura nur flach, und hervorspringende             <lb n="N007"/>
Felsen finden sich auch später an der linken Seite,             <lb n="N008"/>
wo der Weg entlang geht, nicht, wenngleich sie sich             <lb n="N009"/>
am rechten Ufer bald recht schroff und steil erheben.             <lb n="N010"/>
Schon bei Nechoroschkowa, der ersten 40 Werst von             <lb n="N011"/>
Nischne-Turinsk entfernten Station, hatten auch diese             <lb n="N012"/>
sich wieder gesenkt; die Ufer waren beide flach, be-             <lb n="N013"/>
standen jedoch, wie das Bette des Flusses, nur aus             <lb n="N014"/>
Felsen von massiger und wulstförmiger Bildung. Das             <lb n="N015"/>
Gestein war ein Syenit von mittlerm Korn, der aus             <lb n="N016"/>
graulichweissem Feldspath, ebenso gefärbtem Albit,             <lb n="N017"/>
graulichschwarzer Hornblende und grünlichschwarzem             <lb n="N018"/>
Glimmer bestand. Wegen der gleichen Farbe war in             <lb n="N019"/>
diesem Gestein der Albit nur bei genauer Betrachtung</p>
        <note place="foot" n="[footnote reference]"><lb n="N001"/>
1) Die Bauern müssen in diesen menschenleeren Gegenden zur             <lb n="N002"/>
Ausbesserung der Wege oft von weiter Ferne herkommen. Sie hal-             <lb n="N003"/>
ten sich dann so lange in der Nähe der Wege auf, bis sie mit ihrem             <lb n="N004"/>
Districte fertig sind, und bauen sich deshalb kleine Hütten zur Seite             <lb n="N005"/>
des Weges, die sie aus Stangen zusammenschlagen, und auf eine ei-             <lb n="N006"/>
genthümliche   Weise durch Platten von Birkenrinde von mehr als             <lb n="N007"/>
Quadratfuss-Grösse decken. Der Birkenrinde bedienen sie sich auch             <lb n="N008"/>
noch zu manchen andern Zwecken, namentlich zur Verfertigung von             <lb n="N009"/>
Trinkgeschirren, und schälen dazu die Stämme von Birken meistens <lb n="N010"/>
einige Fuss über der Wurzel, und gewöhnlich nur auf etwa 1 Fuss             <lb n="N011"/>
Breite ab, ohne sie, wie man sagt, durch diese Behandlung zu Grunde             <lb n="N012"/>
zu richten.</note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[388/0422] N001 die Bauern, die die Wege ausbesserten, hatten zu ih- N002 rem Schutze hier und da Feuer angezündet, um die N003 sie sich mit den Köpfen drängten, wenn sie nicht an- N004 derweitig gebraucht wurden, und lieber den Rauch N005 des Feuers ertrugen, um nur vor den Mücken ge- N006 schützt zu sein 1). N001 Anstehendes Gestein war im Ganzen an dem Wege N002 nur wenig zu sehen. Das Gestein, dessen man sich zum N003 Ausbessern der Strasse an der Tura bediente, war ein sehr N004 quarzreicher Talkschiefer, den wir aber nicht an Ort und N005 Stelle gesehen haben. Die Ufer sind bei dem Ueber- N006 gange über die Tura nur flach, und hervorspringende N007 Felsen finden sich auch später an der linken Seite, N008 wo der Weg entlang geht, nicht, wenngleich sie sich N009 am rechten Ufer bald recht schroff und steil erheben. N010 Schon bei Nechoroschkowa, der ersten 40 Werst von N011 Nischne-Turinsk entfernten Station, hatten auch diese N012 sich wieder gesenkt; die Ufer waren beide flach, be- N013 standen jedoch, wie das Bette des Flusses, nur aus N014 Felsen von massiger und wulstförmiger Bildung. Das N015 Gestein war ein Syenit von mittlerm Korn, der aus N016 graulichweissem Feldspath, ebenso gefärbtem Albit, N017 graulichschwarzer Hornblende und grünlichschwarzem N018 Glimmer bestand. Wegen der gleichen Farbe war in N019 diesem Gestein der Albit nur bei genauer Betrachtung [footnote reference] [footnote reference] N001 1) Die Bauern müssen in diesen menschenleeren Gegenden zur N002 Ausbesserung der Wege oft von weiter Ferne herkommen. Sie hal- N003 ten sich dann so lange in der Nähe der Wege auf, bis sie mit ihrem N004 Districte fertig sind, und bauen sich deshalb kleine Hütten zur Seite N005 des Weges, die sie aus Stangen zusammenschlagen, und auf eine ei- N006 genthümliche Weise durch Platten von Birkenrinde von mehr als N007 Quadratfuss-Grösse decken. Der Birkenrinde bedienen sie sich auch N008 noch zu manchen andern Zwecken, namentlich zur Verfertigung von N009 Trinkgeschirren, und schälen dazu die Stämme von Birken meistens N010 einige Fuss über der Wurzel, und gewöhnlich nur auf etwa 1 Fuss N011 Breite ab, ohne sie, wie man sagt, durch diese Behandlung zu Grunde N012 zu richten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

OCR-D: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-10-24T14:49:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Dennis Dietrich, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-10-24T14:49:29Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR ohne Nachkorrektur.

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.ocr-d.de/gt_guidelines formulierten Richtlinien und wurde in Richtung des Zielformats DTABf angepasst.

Der Textinhalt einzelner Tabellen wurde von der OCR nur teilweise erfasst.

Weitere Textphänomene wurden wie folgt behandelt:

  • Bogensignaturen: gekennzeichnet;
  • Druckfehler: dokumentiert;
  • fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
  • langes s (ſ): als s transkribiert;
  • Normalisierungen: dokumentiert;
  • Seitenumbrüche markiert: ja;
  • Silbentrennung: wie Vorlage;
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst;
  • Zeichensetzung: wie Vorlage;
  • Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/422
Zitationshilfe: Gustav Rose: Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. Band 1. Berlin, 1837, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rose_ural01_1837/422>, abgerufen am 07.05.2024.